"Dass soziale Berufe für eine Gesellschaft unverzichtbar sind, muss auch nach Corona in Erinnerung bleiben", sagte Nolting, derzeit auch Sprecher des Netzwerks "Großstadtdiakonie", bei einer Pressekonferenz.
Hinter der vordergründigen Bewunderung für Pflegefachkräfte schwinge noch zu oft Skepsis und Geringschätzung mit, sagte der Pfarrer, der zuletzt 18 Jahre lang die Diakonie Düsseldorf geleitet hat.
Soziale Berufe attraktiver machen
Die Berufsbilder von Erzieherinnen oder Pflegefachkräften müssten jetzt "positiv in der Gesellschaft verankert" werden. Um soziale Berufe attraktiver zu machen, seien auch höhere Einstiegsgehälter nötig. Dafür werde er sich mit dem diakonischen Städtenetzwerk auf Bundesebene einsetzen, so Nolting.
Höhere Gehälter und Freiwilligenagentur
Zudem kündigte Nolting eine Freiwilligenagentur an, die in drei Monaten an den Start gehen soll. Ziel sei es, durch neue Ehrenamts-Profile auch Studierenden und Menschen mit knappem Zeitbudget einen sinnvollen Einsatz zu ermöglichen.
"Die Bürgerschaft hier scheint ein solidarisches Gefüge zu sein, das seine Aktivitäten unheimlich schnell entfalten kann", schilderte der 56-Jährige seine Eindrücke der ersten beiden München-Wochen.
Dieses "enorme Potenzial" wolle er für die Innere Mission, aber auch für andere Wohlfahrtsverbände und kleinere Initiativen besser und für die Ehrenamtlichen passgenau nutzen.
Arbeit mit Ehrenamtlichen
Auch für die Freiwilligen-Programme großer Konzerne wolle er sinnvolle Einsatzmöglichkeiten anbieten: "Ein Tagesausflug mit Senioren bringt allen Beteiligten mehr als ein gestrichener Kindergartenflur", so Nolting.
Grundsätzlich zeigte sich der Diakoniefachmann vom Koalitionsvertrag der Stadtspitze beeindruckt. "Da steht viel drin, wovon ich dachte, man muss es fordern", so der neue Vorstand. Sein Ziel sei, die Stadtpolitik konstruktiv zu begleiten und dafür zu sorgen, "dass unsere Sicht und Stimme gehört wird".
Innovative Ansätze
Offen zeigte sich der kunstaffine Theologe auch für innovative Ansätze: "Wo können digitale Lösungen oder Robotik unseren Klienten helfen?" Als großer diakonischer Träger müsse die Innere Mission München "viele kreative Methoden ausprobieren", so Nolting, der in der Düsseldorfer Diakonie eine Abteilung für soziale Innovationen hatte.
Thorsten Nolting ist seit 1. Juni 2020 Vorstand der Inneren Mission München. Der Pfarrer leitete zuvor 18 Jahre lang die Diakonie Düsseldorf. Der 56-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder im Teenageralter. Neben dem Sozialen und der Kunst schlägt sein Herz für Fußball: Nolting ist Mitglied der Fortuna Düsseldorf.