Stressfrei heiraten, ohne großen Aufwand – das war auch 2025 wieder möglich. Die Aktion "einfach heiraten" der Segen.Servicestelle der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern bot Paaren am 25. Mai 2025 die Gelegenheit, sich spontan segnen oder sogar evangelisch trauen zu lassen – in vielen Kirchen und besonderen Orten in ganz Bayern.
Erneut war die Aktion ein voller Erfolg. Laut Angaben der Landeskirche ließen sich 801 Paare trauen – vergangenes Jahr waren es 614 gewesen.
Zwei Pfarrerinnen erzählen hier, wie sie diesen besonderen Tag erlebt haben: Annika Kringel aus Winterhausen berichtet sehr persönlich und berührend von den Begegnungen mit den Paaren. Barbara Berckmueller aus Weiden zeichnet ein lebendiges Bild der Atmosphäre vor Ort – von Konfetti, Herzchendeko und dem spürbaren Segen Gottes.
Zwischen Knistern und Kuchen – ein Tag in Winterhausen

"Habt ihr die Hochzeitstorte schon ausgesucht?" "Ja, sauteuer, sag ich dir. Nächste Woche bringe ich das Kleid zur Schneiderin. Das wird auch nochmal ordentlich kosten." Solche Gespräche führe ich in den letzten Monaten häufiger. Ich komme jetzt in dieses typische Alter. An jedem Wochenende im Sommer heiratet ein anderes befreundetes Paar. Viele wollen nach der Feier der standesamtlichen Trauung keine kirchliche Hochzeit mehr. "Nein, das ist uns viel zu teuer, wir feiern nur einmal richtig groß."
Das ist nur einer der vielen Gründe, warum ich die Aktion "einfach heiraten" so cool finde. Ich mag dieses finanziell und mental herausfordernde Hochzeitsdenken nicht. Alles muss da so schrecklich perfekt sein. "einfach heiraten" ist der Gegenentwurf dazu. Klein, spontan und so herrlich authentisch.
Ja, diese und andere Gedanken tummeln sich in meinem Kopf, während ich nach Winterhausen fahre. Dort in der St. Nikolauskirche bin ich heute bereits das zweite Jahr als Pfarrerin bei "einfach heiraten" dabei. Das Team aus Pfarrpersonen und ehrenamtlichen Helfenden empfängt mich warmherzig. Fast alle waren auch im letzten Jahr dabei. Strahlende, aufgeregte Augen treffen sich. Kurze Absprachen und dann geht es auch schon los. Ich merke, wie mein Herz flattert. Vor Aufregung und einer ganz zarten Freude.
Die Tür öffnet sich und das erste Paar kommt herein. Ihre Augen wandern leicht unsicher durch den Raum. Sie hat einen kleinen, rosa Blumenstrauß dabei. Beide haben sich schick gemacht. Ich nehme das Paar in Empfang. Max und Heidi heißen sie. In einer knappen halben Stunde planen wir die Trauung. Den ersten Eindruck bekommt man von jemandem innerhalb von ein paar Sekunden, heißt es.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Lebensgeschichte in eine halbe Stunde passt. Max und Heidi erzählen von ihrer ersten Begegnung, einem ganz besonderen Brief und wie sie seitdem gemeinsam durchs Leben gehen. Heute wollen Sie für ihre Liebe einen Segen. Ich fühle mich, als wäre ich eine Tramperin. Ein Stück Weg darf ich mitfahren im Lebensgeschichtenauto der beiden.
"Was waren besondere Glücksmomente in eurer Beziehung?", frage ich sie. Max lächelt. "Da fällt mir nichts Besonderes ein, das ganze Leben mit dir ist Glück." Er erzählt von Urlauben und Mittagsschlaf blickt Heidi fröhlich an. Heidi lächelt. Hier knistert die Liebe ganz laut. Während der ganzen Segensfeier spürt man es. Nach der Segenszeremonie essen wir gemeinsam ein Stück Kuchen und unterhalten uns weiter. Dann fährt ihr Lebensgeschichtenauto weiter und auf mich wartet kurze Zeit später die nächste Begegnung.
Worauf es wirklich ankommt, das ist nicht der Geschmack der Torte. Es ist nicht der Strauß Blumen oder das passende Kleid. Es ist dieses glitzernde Knistern zwischen zwei Menschen. Kein Kleid kann es ersetzen und kein Kuchen kann es nachahmen.
Silvana und Jürgen sind eines der nächsten Paare. Sie wollen heute wirklich kirchlich heiraten. Einfach spontan und ohne viel drum herum. Ihr Knistern ist tief und zeugt von langer Verbundenheit.
Bei anderen Paaren sind die Gespräche geprägt von Lebenserfahrungen, die das Knistern mit Sorgenfalten spicken. Da wurde dem "in guten wie in schlechten Zeiten"- Eheversprechen bereits Rechnung getragen. Wie schön, dass Gott das ebenfalls versprochen hat.
Ein anderes Paar hat zwei Freunde dabei, die bei ihnen zu Besuch waren. "Einfach morgens vor die Wahl gestellt haben sie uns. Wir gehen heute spontan heiraten. Entweder ihr kommt mit oder ihr müsst jetzt fahren." Die beiden Freunde ließ sich das natürlich nicht entgehen. Wie oft kann man schon bei einer Spontantrauung dabei sein?
Mein nächstes Paar sind Ingo und Jolanta. Ihre Geschichte ist wieder eine ganz andere – voll von ganz eigenen Glücksmomenten und gespickt mit viel Humor. "Zwischen uns kann es schon auch mal gewittern – aber Gewitter reinigt ja die Luft", meint Ingo mit einem Augenzwinkern.
Silvana und Jürgen, Ingo und Jolanta, Heidi und Max und all die vielen anderen Paare. Sie haben heute ihre Lebensgeschichten mit uns geteilt.
Ja da hat es geknistert in der Luft. Nicht bedrohlich wie bei Gewitter, eher wie an einem wärmenden Lagerfeuer. Oder vielleicht knistert Gott ja auch selber, reibt die Hände aneinander aus lauter Freude und lässt Knisterfunken entstehen.
Worauf es wirklich ankommt beim Heiraten? Das ist die Liebe … in all ihren Gesichtern.
In zarten Augen und schimmernden Tränen. In lautem Lachen und einer stützenden Hand auf der Schulter, in Lachsalben und Sorgenfalten habe ich es gespürt – das Knistern der Liebe zwischen Menschen und das Liebesknistern von Gott.
Verschiedene Liebes- und Lebensgeschichten habe ich begleitet: so herrlich unvorhersehbar, unperfekt und chaotisch, wie nur das Leben sie schreiben kann – und Gott schwingt den Stift.
"Wenn ich einmal heirate", denke ich mir auf der Heimfahrt, "dann soll es genau so sein wie heute – einfach, lebensecht und mit ganz viel Knistern."
(Pfarrerin Annika Kringel, Winterhausen)

Pfarrerin Annika Kringel
Annika Kringel ist Pfarrerin in der Pfarrei im Main-Werntal. Sie liebt es, wenn Kirche nah bei den Menschen ist. Auf Instagram gibt sie als "pfarnikariat" Einblicke in ihr Leben als Pfarrerin.
Segen im Akkord – ein Fest der Liebe in Weiden
Es ist neun Uhr morgens, als im evangelischen Pfarramt in Weiden langsam Bewegung in die Gänge kommt. Die ersten Geistlichen treffen ein, herzlich begrüßt, mit Thermoskannen, Notizen, Requisiten und Ideen im Gepäck. Es wird gelacht, gescherzt und letzte Absprachen werden getroffen. In einer Stunde beginnt etwas, das zu diesem Zeitpunkt noch niemand in Weiden in seinem ganzen Ausmaß erahnen kann: "einfach heiraten", eine landeskirchenweite Aktion der bayerischen evangelischen Landeskirche. Zu diesem Zeitpunkt sind 12 Paare angemeldet.
"Schauen wir mal, ob sonst noch wer spontan vorbeikommt", sagt jemand. Außen regnet es, das Wetter ist nicht besonders einladend. Doch im Pfarramt und in der daneben liegenden Kirche haben ganz fleißige Helferinnen und Helfer am Tag davor mit Herzchendecko verschiedensten Formen, alles getan, um eine einladende Atmosphäre zu schaffen. 24 Mini Hochzeitstorten, liebevollst gebacken und dekoriert sind das Highlight.
Von 10 bis 17 Uhr, so der Plan, sollen Paare kommen können – ohne große Planung, ohne Formularstapel. Einfach vorbeikommen, sich segnen lassen, ihre Liebe feiern. Und die Geistlichen sind vorbereitet: Jede*r hat sich daheim Gedanken über mögliche Predigtimpulse gemacht. Als sich alle am Morgen gegenseitig ihre Ideen vorstellen, bricht Gelächter aus: denn nacheinander ziehen die Geistlichen Gegenstände aus ihren Taschen – und schnell wird klar, dass offenbar alle zu Hause denselben Gedanken hatten: "Für ein gutes Predigtgerüst braucht es unbedingt einen Gegenstand."
Bald steht ein bunter Haufen von Dinge auf dem Tisch: Da sind Spanngurte, die für Halt und Elastizität in der Beziehung stehen, Ferngläser für den Blick in die gemeinsame Zukunft, Wanderrucksäcke als Sinnbild für den gemeinsamen Weg, Herzchenbrillen, durch die die Liebe in neuem Licht erscheint, geflochtene Bänder als Zeichen für Verbundenheit – und natürlich: Konfetti. Viel Konfetti.
All diese Dinge dienen später als Einstieg, als Bild, als Brücke zu dem, was zählt: dem echten Leben der Paare. Denn nach einem persönlichen Gespräch werden daraus individuelle Segnungen, in die Stationen aus den Lebensgeschichten eingeflochten werden. Und genau darin liegt die große Stärke dieses Tages: tiefgründig und persönlich, mit einem Lächeln und jeder Menge Segen.
Und dann klingelt das Telefon. Eine Frau meldet sich, aufgeregt. Seit fünf Jahren ist sie mit ihrem Mann verheiratet. Sie hat im Radio von der Aktion gehört. Eben haben sie ihre alten Hochzeitskleider anprobiert – und festgestellt: Sie passen noch. "Die Beziehung passt auch noch", sagt sie. Jetzt möchten sie ihre Beziehung unter Gottes Segen stellen. Spontan. Aus dem Herzen heraus. Der erste Gänsehautmoment des Tages.

Fast zeitgleich steigt draußen eine Frau aus einem Auto. Ganz in Weiß, mit Reifrock, Schleppe, Schleier. Ein Bild wie aus einem Film – mitten in Weiden. Von nun an geht es im Pfarramt zu wie in einem Bienenstock. Es wird telefoniert, erklärt, Sprüche werden gesucht, Musik wird ausgewählt, Zeitlücken gesucht und organisiert. Menschen kommen einfach vorbei, andere sind angemeldet. Paare in Dirndl und Lederhose, im Brautkleid, in Jeans und Sneakers. Junge Menschen, Frischverliebte, Ehepaare, die ein halbes Leben schon miteinander teilen. Verheiratet, verlobt, mit oder ohne kirchlichen Segen – alle mit demselben Wunsch: "Wir wollen unsere Beziehung feiern, und den Segen Gottes spüren, dieses Kribbeln auf der Haut." Sagt ein Mann bei der Anmeldung.
Das Pfarramt wird zum Festhaus. In einem Raum melden sich Paare an, in einem anderen gibt es Kaffee und Tee zur Einstimmung. Es wird geredet, getröstet, gefragt. In stilleren Räumen führen die Geistlichen persönliche Gespräche, bereiten sich auf die nächsten Segnungen vor. Und in einem großen Raum funkelt es: Sektgläser klirren, die Mini-Hochzeitstorten werden verteilt, es wird diskutiert, wessen Hand beim Anschneiden oben liegt und immer wieder schallt ein fröhliches "Herzlichen Glückwunsch!" durch die Gänge. Die Stimmung ist so ganz besonders. So fröhlich und ausgelassen, so voller Liebe.
Es ist eng in den Fluren, aber das tut der Atmosphäre keinen Abbruch. Im Vorbeigehen gibt es spontane Komplimente – über das Kleid, die Blumen, die Geschichte, das Leben. Fremde lernen sich beim Sektempfang nach der Segnung kennen, tauschen Erinnerungen aus, erzählen von früher oder von ihren Zukunftsplänen. Es wird geweint – vor Rührung, vor Glück, manchmal vor Erleichterung. Menschen werden spontan umarmt. Zwischen Brautpaaren, Geistlichen, Helferinnen und Besuchenden entsteht eine Gemeinschaft, erfüllt von der Liebe und purer Freude über den Segen Gottes.

Und drüben in der Kirche wird im Akkord gesegnet – und doch individuell, persönlich, würdevoll. Konfetti fliegt. Musiker*innen geben Mini-Konzerte zum Besten. Erinnerungsfotos werden geschossen, mit Lachen, Freudentränen, Blumensträußen.
Am Ende des Tages sitzt eine Frau, die den ganzen Tag durch das Pfarramt gewirbelt ist – hier ein Sektglas, dort eine Anmeldung, dann eine Urkunde –, barfuß im Flur. Müde, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie sagt leise: "Das war heute wie eine große Familie, sowas Wundervolles habe ich noch nie erlebt"
Ich setzte mich daneben: "Das war der Segen Gottes. Da bin ich mir ganz sicher, heute habe ich ihn so richtig gespürt."
Weiden rund um die Kirche St. Michael war heute erfüllt vom Segen: Der Segen war in der Kirche zu spüren – bei jedem einzelnen Paar. Und im Pfarramt, da ist etwas so Einmaliges passiert: In dieser besonderen, offenen, liebevollen Gemeinschaft, die sich dort ganz spontan gebildet hat – zwischen Geistlichen, Paaren, Helfenden, Besuchenden – da war der Segen Gottes greifbar, spürbar, lebendig.
"Da hat der Heilige Geist durch die Gänge geweht", sagt eine der Mitwirkenden am Abend, die immer noch mitten im bunten Trubel steht.
Und so gehen wir spät, nachdem jeglicher Zeitplan gesprengt wurde, alle müde, lächelnd und gesegnet aus dem Pfarramt, dass sicher viele Tage noch mit Herzchendeko geschmückt sein wird und uns alle an diesen einmaligen Tag erinnert. Der Tag, an dem alle gemeinsam den Segen Gottes im Pfarramt ganz dolle gespürt haben.
(Pfarrerin Barbara Berckmüller, Weiden)

Pfarrerin Barbara Berckmüller
Barbara Berckmüller ist seit 2024 mit einer halben Gemeindestelle und einer halben Schulstelle Pfarrerin in Weiden.
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