"Uns ist aufgefallen, dass die Fragen, mit denen der christliche Glaube umgeht, auch andernorts zu finden sind."

Wie kamen Sie darauf, mit dem Podcast "Die Haltestelle" zu starten?

Kira Stütz: Es ist jetzt keine spontane Idee gewesen, sondern eher etwas, das sich über Jahre entwickelt hat. Dadurch, dass wir beide Theologie studiert haben, konnten wir uns viel und intensiv mit ganz unterschiedlichen Fragen beschäftigen und sind super spannenden Menschen begegnet. Man lernt ja, wie man mit Texten umgeht, wie verschiedene Fragen durch die Jahrhunderte diskutiert wurden. Es geht weniger darum, einen Katechismus auswendig zu lernen, sondern kritisch abzuwägen, Antwortmöglichkeiten zu bedenken, historische Kontexte zu beleuchten. Uns ist aufgefallen, dass die Fragen, mit denen der christliche Glaube umgeht, auch andernorts zu finden sind. Und selbst im christlichen Glauben lässt sich selten eine Antwort auf so eine Lebensfrage feststellen.

Oft sind uns dann die Fragen, die wir auch im Theologiestudium irgendwie diskutiert haben, in Gesprächen in ganz anderen Kontexten begegnet. Und es war schon bemerkenswert, dass die Fragen weiterhin echt relevant sind. Die haben eine lebensechte Dringlichkeit. Wir dachten uns dann: Lass uns ein Gespräch über so grundlegende Fragen initiieren. Durch das Theologiestudium kannten wir da ja einige. Wir haben da dann beide viel am Küchentisch herumüberlegt. Als wir dann von dem EKD-Digital-Innovationsfonds gehört haben, haben wir gedacht, dass das eigentlich eine gute Möglichkeit wäre, unsere Pläne endlich in die Tat umzusetzen, weil man dann ein bisschen Startkapital hat.

Wie sieht die Planung für die Podcastfolgen aus?

Kira Stütz: Wir haben die Rollen aufgeteilt. Felix kümmert sich um die Dinge, die vor einer Podcastaufnahme wichtig sind und ich kümmere mich um die Sachen danach. Das bedeutet, Felix kümmert sich um jeglichen E-Mailkontakt mit den Menschen. Und dann liest Felix viel, zum Beispiel die Bücher, Artikel oder Interviews, um sich inhaltlich mit der Person für die Folge auseinander zusetzen und erstellt unseren Interviewleitfaden.  Nach der Aufnahme einer Podcastfolge übernimmt Kira den Schnitt der Folge und kümmert sich darum, dass sie auf all unseren Kanälen präsent wird. Das bedeutet auf den Streamingplattformen, unserer Homepage und auf unseren Social-Media-Kanälen.

"Wir haben bewusst darauf geachtet, dass wir verschiedene Bubbles und Hintergründe aufgreifen."

Nach welchen Kriterien suchen Sie die Gäste für eine Podcastfolge aus?

Felix Stütz: Wir hatten eine Liste mit fast 50 Personen erstellt, mit denen wir gerne sprechen würden. Es sind Personen des öffentlichen Lebens. Wir haben es wirklich breit gestreut. Da sind u.a. Journalist*innen, Schauspieler*innen, Wissenschaftler:innen oder Influencer*innen fürs Handwerk dabei. Wir haben bewusst darauf geachtet, dass wir verschiedene Bubbles und Hintergründe aufgreifen, weil wir verschiedene Perspektiven zu Wort kommen lassen wollen. Weniger wichtig ist uns, dass die Personen sich explizit als gläubig verstehen. Viele grundlegende Fragen stellen sich ja trotzdem, durch Lebenskrisen, das Älterwerden, einen Umzug in eine neue Stadt oder manchmal aus heiterem Himmel.

Kira Stütz: Außer für unsere Weihnachtsfolge letztes Jahr stehen bei uns weniger Hauptamtliche einer Religionsgemeinschaft im Vordergrund. Die wissen oft schon, was man auf eine Frage antworten könnte. Uns interessieren eher die Menschen, die sich diesen Fragen ebenfalls stellen und dabei keine geschliffenen Antworten geben, sondern aus ihrem echten Leben, Zweifeln, Hadern, Staunen und Zögern berichten.

Was wollen Sie mit dem Podcast erreichen?

Felix Stütz: Wir wollen gemeinsam mit Menschen über die Grundfragen des Lebens reden. Wir wollen Antworten aus den Leuten herauskitzeln, die leisen Zwischentöne heraushören und neue Perspektiven auf den Umgang mit den großen Fragen erfahren. Und damit auch verschiedene Zielgruppen erreichen. Es soll ein gemeinsames Nachdenken darüber sein und ein gemeinsam auf dem Weg sein – und das wollen wir auch bei der Community erreichen. Insgesamt geht es darum, zu inspirieren und von anderen zu lernen, denn nicht selten denken andere Menschen über ähnliche Fragen nach. Da findet sich oft etwas Spannendes. 

"Was bedeutet Freiheit im konkreten Leben? Woher kommt Hoffnung und Kraft im Leben?"

Was unterscheidet Sie von anderen theologischen Podcasts?

Felix Stütz: Wir wollen auch die Menschen erreichen, die sonntagmorgens am Frühstückstisch sitzen und brunchen und seltener in die Kirche gehen. Wir möchten Fragen vieler Menschen aufgreifen, gemeinsam darüber nachdenken und damit ins Gespräch kommen. Unser Anliegen ist es, diesen Umgang mit den Fragen herauskitzeln, der wirklich sehr divers gestaltet sein kann. Das wird mit den bisherigen Folgen schon deutlich. Uns geht es nicht explizit um theologische Themen, sondern die zugrundeliegenden Fragen dieser Themen.

Was bedeutet Freiheit im konkreten Leben? Woher kommt Hoffnung und Kraft im Leben? Was bedeutet Scheitern und Glück? Wir sehen uns als Fragenstellende. Wir sprechen nicht direkt über theologische Themen, Predigten oder die Performance der Kirche. Außerdem stehen wir beide stehen im Hintergrund, moderieren das Gespräch und wollen den Ball nach einer Podcastfolge in die Community spielen. Die Hörer*innen schicken uns da teils echt bewegende Geschichten, wie das in ihrem Leben ist.

Der Titel Ihres Podcasts ist ja "Die Haltestelle", was verbinden Sie denn Besonderes mit einer Bushaltestelle?

Kira Stütz: Dabei muss ich immer an meine Kindheit in meiner Heimat denken. Das Warten auf den Bus und mit verschieden Leuten ins Gespräch kommen und ein bisschen Mäuschen spielen, worüber sich zum Beispiel ältere Menschen unterhalten.

Felix Stütz:  Ich finde schön, die Hilfsbereitschaft der Menschen zu sehen, wenn man zum Beispiel mit dem Kinderwagen unterwegs ist und manchmal entstehen sich ganz wunderbare Gespräch, wenn man sich zwei- oder dreimal angeschaut hat und dann doch das Eis bricht.

Was möchten Sie zum Schluss noch sagen?

Kira Stütz: Ab Januar geht die erste Staffel mit sechs weiteren Folgen weiter. Weitere Gesprächstermine haben wir natürlich schon, aber dann müssen wir erstmal schauen, wie dieses Projekt langfristig weitergeht. Das Ganze ist gerade noch learning by doing. Jetzt geht es erstmal jeden Sonntag an der Haltestelle weiter und wir sind gespannt, wer sich alles zu uns gesellt.

Der Podcast: "Die Haltestelle"

Weitere Informationen zum Podcast: "Die Haltestelle" findet ihr hier: 

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Jeden Sonntag kommt eine neue Folge. 

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