Die evangelische Kirchengemeinde im oberbayerischen Corona-Hochinzidenzgebiet Mühldorf am Inn will angesichts steigender Fallzahlen besondere Vorsicht walten lassen. Man verfolge die Entwicklungen wachsam und prüfe genau, wann welche Veranstaltung in Präsenz verantwortet werden kann, sagte Gemeindepfarrerin Anita Leonhardt dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch. Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von aktuell 643,9 (Stand: 4.11., Quelle: RKI) gehört Mühldorf seit Wochen zu den Landkreisen mit den bundesweit höchsten Corona-Zahlen.
Glaube gibt Halt in unsicheren Zeiten
Sie nehme durchaus eine neue Verunsicherung in ihrer Gemeinde wahr, sagte die Pfarrerin. Zugleich spüre sie das Bedürfnis der Menschen, "in Gemeinschaft Glauben zu leben". "Der Austausch kann in der langanhaltenden Pandemie und nun in der verschärften Situation Kraft und Halt geben, zuversichtlich durch den Winter zu kommen", sagte Leonhardt. Auch könne er dabei helfen, die "hinlänglich bekannten Vorsichtsmaßnahmen durchzuhalten".
Selbstverständlich halte man sich an die vorgeschriebenen Verordnungen. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme habe man in Gottesdiensten aktuell außerdem die Kontaktdatenerfassung auf freiwilliger Basis. Zudem werde genau geprüft, welche Präsenzveranstaltung verantwortet werden kann oder wann sie besser online oder in einem anderen Format stattfindet oder entfallen soll - "je nachdem wie sich die Lage entwickelt".
Landeskirche: Für Umsetzung von Corona-Reglungen ist Kirchengemeinde verantwortlich
Verantwortlich für die Umsetzung der staatlichen Corona-Vorgaben ist die jeweilige Kirchengemeinde selbst. Die Landeskirche gibt jedoch regelmäßig Empfehlungen ab, erklärte ein Sprecher der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern (ELKB) auf epd-Anfrage. Diese Empfehlungen "bündeln Praxiserfahrungen aus allen Kirchenkreisen und rechtliche Klärungen für alle Arbeitsfelder einer Kirchengemeinde". Für Gottesdienste rate die ELKB aktuell etwa dazu, entweder Gottesdienste mit 1,5 Metern Abstand ohne Maske am Platz abzuhalten - oder Gottesdienste mit 3G-Beschränkung ohne Sitzabstände und mit Masken am Platz.
Dass sich die Regelungen von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden können, hält der ELKB-Sprecher für sinnvoll: Schließlich seien die Situationen vor Ort oft nicht vergleichbar. Neben unterschiedlicher Infektionsgeschehen gebe es große, hohe Kirchen, in denen die Abstände leicht einzuhalten seien, und sehr kleine Kapellen, die "kaum Abstände zulassen und von besonders infektionsgefährdeten Menschen besucht werden". "Da ist es gut, auf die konkrete Situation angepasst reagieren zu können", betonte der Sprecher.
Die Aufgabe der Gemeinden und ihrer Kirchenvorstände bestehe darin, immer wieder die Balance zu finden zwischen dem Schutz insbesondere der vulnerablen Gruppen und dem Wunsch, die Einschränkungen möglichst auf das sachlich begründete notwendige Maß zu beschränken. Das könne nur vor Ort geschehen.