Dort betreiben drei unterschiedliche Gemeinden seit Jahresbeginn einen "kirchlichen Startup". "Missional – Unkonventionell – Tandem" – aus diesen Begriffen setzt sich die Initiative "MUT" zusammen. Die bayerische evangelische Landeskirche (ELKB) will drei Jahre lang mit drei Millionen Euro ausgewählte Projekte in den Gemeinden anschieben, die diesen Vorgaben entsprechen.

Eckcafé hat kürzlich eröffnet

Auch  das ökumenische Zentrum in Langwasser mit den Gemeinden Martin-Niemöller-Kirche (evangelisch) und Maximilian Kolbe (katholisch) sowie der Freien Christengemeinde hat den Zuschlag erhalten und kürzlich mit dem "Eckcafé" in einem leer stehenden Ladengeschäft direkt neben der U-Bahn-Station Langwasser-Nord eröffnet.

Dort gibt es seit Anfang Januar eine Auswahl an fairen Produkten aus dem Eine-Welt-Laden des Zentrums sowie Schmuck- und Babykleidung zu kaufen. Darauf findet man neben kindgerecht gestaltet auch Bibelverse oder Schutzengel. Daneben sollen ein Kaffee- und Kuchenangebot und eine Spielecke für Kinder vor allem junge Familien anlocken.

"So etwas gibt es bislang noch nicht in der gesamten Region", erklärt Dorothea Bohner, Pastorin der Freien Christengemeinde. Die aus Feucht stammende Gemeindepädagogin hat ihren Job bei der Freikirche reduziert und arbeitet nun als Minijobberin im "Eckcafé". Rund ein Jahr lang hat sie Spender und Stifter akquiriert, um die Einrichtung des bananenförmigen Raumes zu finanzieren.

"Was ist eigentlich katholisch?"

Am gemütlichen Holztisch neben der Bastel- und Bauecke und dem bunten Teppich können sich im "Eckcafé" Frauen und Männer mit ihren kleinen Kindern zum Kaffee trinken treffen und ins Gespräch kommen. Diese Unterhaltungen drehen sich dann oft ganz zwangsläufig um das Konzept des Cafés an sich und landen schnell bei den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der drei Gemeinden, die das unkonventionelle Dreier-Projekt als "Tandem" ganz konfessionsübergreifend – und damit missional –  stemmen.

"Das können ganz einfache Fragen sein. Zum Beispiel, was eigentlich katholisch contra evangelisch bedeutet oder auch tiefer gehende Themen wie die Rituale bei Taufe und Trauung", sagt Bohner. Hierüber komme man auch oft auf die Frage, warum Kirche eigentlich heute noch relevant für das Leben ist und man seinen Glauben leben kann. Sie selbst muss dann oft auch erklären, was die Freie Christengemeinde eigentlich so macht. Dann hebt sie gerne die Arme und zeigt: "Wir beten so, nicht mit gefalteten Händen."

Der Vermieter, die Nürnberger Wohnungsgenossenschaft, ist mit der Miete entgegen gekommen, rund 10.000 Euro haben die Kirchengemeinden bisher in den Laden gesteckt. Die ELKB sponsert nun für die kommenden drei Jahre etwa ein Drittel der Gesamtkosten des Projekts, in erster Linie die Personalkosten, wie Pfarrer Joachim Habbe von der evangelischen Niemöller-Gemeinde erklärt. "Die Idee hatten wir drei schon länger, das MUT-Projekt kam dann wie gerufen, um sie endlich in die Tat umzusetzen", sagt er.

Bücherkino und Basteln

Neben dem Café soll es ein abwechslungsreiches Programm geben. Zusammen mit einer Handvoll Ehrenamtlichen aus den Gemeinden sollen Events wie Kasperle-Theater, Bastelaktionen, Musik oder Bücherkino für die Kleinen tagsüber auf die Beine gestellt werden. An den Abenden sind dann die Großen dran. Um Impulse für den Familienalltag zu senden, sollen dann beispielsweise Vorträge zur gewaltfreien Kommunikation in der Familie, Elternstammtische oder ähnliche Formen des Austausches und der Begegnung entstehen.

INFO: Das "Eckcafé" hat von Mittwoch bis Freitag von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr für Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren geöffnet, von 15 bis 17 Uhr für Familien mit Kindern von 4 bis 10 Jahren. Jeder vierte Dienstag im Monat gibt es von 19 bis 21 Uhr ein Vortragsangebot für Erwachsene. Mehr unter info@fcg-langwasser.de.