Der frühere Bundespräsident Horst Köhler ist tot. Der 81Jahre alte CDU-Politiker sei am frühen Samstagmorgen "nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie in Berlin verstorben", teilte Köhlers Büro mit.
Köhler war von Juli 2004 bis zu seinem Rücktritt 2010 Bundespräsident. Der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte ihn in einem Kondolenzschreiben als "Glücksfall für das Land".
Evangelischer Christ setzte sich "für eine gerechtere Welt" ein
Der evangelische Christ Horst Köhler sei überzeugt gewesen, "dass ethische Maximen und praktische Politik zusammengehören und auch zusammenpassen", sagte Steinmeier. "Er prägte ein frisches Bild Deutschlands als 'Land der Ideen', bis heute unvergessen." Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte Köhler in einem Post auf der Plattform X "einen engagierten Politiker, der sich Zeit seines Lebens für eine gerechtere Welt eingesetzt hat".
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, erklärte, Köhler sei "Politiker und Mensch mit weitem Herzen und klugem Verstand" gewesen. Er sei überzeugt gewesen, dass Wohlstand nur dann möglich sei, wenn es auch der weltweiten Gemeinschaft gut gehe.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, würdigte Köhler als einen "visionären Staatsmann mit einer überzeugenden europäischen Perspektive". Bätzing erinnerte an die Verdienste des Verstorbenen für den afrikanischen Kontinent:
Wirtschaft und Finanzen
Der studierte Wirtschaftswissenschaftler Köhler begann seine Berufslaufbahn 1969 als wissenschaftlicher Referent am Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung in Tübingen. 1976 wechselte er in die Grundsatzabteilung des Bundeswirtschaftsministeriums. Anfang 1990 wurde Köhler Staatssekretär in dem von Theo Waigel (CSU) geführten Bundesfinanzministerium.
(om/epd)
Im Jahr 1993 wechselte Köhler in die Finanzwelt und wurde Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), 1998 wurde er zum Präsidenten der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung gewählt. 2000 wurde er Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF).
2004 trat Köhler als Nachfolger von Johannes Rau das Amt des Bundespräsidenten an. Ein Jahr nach seiner erneuten Wahl trat er am 31. Mai 2010 überraschend mit sofortiger Wirkung zurück - als erster Bundespräsident in der Geschichte der Bundesrepublik.
Als Grund nannte Köhler die Kritik an seinen Äußerungen zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Die Unterstellung, er habe einen grundgesetzwidrigen Einsatz der Bundeswehr zur Sicherung von Wirtschaftsinteressen befürwortet, entbehre jeder Rechtfertigung, sagte er.
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