Dreharbeiten im Thüringer Wald: Im Schloss Reinhardsbrunn bei Gotha ist das Set für »Katharina Luther« aufgebaut. Im kommenden Frühjahr, passend zum 500. Reformationsjubiläum, soll der Film im Ersten laufen. Der Titel steht noch nicht endgültig fest. Doch klar ist, in dem Film geht es um die Reformation gesehen aus den Augen einer Frau. Im Mittelpunkt steht Luthers Frau, Katharina von Bora (1499-1552).
Das Team hat erste Szenen zusammengeschnitten. Aber das ist noch nicht das Endergebnis. »Es ist ein Eindruck für den Moment«, erklärt Mario Krebs im Schloss Reinhardsbrunn. Der Mann von Eikon Süd spricht für das Produzententeam. Die Liste der Verantwortlichen ist lang, wie es bei einer Produktion dieser Größe nun einmal ist.
Wirklichkeit und Fantasie Hand in Hand
Das Schloss ist ein Glücksfall für die Filmcrew. Einst ein Interhotel, steht es inzwischen völlig entkernt hinter Bäumen versteckt. Im leeren Erdgeschoss haben sich die Szenenbildner ausgetobt. Eine Küche ist dort entstanden, ein Refektorium, und das Arbeitszimmer von Katharina von Bora. Da sitzt sie gemeinsam mit ihrem Mann Martin Luther und lächelt in die vielen Kameras. Ob sie sich nicht einmal anschauen könnten, fragt ein Fotograf. Nein, sagt Luther freundlich aber bestimmt, das wäre dann ein anderer Film.
Luther ist Devid Striesow. Oder umgekehrt. Seine Frau Katharina wird von Karoline Schuch gespielt. Die beiden passen zueinander. Gerade waren sie zusammen in Hape Kerkelings Bestseller-Verfilmung »Ich bin dann mal weg« zu sehen. Jetzt drehen sie einen Geschichtsfilm. Hinten, an der Wand, hängt ein Bild des Paares. Es ähnelt der historischen Vorlage, trägt aber ihre Züge.
So ist das beim Film. Wirklichkeit und Fantasie gehen Hand in Hand. Um die gröbsten historischen Schnitzer zu vermeiden, wurde Martin Treu als Berater engagiert. Der Geschäftsführer der Luther-Gesellschaft hat lange im Wittenberger Lutherhaus gearbeitet - das Haus, in dem die Luthers zusammen lebten. Jetzt kann er in Reinhardsbrunn sehen, wie das Schwarze Kloster in Wittenberg vor 500 Jahren ausschaute.
Er ist zufrieden. Alles ist am Platz: Die Pforte, die Katharina mitten in die Hausfront setzen ließ, und das Stroh auf dem Dach. »Alles was wir über sie wissen, wissen wir über Luther«, fasst er kurz zusammen. Was vor ihrem Treffen mit dem Reformator passierte, verliert sich im historischen Dunkel. Erst mit ihrer Flucht aus dem Kloster und der Begegnung der zwei bekommt Katharina von Bora ihren Platz in der Geschichte.
»Dass nach 500 Jahren überhaupt noch der Name einer Frau bekannt ist, hat Seltenheitswert«, sagt Regisseurin Julia von Heinz. Für sie ist der Film auch »ein feministisches Statement«. Sie will an eine Frau erinnern, die mit ihrem Mann auf Augenhöhe verkehrte. Ein Unding eigentlich für die erste Hälfte des 16. Jahrhundert. Es kommen schon einige Themen zusammen, schaut man sich das gemeinsame Leben der beiden an. Von niederem Adel sie, jung schon in ein Kloster gegeben, er lange Zeit ein Mönch. Von körperlicher Liebe wussten beide bis zu ihrer Heirat praktisch nichts. Und doch fanden sie zusammen.
Die kurze Szene, die am Anfang der Setvisite zu besichtigen ist, macht das deutlich. Gerade ist den beiden die Tochter gestorben. Die Frau beschwört ihren Mann: »Martin, wir waren stark genug, nach dem ganzen Leben zu greifen - jetzt müssen wir auch stark genug sein, es zu halten. Lass es nicht los!«
Kein Lutherfilm
Eine starke Frau, diese Katharina, ganz gewiss. So soll sie im Film gezeigt werden, versprechen Regisseurin und Produzent; selbstbewusst und ihr Leben selbst bestimmend. So ist »Katharina Luther« - so der Film denn so heißen mag - kein Lutherfilm. Es gibt davon schon genug, diese schwingenden Hämmer und dieses: hier stehen und nicht anders können, macht sich Mario Krebs dezent lustig. Nein, dieser Film erzählt die ganze Geschichte aus der Sicht einer Frau. Seiner Frau.
Den Beweis dafür liefert Julia von Heinz. Obwohl Martin und Katharina die Hauptfiguren sind, sieht das Drehbuch viel mehr Zeit für Katharina vor. Der Produzent hilft sich mit einer Anekdote. Auf Visitation schreibt Luther von auswärts zwei Briefe: An seinen Freund Melanchthon, den er um frische Strümpfe bittet. Und an Katharina, um theologisch mit ihr zu disputieren.
So ist es gewesen, bestätigt Lutherkenner Treu. Zumindest fast. Es ging damals um einen Ätzstein, nicht um Socken. Aber ehe erklärt ist, wo zu ein Ätzstein diente (»um Wunden offen zu halten, damit schlechte Körpersäfte besser abfließen können«), kommen halt die Strümpfe zu ihrem Recht.
Film-Tipp
Das Erste zeigte den Spielfilm »Katharina Luther« am Mittwoch, den 22. Februar 2017 um 20.15 Uhr. Im Anschluss war um 22.00 Uhr die 30-minütige Dokumentation »Luther und die Frauen« zu sehen. Die Beiträge finden Sie auch in der ARD-Mediathek.
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