Zwölf Betten für Todkranke und ein Begegnungsort für die Stadt: Auf einem Grundstück der evangelischen Lutherkirche Giesing könnte das dritte stationäre Hospiz in München entstehen. Ob das Projekt, das der ambulante Hospizverein DaSein schon seit 2019 vorantreibt, am Ort des ehemaligen Gemeindehauses Wirklichkeit wird, hängt von den Entscheidungen der Stadtplanungs- und der Lokalbaukommission ab. Die nächste Sitzung der Stadtplaner ist für den 8. Februar anberaumt, das Hospizprojekt steht auf der Tagesordnung.

Für Lutherkirchenpfarrer Micha Boerschmann ist der Hospizverein ein Wunschkandidat: "Kernanliegen des Kirchenvorstands ist, dass auf dem Grundstück des alten Gemeindehauses ein soziales Projekt entsteht, das gut ist für den Stadtteil." Ein Hospiz als Nachbar setze außerdem mit der Frage nach dem Umgang mit Tod und Sterben einen neuen Schwerpunkt für die Gemeinde. Im Sinne einer Profilierung sei das sinnvoll:

"Menschenwürdiges Sterben ist ganz klar ein kirchliches Thema."

Der Hospizverein ist für die Gemeinde ein Glücksfall 

Das Gemeindehaus an der Weinbauernstraße und das Pfarrhaus an der Martin-Luther-Straße waren seit langem renovierungsbedürftig. Da die Finanzmittel für beide Projekte fehlten, habe man sich schon vor vielen Jahren entschlossen, das Grundstück an der Weinbauernstraße in Erbpacht zu vergeben und so den Umbau des Pfarrhauses zum neuen Zentrum zu finanzieren, erklärte Boerschmann. Das Konzept der Erbpacht ist für die Lutherkirche nicht neu: 1920 hatte der evangelische Verein das Haus an der Weinbauernstraße gekauft und bis 1944 als Lokal verpachtet, um mit dem Erlös den Kirchbau zu finanzieren.

Für die Neuauflage des Modells hatte ursprünglich die Landeskirche als Pächter zugesagt mit dem Ziel, dort bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Nach deren überraschendem Rückzug habe man nach einem anderen Pächter gesucht, sagte der Pfarrer. Zufällig sei man auf den Hospizverein DaSein gestoßen. Ein Glücksfall, findet Micha Boerschmann:

"Das ist genau das, was zu uns passt."

Dass die Pläne nun vorzeitig bekannt geworden sind, bringe das Projekt hoffentlich schneller voran. Wenn das Hospiz auf Kirchengrund gebaut werden könne, "dann gibt es mit Sicherheit Kooperationsmöglichkeiten zwischen der Gemeinde und dem Verein", so Boerschmann.