Im Hinblick auf die vom Landeskirchenrat offen gelegten Zahlen zu "Frauen in Führung" in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist und bleibt Fakt, dass auf den Ebenen der Dekan:innen und der Oberkirchenrät:innen trotz aller Selbstverpflichtung und Regelungen zur Förderung der Chancengerechtigkeit der Anteil von Frauen in Leitung nicht gleich, teilweise sogar wieder gesunken ist.
Diese Faktenlage ist zu konstatieren. Es braucht also wirksamere Regelungen.
Quote hat sich als wirksam herausgestellt
Die Regelung, die sich in unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen als wirksamste herausgestellt hat, ist die Quote. Wenn keine Quote vorgegeben ist, bleibt es oft beim Lippenbekenntnis einer zu erstrebenden Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Demgegenüber kommt es überall dort, wo es eine Quote zu erfüllen gilt, zu einer mittlerweile selbstverständlich gelebten, in den Strukturen klar verankerten Gleichberechtigung.
In vielen anderen Bereichen ist die Quote ein allseits anerkanntes Mittel, um eine gerechte Vertretung zu erwirken, wie zum Beispiel Regionalproporz, Jugendquote, (Nicht-)Ordinieren-Quote etc. Diese werden auch in unserer Kirche praktiziert, etwa bei der Besetzung der Landessynode. An dieser Quote habe ich noch keine Kritik vernommen, sie wird ganz selbstverständlich vollzogen. Gleiches wünsche ich mir für die Quote für eine bessere Geschlechtergerechtigkeit.
Die Quote als Ausdruck des allseits erklärten Willens zur Chancengerechtigkeit entlastet zudem Entscheidungsträger:innen und Bewerber:innen. Im jeweiligen Bewerbungsvollzug ist von vorneherein klar, ob eine Frau oder ein Mann die Stelle innehaben soll.
Kompetenz und Erfahrung kommen ebenfalls zum Tragen
Die Kriterien der Kompetenz, Erfahrung, Vision etc. kommen dann in zweiter Linie zum Tragen. Dies ist kein Nachteil, weil wir sowohl kompetente, erfahrene und visionäre Frauen als auch Männer haben. Hinzu kommt: Die Quote wird für die benachteiligte Gruppe der Frauen zu einem Katalysator für Kompetenz, Erfahrung und Vision.
Eine flexible Quote ist mittel- und langfristig nur dann vertretbar, wenn die historische Dimension Berücksichtigung findet. Vor dem Hintergrund, dass wir als Kirche Jahrzehnte hinter uns haben, in denen nur Männer kirchenleitende Ämter innehatten (also 100 Prozent!), braucht es jetzt eine Mindestquote von 50 Prozent nur für Frauen als die benachteiligte Gruppe in kirchenleitender Funktion.
Erst wenn wir dieses Ziel erreicht haben und dauerhaft halten, können wir davon sprechen, dass uns eine neue Haltung der Chancengerechtigkeit wirklich gelungen ist. Erst eine veränderte Struktur, die sich an der Vision orientiert, führt zu einer sich wandelnden Kultur.
Strukturen können wir jetzt beschlussmäßig verändern, ein Kulturwandel kann nicht per Beschluss verordnet werden. Wenn wir neue Strukturen, die sich an Visionen orientieren, mit Leben füllen, ändern wir auch nach und nach die Kultur. Daran will ich – als Mann – in meiner Funktion als Dekan und als Landessynodaler jetzt mitwirken.
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