Im gesamten Bereich der Geisteswissenschaften gebe es einen Rückgang der Studierendenzahlen, so Studiendekan Gerald Kretzschmar der Theologischen Fakultät der Universität Tübingen.

Vergleiche man die Entwicklung der Erstsemesterzahlen im Fach Theologie mit denen der Konfirmationen, sehe man laut Kretzschmar eine Korrelation.

Immer weniger Menschen studieren Theologie

Der Rückgang der Kirchenbindung führe auch zu einem Rückgang der Zahl von Menschen, die sich für ein Theologiestudium interessierten.

Im Wintersemester 2021/2022 waren laut dem Statistischen Bundesamt 9.764 Studierende an deutschen Universitäten eingeschrieben, die als erstes Studienfach evangelische Theologie angegeben haben. Vor fünf Jahren, im Wintersemester 2017/2018, waren es noch 12.536 Studierende.

Das entspricht ein Rückgang von rund 23 Prozent.

Auch an Deutschlands größter Fakultät für evangelische Theologie in Tübingen gehen die Zahlen zurück. Im vergangenen Jahr hätten nur 19 Studierende im Pfarramtsstudiengang angefangen, sagte Kretzschmar.

Im Studienjahr 2015 seien es noch knapp 60 Studierende gewesen. Dabei sei die Ausstattung in Tübingen sehr gut. Es gebe pro theologischem Fach drei Professuren. Das seien insgesamt 15 Stellen.

Theologiestudium stärker von Kirche entkoppeln als Lösung?

Im Verhältnis zur Ablehnung gegenüber der Kirche in der Gesellschaft könne man allerdings froh sein, dass die Studierenden überhaupt noch kommen, sagt der Studiendekan.

Das Theologiestudium stärker von den Kirchen zu entkoppeln, könne eine Strategie sein, um wieder mehr Studierende zu bekommen, ergänzte der Professor. Das Interesse am Thema Religion sei eigentlich hoch.

In Tübingen habe man deswegen neue Studiengänge einführt, sagt Kretzschmar. Ein Beispiel sei der Studiengang "Interfaith Studies", in dem die breite in Tübingen vorhandene Expertise in evangelischer und katholischer Theologie, sowie in Judaistik und islamischer Theologie gebündelt würde.

Neue, alternative Studiengänge

Ein anderer neuer Studiengang sei "Christentum in Kultur und Gesellschaft", sagte Kretzschmar. Dieser werde sogar als Bachelor und als Master angeboten. Die Kirchen könnten laut dem Studiendekan auch von diesen neuen Studiengängen profitieren.

Dafür müssten sie diese neben der klassischen Theologie als Voraussetzung für den Pfarrdienst anerkennen. Das könne ein Mittel gegen die Nachwuchsprobleme im Pfarramt sein.

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