Herr Rummel, Sie waren bayernweit eine Premiere: Anstatt in den Ruhestand zu gehen, sind Sie mangels Nachfolger einfach weiter im Amt geblieben. Hatten Sie keine Lust auf Ruhestand?
Herrmann Rummel: Ich habe ja nicht einfach weitergemacht, sondern von der Landeskirche einen Vertrag über zwölf Wochenstunden bekommen, um die Leitung des Dekanats weiter zu übernehmen. Es wurde vereinbart, dass ich in enger Abstimmung mit den Gremien wie dem Dekanatsausschuss und der Kirchenleitung die Fusion der drei Dekanate voranbringen sollte. Die wesentliche Herausforderung war dann, den Prozess anzuschieben, am Laufen zu halten und ins Ziel zu bringen. Der Termin waren klar: Wenn Uland Spahlinger im Januar als Dekan von Dinkelsbühl in Ruhestand geht, müssen die Rahmenbedingungen für das neue Dekanat stehen.
"Ich hatte einfach mehr Zeit für mich"
Wie war diese Situation für Sie? Sie waren nicht mehr als geschäftsführender Pfarrer tätig, aber immer noch Dekan und damit Dienstvorgesetzter Ihrer Kolleginnen und Kollegen...
Nach meinem Eindruck lief alles gut, und es gab keine Probleme mit dieser besonderen Situation. Mit Pfarrer Joachim Nötzig hat ein hochqualifizierter und netter Kollege meine Gemeindepfarrstelle übernommen. Und im Innenverhältnis des Dekanatsbezirks hat sich nichts verändert: Ich hatte einfach mehr Zeit für mich. Ich habe die eineinhalb Jahre als ein Ausschleichen aus dem aktiven Berufsprozess erlebt – das hat für mich so gepasst und mich auch gefreut, dass ich da und dort keinerlei Verantwortung mehr habe.
Jetzt werden Sie mehr als ein Jahr später als gedacht entpflichtet - auf was blicken Sie in Ihrer Amtszeit besonders gerne zurück, und worauf freuen Sie sich im nun beginnenden echten Ruhestand?
Für mich gehören Arbeit und Leben zusammen – es ist ein großartiges Geschenk, diesen Dienst als Pfarrer und Dekan machen zu dürfen. Vielleicht gehöre ich zu einer Generation, die die letzten Jahrzehnte gut, gerne und wohlbehalten den Dienst als Dekan in einem so kleinen Dekanat tun konnte – weil die Vielfältigkeit und die Nähe zu den Menschen nicht nur Schlagwort ist, sondern in den täglichen Begegnungen gelebt wird.
Sicherlich gab es viele Höhepunkte: etwa die Bayerischen Kirchentage auf dem Hesselberg oder auch 2019 die Bayerische Landesgartenschau in Wassertrüdingen. Durch die Reduktion aufs Dekansamt ist es schon viel ruhiger geworden – ich habe seither mehr Zeit für längeres Frühstücken, fürs Fahrradfahren, Lesen, den Garten und dafür, zu entdecken, wie man mit der Bahn von Wassertrüdingen in die Welt kommt.
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