Unter dem Hashtag "#WärmeWinter" haben die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Diakonie Kirchengemeinden aufgerufen, sich noch stärker für Menschen einzusetzen, die unter steigenden Energiepreisen leiden. Als Beispielsmaßnahmen werden Wärmestuben in Gemeindegebäuden, Essensausgaben und Beratungsangebote genannt.

EKD übernimmt Narrativ der Bundesregierung

Das von der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus und Diakonie-Präsident Ulrich Lilie unterschriebene Papier warnt vor einer Bewährungsprobe in der Gesellschaft und einem "Wutwinter". EKD und Diakonie bewegen sich damit erneut treu im Narrativ, das die Bundesregierung seit Monaten den Deutschen aufzwängt.

Es begann, als der Wirtschaftsminister Ende März im ZDF Deutschland als "Wirtschaftskriegspartei" ausrief. Das Land ist also im Krieg, und der bedeutet Mangel. Die Älteren erinnern sich noch an den "Hungerwinter 1946/47", der ein in Trümmern liegendes Deutschland eiskalt erwischte. Freilich ist die Ausgangslage der Menschen in der weltweit (noch) viertgrößten Wirtschaftsnation eine andere, das Horrorszenario ist aber vor Augen.

Regierung heillos überfordert

Im Juli warnte daher dann die Außenministerin präventiv vor Volksaufständen. Wer angesichts exorbitant gestiegener Preise für Energie und Lebensmittel oder notorischen Festhaltens am Ausstieg aus vorhandenen Energiequellen der heillos überforderten Regierung vorwirft, dass sie die Inflation durch wie Manna vom Himmel regnendes Geld anheizt, während Konzerne verstaatlicht werden und satte Gewinne einfahren – der gilt als "Wutbürger".

Der Aufruf von EKD und Diakonie ist zwar im Kern richtig. Allerdings erinnert das kritiklose Hinnehmen des politischen Kurses frappierend an den Winter 2020. Damals versuchten die Kirchen, die Symptome einer völlig ziellosen Corona-Politik mit beherztem Einsatz für die Menschen ideenreich zu bekämpfen, boten den politisch Verantwortlichen aber kaum Paroli, sondern ertrugen still.

Was sollen Gemeinden noch alles leisten?

Gemeinden fragen sich jetzt wieder, was sie denn noch alles leisten sollen? Beispiele überlaufener Tafeln oder desillusionierter Ehrenamtlicher gibt es genug. Diakonie als gelebte Nächstenliebe ist eine der drei klassischen Aufträge der Kirche. Dazu gehören mit der Verkündigung des Evangeliums (Martyria) und dem gefeierten Glauben (Liturgia) aber noch zwei weitere, die es jetzt braucht.

Warme Worte statt warme Stuben? Nein. Aber man muss neben der sachlichen Hilfe auch Trost und Hoffnung spenden. Und benennen, dass viele Probleme im Land hausgemacht sind. Auch wenn sich die Regierung unter dem Krieg in der Ukraine als alleinige Ursache gerne wegduckt.