Sie ist schlicht und klein, aber fein – und hat ihrer unscheinbaren Gestaltung zum Trotz eine besondere Bedeutung für den Protestantismus im Alpenvorland: Die Karolinenkirche in Großkarolinenfeld ist mit ihren 199 Jahren die älteste evangelische Kirche in Altbayern. Im nächsten Jahr steht für den kleinen gelben Bau vor Bergpanorama inmitten der Moorlandschaft des Voralpenlands daher ein Jubiläum an, der 200. Geburtstag.

Die ersten Protestanten in Oberbayern

Den Namen Großkarolinenfeld verdankt die Gemeinde der zweiten Ehefrau des Königs Maximilians IV. von Bayern, Karoline von Baden. Ihr wurde bei der Eheschließung das Recht zugestanden, ihre evangelische Konfession zu behalten. Im Zuge dieser besonderen Ehe wurde im Jahr 1800 ein Edikt erlassen, das es Protestanten erstmals erlaubte, sich in Bayern niederzulassen und ein Gewerbe auszuüben. Im Jahr 1802 erließ das Paar einen Aufruf in der Pfalz, worauf auf sich auf dem Rosenheimer und dem Neuburger Moos Pfälzer Untertanen ansiedeln konnten. Um die Umsiedlung attraktiver zu gestalten, wurde den Pfälzern Grund und Boden, die Befreiung von der Militärpflicht, Steuerfreiheit, zwölf Pferde und ein Kirchendarlehen angeboten. Daraufhin kamen im April 1802 die ersten protestantischen Ansiedler aus der Pfalz in den Bereich des heutigen Ortsteils Großkarolinenfeld. Schon 1805 zog ein evangelischer Pfarrer in ein Pfarrhaus, das eigens dafür gebaut wurde.

Älteste evangelische Kirche in Altbayern

Am 13. Oktober 1822 wurde die Karolinenkirche als erster eigenständiger evangelischer Kirchenbau Altbayerns auf den Namen der Königin Caroline eingeweiht.

Die Kirche wurde im Stil des Klassizismus erbaut und kann noch heute einige Bauteile aufweisen, die sie einzigartig machen. 1892 erhielt die Kirche ihren dreifarbigen Fliesenboden aus dem Tonwerk im benachbarten Kolbermoor. Er prägt zusammen mit den klarverglasten Fenstern den hellen Raum. Durch die großen Klarglasfenster dringt viel Licht in den Raum und Besucher können Himmel und Bäume sehen. Die Barockorgel der Kirche ist ein Geschenk der Königin Karoline von Baden.

Generalsanierung der Kirche zum 200. Jubiläum

Für die Gemeinde ist klar: Die Kirche muss grundlegend saniert werden. Neue Technik, neue Elektrik, das Dach ist undicht, Feuchtigkeitsschäden. Es braucht neues Gebälk, neuen Boden, Beleuchtung und mehr. Insgesamt rechnet der derzeitige Pfarrer, Richard Graupner, mit Kosten von 1,25 Millionen Euro. Mit der Sanierung und diversen Umbauten, etwa einer flexiblen Bestuhlung, soll dafür gesorgt werden, dass der Raum vielseitig als Kulturort für Konzerte, Ausstellungen oder Vorträge genutzt werden kann.

Abgesehen von der Sanierung möchte die Gemeinde noch ein weiteres Projekt umsetzen: Die Prinzipalia, das Taufbacken, das Lesepult und der Altar sollen neu gestaltet werden. Das soll im Rahmen eines Kunstwettbewerbs geschehen, an dem sich womöglich sogar die Gemeinde beteiligen wird. Schirmherren der Sanierung sind Herzog Franz von Bayern, Nachfahre der ersten bayerischen Königin Karoline, und die Münchner Regionalbischöfin im Ruhestand, Susanne Breit-Keßler.

Der Innenraum der Kirche. Die Kirchenbänke sind zum Altar, neben dem ein gekreuzigter Jesus hängt, zugewandt.
Der Innenraum der Karolinenkirche.
Die Hinterseite der Karolinenkirche im Sonnenschein. Zu sehen sind einige Fenster und der Kirchturm neben einem großen Baum, durch den das Sonnenlicht scheint.
Die Hinterseite der Karolinenkirche im Sonnenschein.
Die Orgel ist aus Holz hergestellt worden und hat einige Verzierungen aus Gold.
Die Orgel der Karolinenkirche.
Bunte Fliesen, die in einem quadratischen Muster angeordnet sind. Einige Quadrate sind noch einmal in vier kleine, zweifarbige Dreiecke aufgeteilt. Eine Stufe führt in einen abgesenkten Bereich.
Die Bodenmusterung der Karolinenkirche.

Evangelische Kirche Karolinenkirche in Großkarolinenfeld

 

Evangelisch-Lutherisches Pfarramt

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