Wenn ich in einem großen Gottesdienst sitze  und dieser langsam zum Ende kommt, wird meistens gemeinsam das "Vater unser" gebetet. In so einem Moment spüre ich die Gemeinschaft unter den Gläubigen deutlich. Wir geben untereinander Halt und helfen uns gegenseitig. Und jeder Mensch wird so angenommen, wie er ist. Und durch das gemeinsame Singen wird die Seele fröhlicher.

Immer weniger Jugendliche gehen freiwillig in die Kirche, da sie sich nicht mehr mit dem Kirchenprogramm identifizieren können. Es ist ihnen zu langweilig oder zu alt. Natürlich gibt es auch junge Menschen, die sich für den Glauben interessieren. Manche können sich sogar einen Beruf in diesem Feld vorstellen oder engagieren sich ehrenamtlich in der Kirche. 

Doch viele Jugendliche erreicht Kirche nicht. Es wäre also gut, das Engagement der Jugendlichen in Kirchen mehr zu fördern. 

Eine Kirchen-Bar für Jugendliche

Aus eigener Erfahrung kann ich vom ERK- Barprojekt berichten, dass von JiMs Bars aus Schleswig-Holstein inspiriert wurde. Das ERK-Barprojekt ist eine alkoholfreie Bar, die auf die Gefahren von Alkohol und Drogen aufmerksam machen soll. Dafür werden regelmäßig Barschulungen angeboten, wo Jugendliche und junge Erwachsene, in denen sie mithilfe eines professionellen Barkeepers für die Bar fit gemacht werden. Außerdem gehören dazu auch Hygieneunterweisung sowie eine Präventionsschulung zum Thema Alkohol und Drogen. Zudem kann bei einer Teilnahme von der Barschulung der ERK die Juleica verlängert werden.  Die ERK-Bar war auch beim Kirchentag 2023 in Nürnberg und hat dort auch ein großes Interesse bei den BesucherInnen gezeigt. 

Landesjugendkonferenzen für Ehrenamtliche und Hauptamtliche 

Ein gutes Angebot der Kirchen war auch die Landesjugendkonferenz in Dresden. Was bedeutet queer? Was ist lesbisch? Was bedeutet es, Trans zu sein? Wie kann ich mit solchen Themen in der kirchlichen Jugendarbeit umgehen? Mit dieser Thematik "LGBTQIA-WAS?" oder "Gestaltung von Angeboten für die queere Jugendarbeit"  trafen sich über 40 junge Menschen aus evangelisch-reformierten Kirchengemeinden aus ganz Deutschland, die hauptamtlich oder ehrenamtlich aktiv sind.

Referent Markus Felk informierte über "queere Jugendarbeit" und zeigte uns Anwendungsbeispiele, die für "queere Jugendarbeit" eingesetzt worden sind. Kim Bolte ist Jugendreferentin und hat uns erklärt, was LGBTQIA bedeutet, sowie einige wichtige Begriffserklärungen zu diesem Thema. Der Jugendausschuss erklärte sein Ziel, das Ehrenamt weiter auszubauen und die Personalverantwortung für die Hauptamtlichen in der Jugendarbeit wahrzunehmen. Und es gab Arbeitsgruppen, wo Jugendliche und junge Menschen in der Kirche mitarbeiten können. Zum Beispiel bei der Mitgestaltung von den Social-Media-Kanälen oder bei der aejn (Arbeitsgemeinschaft evangelische Jugend in Niedersachsen) und der aej (Arbeitsgemeinschaft evangelische Jugend in Niedersachsen).

Was lockt Jugendliche?  

Spannend finde ich auch die Aufklärungsarbeit für theologische Berufe. Dies kann zum Beispiel durch eine Informationsveranstaltung zum Thema "religiöse Berufe" passieren. Im  evangelischen Jugendhof Sachsenhain in Verden gibt es eine Veranstaltung, die über religiöse Berufe wie Diakon*in, Pastor*in oder Religionslehrkraft berichtet. Weitere Informationen dazu findet ihr auf deren Webseite. 

Ich glaube, dass diese Veranstaltung junge Menschen gut ansprechen kann, da die Teilnahme kostenlos ist und die Reisekosten von der Landeskirche erstattet werden. Du bekommst kleinschrittig die Möglichkeit, dich mit den verschiedenen kirchlichen Berufen auseinanderzusetzen. Du kannst deine Fragen zu Studium, Beruf und Studierendenleben notieren. Des Weiteren kannst du dich mit deinem Glauben und deinen Wünschen bezüglich des Berufsprofils auseinandersetzen. Und du erhältst auch in Einzelgesprächen mit anderen Teilnehmenden, Studierenden und berufliche Anregungen und Hinweise. 

Junge Kirche Luv in Lindau 

Ein weiteres Projekt, was ich während meines Bundesfreiwilligendienstes kennengelernt habe, ist die junge Kirche Luv in Lindau am Bodensee. Dort wird ein vielfältiges Programm zu der Förderung der Jugendarbeit angeboten. Ich habe mich dazu mit dem Pfarrer Philipp Müller getroffen und ihn interviewt. Er hat berichtet, dass die junge Kirche Luv vier Schlagworte hat: Pray, Meet, Build und Rock. Pray als der Bereich für das spirituelle Leben. Build bedeutet, dass Luv auch einen praktischen Anspruch hat - so haben die Jugendlichen zum Beispiel schon ihr eigenes Schiff gebaut. Build meint aber auch Mitbauen an einer besseren Welt, also sich ökologisch oder auch im sozialen Bereich zu engagieren. Es werden inklusive Jugendtreffen mit Jugendlichen mit und ohne Behinderung angeboten. Meet bedeutet einfach, dass sich hier junge Menschen treffen und zusammen Gemeinschaft erleben können. Und Rock betrifft alles, wo es um Party geht. Musik spielt eine große Rolle. Wir haben hier eine tolle Band, die auch unsere Gottesdienste, unsere Luv-Oasen trägt, und zum Beispiel auch U16-Partys, die wir hier anbieten, begleitet.

Philipp Müller sagte: 

Ich glaube, das haben wir als Alleinstellungsmerkmal, dass wir junge Menschen nicht allein mit solchen Fragen lassen, sondern, dass wir uns als BegleiterInnen anbieten. Wir können Jugendlichen helfen, für sich eine Orientierung zu finden. Was den Glauben und Religionen angeht, da geht es nicht darum, irgendwie die eine Wahrheit zu vermitteln. Ich sehe christliche Weltdeutung als ein Angebot der Sinnstiftung, wenn man sich da selbst wiederfinden kann.

Das ganze Interview mit ihm könnt ihr hier nachlesen.

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