Stabile Rucksäcke, in denen Wohnungslose ihr Hab und Gut sicher auf den Schultern tragen können, ohne mit zerrissener Supermarkttüte gleich aufzufallen – diese Idee wollte Sina Trinkwalder, Geschäftsführerin von "Manomama" aus Augsburg, umsetzen, nachdem sich vor wenigen Jahren ein Obdachloser bei ihr aufgrund seines Erscheinungsbildes bei einem Treffen am Augsburger Bahnhof entschuldigt hatte.

Kurz davor hatte der Marktheidenfelder Hersteller Warema die Unternehmerin darauf aufmerksam gemacht, dass beim Bau von Markisen einiges an Stoff beim Zuschnitt als Abfall übrig bleibe und doch sinnvoll genutzt werden könnte. In ihren Nähstuben, in denen gesellschaftlich benachteiligte Frauen Bio-Mode schneidern, wurden seither rund 13 000 Rucksäcke hergestellt, die als "Brichbags" bekannt wurden.

Trinkwalder erklärte in St. Jakob, die aus robusten Markisen-Materialien hergestellten Rucksäcke sollen ihren Trägern den "visuellen Pennerstatus" wegnehmen und zu "durch die Gesellschaft Reisende" machen.

Seesäcke für benachteiligte Kinder

Die Brichbags werden nicht leer ausgeliefert: Durch ihre Kontakte konnte Trinkwalder Sponsoren davon überzeugen, nützliche Dinge wie Wollsocken, Hautcréme oder Desinfektionsmittel zu spenden. Auch die Seesäcke, die vor allem Kinder aus unteren Einkommensschichten geschenkt werden sollen, wurden mit Nützlichem wie T-Shirts oder Lehrreichem wie Büchern ausgestattet.

Sie werden von städtischen Sozialeinrichtungen wie dem Südstadtforum an Kinder im Einschulungsalter verteilt. Die Brichbags hat die Leiterin der Wärmestube, Manuela Bauer, entgegengenommen und wird sie an bedürftige Besucherinnen und Besucher des Tagesaufenthalts ausgeben.

Unterstützung von St. Jakob in Nürnberg

Es sei "ein bisschen diakonisches Geld übrig gewesen", schilderte Hannes Schott, Pfarrer von St. Jakob den Hintergrund, in diesem Jahr die schon länger geplante Idee der Kirchengemeinde aufzugreifen, Produkte des 2010 als erstes ökosoziales Textilunternehmen in Deutschland gegründeten Unternehmen Manomama zu erwerben und an Bedürftige in Nürnberg zu verteilen.

Kirchenvorstand Bernhard Vester spricht von einer "nicht unerheblichen fünfstelligen Summe", die nicht zuletzt zustande gekommen war, weil die Gemeinde keine Kosten für die Obdachlosenweihnacht hatte, das während der Corona-Pandemie nicht stattfand.

Nürnbergs Referentin für Jugend, Familie und Soziales, Elisabeth Ries erklärte, dass rund 300 Personen in Nürnberg keinen festen Wohnsitz haben und zum Übernachten Notschlafstätten aufsuchen. Zirka 100 von ihnen bleiben nachts im öffentlichen Raum, schlafen unter freiem Himmel oder suchen sich ein Lager.

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