Jeder kennt Katharina von Bora, die Frau des großen Reformators Martin Luther. Doch neben der "Lutherin" gab es noch eine Reihe anderer Frauen, die die Sache der Reformation vorwärts gebracht haben.

Eines der Porträts zeigt zum Beispiel Felicitas von Selmnitz, die 1528 vor Glaubensverfolgung aus dem katholischen Halle nach Wittenberg flieht. Handschriftliche Randnotizen in theologischen Büchern zeigen, wie sehr sich die Adlige die neue Lehre zueigen gemacht hat.

Bilder auf Rädern

Oder die Nonne Ottilie von Gerson, die aus dem Kloster flieht. 1523, als die Priesterehe noch verboten ist und "Pfaffenweiber" verachtet werden, heiratet sie den Reformator Thomas Müntzer, der zwei Jahre später verurteilt und hingerichtet wird. Oder Katharina von Schwarzenburg, die verfolgte Protestanten wochenlang auf ihrem Schloss versteckt und so vor dem Tod bewahrt. Später gründet die gebildete Landesmutter eine Mädchenschule.

Die Ausstellung tourt seit ihrer Eröffnung 2012 in doppelter Ausführung durch ganz Deutschland. Die Nachfrage ist groß: "Wir könnten auch vier Ausstellungen verleihen", sagt Koordinatorin Kristina Kootz von der EKM.

Interview mit Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler

Welche Rolle haben Frauen bei der Reformation gespielt?

Breit-Keßler: Sie haben durchaus im Vordergrund, oft aber auch im Schatten ihrer Männer dafür gesorgt, dass die Geistesgeschichte vernünftig voranging. Frauen, die als Fürstinnen oder Unternehmerinnen Einfluss hatten, haben diesen kräftig genutzt, um der Verbreitung des Evangeliums zu dienen und Protestanten vor Verfolgung zu schützen. Andere haben im heimischen Umfeld dafür gesorgt, dass der reformatorische Geist wach blieb.

Ist Luther ohne Katharina zu denken, die ihm Gesprächspartnerin und eine furiose Gastgeberin für Diskussionsrunden am heimischen Tisch war?

Kaum.

Wer ist Ihre "Lieblingsreformatorin"?

Breit-Keßler: Ich bin begeistert von Magdalena von Staupitz, der Schwester von Luthers väterlichem Freund Johann von Staupitz. Sie war wie Katharina von Bora eine der Nonnen, die 1523 aus einem sächsischen Kloster geflohen sind. Sechs Jahre später hat Magdalena eine Grundschule für Mädchen geleitet. Was mir vor allem imponiert, ist, dass sie reformatorisch-emanzipatorisch etwas zur intellektuellen und musischen Ausbildung von Frauen getan hat. Und dass sie selbst für ihren Lebensunterhalt gesorgt hat: Auch finanzielle Unabhängigkeit ist für eine Frau zu allen Zeiten wichtig.

Dossier Reformatorinnen

Frauen haben von der Reformation bis ins 20. Jahrhundert hinein wichtige reformatorische Impulse gesetzt. Wir stellen Ihnen interessante Frauen vor, skurrile Geschichten - und unsere Mitmachaktion #Reformatorin gesucht!

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