Eigentlich wollte Max Jordan nach erreichter Mittlerer Reife Fliesenleger werden. "Ich hatte auch bereits meine Ausbildung begonnen und auf dem Bau gearbeitet. Bald merkte ich aber, dass dies doch noch nicht das Richtige für mich war", erinnert sich der 26-Jährige an die Phase vor nunmehr fünf Jahren.

Damals kam dem Weißenburger das schon eine Weile zurückliegende Jahr in einem Altenheim in Ellingen in den Sinn. Dort ließ ihn die Arbeit mit Seniorinnen und Senioren weitaus zufriedener in den Feierabend gehen als nach einem Tag auf der Baustelle.

"Jetzt oder nie"

"Mit 21 sagte ich mir dann, jetzt oder nie", erklärt Jordan. Im Klinikum in Roth absolvierte er die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Heute arbeitet er mit Menschen mit Behinderung auf dem Auhof der Rummelsberger Diakonie nahe Hilpoltstein. "Jetzt bin ich angekommen", ist Max überzeugt.

Ursula Kolb-Steil kennt einige solcher Geschichten. Die Initiatorin des Freiwilligen Sozialens Schuljahrs (FSSJ) war 2007 auf ein ähnliches Projekt aufmerksam gemacht worden, das die Caritas in Neustadt an der Aisch mit Erfolg in ihrer Region an Schulen anbot. Die Weißenburger Pfarrerin fragte an ihrer damaligen Realschule herum, ob sich unter den Schülerinnen und Schülern Interessierte fänden und holte die Diakonie mit ins Boot, die Kontakte herstellen und Rahmenbedingungen vereinbaren sollte.

"Schon nach kurzer Zeit war das FSSJ ein echter Renner", erinnert sich Kolb-Steil.

Ob Freiwillige Feuerwehr, Rettungsdienst, Sportverein oder andere Organisationen: An verschiedenen Stellen können sich Jugendliche in die Gesellschaft einbringen und sie mitgestalten. "Außerdem erhält man ein Zeugnis der Einsatzstellen, mit dem bei zukünftigen Ausbildungsstätten und Arbeitgebern das große Engagement, Durchhaltevermögen und die soziale Kompetenz belegt werden kann", sagt die Pfarrerin.

Wissen, was nichts für einen ist

Zudem helfe die regelmäßige Beschäftigung über ein ganzes Jahr in einer Einrichtung auch bei der persönlichen Orientierung.

"Manche wissen danach auch, was nichts für sie ist."

"Durchgezogen" wird das Jahr aber in der Regel immer. Die Eltern- und Jugendberatung des Diakonischen Werks Weißenburg-Gunzenhausen übernimmt die Organisation des Projekts und sorgt dafür, dass jede Schülerin und jeder Schüler von Mittel-, Realschule oder aus dem Gymnasium während der Einsatzzeit einen Ansprechpartner hat. Bei Beraterin Doris Gsänger laufen die Fäden zusammen.

"Wer ein Jahr lang fest zu einem Team gehört, läuft auch nicht so nebenbei mit, sondern wird fest eingeplant. Auch ein spannender Lernprozess", erklärt sie.

Damit jeder weiß, was zu tun ist und erwartet werden darf, wird eine Art "Arbeitsvertrag" aufgesetzt, in dem die jeweiligen Pflichten und Anforderungen von Schüler und Stelle notiert werden. Die Neuntklässler suchen sich ihren Wunsch-Einsatzort selbst aus und kommen zu einem Vorstellungsgespräch vorbei. Auch die persönliche Initiative gehört mit dazu.

Rückmeldungen mitunter zum Schmunzeln

Im Laufe der Jahre sind immer wieder neue Einsatzstellen dazu gekommen. 84 verzeichnete Doris Gsänger im vergangenen Jahr. Was sie dabei so manchmal als Rückmeldung aus der Lehrerschaft erhält, lässt sie auch schmunzeln.

"Keiner im gesamten Lehrerzimmer hätte den Burschen für solch einen sozialen Menschen gehalten", hatte ihr neulich ein Pädagoge über einen Schüler erzählt, der schon mehrere Schulverweise erhalten hatte.

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