Der Wunsch aller sei es, mit effektiven Gremien zu arbeiten, an denen Ehrenamtlichen gut beteiligt werden, erklärt Körnlein. Während die Protestanten in den 1970er-Jahren in Nürnberg noch einen Anteil von 60 bis 70 Prozent an der Stadtbevölkerung hatten, sind es heute gerade mal 25 Prozent. Das sei schmerzhaft, sagte Jürgen Körnlein, besonders weil der Rückgang der Kirchenmitglieder in Nürnberg stärker sei als im gesamten anderen Land.

Die Zusammensetzung der Bevölkerung habe sich hier besonders verändert. Die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger habe einen Migrationshintergrund und Zuwanderer seien eben nicht evangelisch, erklärte Körnlein. In Städten wie Frankfurt und Hannover habe die Kirche mit ähnlichen Problemen zu tun. "Zum Teil mit noch schlimmeren Zahlen, da ist nichts lustig dran."

"Da geht uns natürlich auch Kraft verloren, um für die Menschen da zu sein",

stellte Körnlein fest. Es gebe bittere Einschnitte im kirchlichen und auch im diakonischen Bereich. 29 Stellen von Pfarrerinnen oder Pfarrern, Diakoninnen und Diakonen werden im Dekanat bis zum Jahr 2025 wegfallen.

"Aber wir wollen weiterhin Kirche in, mit und für die Menschen in der Stadt sein."

Als Beispiele führte Körnlein die Umgestaltung der Markuskirche an. Im Quartier ist eine Kooperation mit der Stadt und Vereinen und Schulen entstanden. Weiteres Beispiel: Die Innenstadtkirchengemeinden bieten das regelmäßige Obdachlosen-Frühstück an, zu dem jeder kommen kann.

Neue Struktur soll Ehrenamtlichen zugutekommen

Der Vorschlag für eine neue Dekanatsstruktur, der bis 30. April auf allen Ebenen diskutiert werden soll, sieht die Abschaffung der bisherigen fünf Prodekanatsbezirke vor und langfristig nur noch drei statt bisher fünf Dekaninnen und Dekane. "Wir werden weniger Overhead haben", sagte Körnlein, die Struktur solle kleiner und flexibler gestaltet sein.

"Das normale Gemeindeglied merkt hoffentlich gar nichts davon", erklärte der Stadtdekan. Für die Dekane und Dekaninnen bedeute das, dass ein paar Sitzungen weniger anfallen, "und da hat jeder von uns Lust drauf, weil wir wirklich auch mit den Menschen unterwegs sein wollen".

Wenn es keine Prodekanatssynoden mehr gibt, fallen auch deren Sitzungen weg. Stattdessen sind statt bisher zwei nun drei Sitzungen der Gesamtsynode für das ganze Dekanat geplant, erklärte Körnlein. Das solle den ehrenamtlichen Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinden zugutekommen, die dann nicht jedes Mal ein "dickes Buch" an Sitzungsunterlagen durchackern müssten. "Es wird aber nicht mehr auf die Ehrenamtlichen verlagert", versichert der Stadtdekan, "sondern wir brauchen von ihnen "gutes Mitsprechen und gutes Mitdenken". Gewählt wird nach wie vor pro Kirchengemeinde ein Mitglied in der Synode.

Ein Umdenken gibt es nicht nur in Nürnberg

Nürnberg sei nicht das einzige Dekanat, das sich einen Umbau überlege, erklärte Körnlein, man sei mit München, Augsburg, Erlangen oder Fürth, aber auch mit Frankfurt "im engen Austausch", damit nicht jedes Dekanat "die Quadratur des Kreises" erfinden müsse.

Derzeit gebe es in der Dekanatsbezirksordnung der Landeskirche etwa zehn Extra-Paragrafen für den Bezirk Nürnberg. Sie werden nach der Reform wohl alle wegfallen. "Wir werden uns einem normalen Dekanat anpassen."

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