Zwei Frauen und zwei Männer wollen im Herbst das Amt des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm übernehmen. Bei der Wahl am 27. März in München kandidieren die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski (47), die Direktorin des Partnerschaftszentrums Mission EineWelt, Gabriele Hoerschelmann (54), der Münchner Regionalbischof Christian Kopp (58) und der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker (55). Gewählt wird der Amtsnachfolger von der Landessynode, dem Kirchenparlament.
Wahlausgang völlig offen
Donnerstag, 23. März 2023: Es wird wohl ein spannender Montag in der Münchner St. Matthäuskirche. Am 27. März stellen sich dort vier Kandidierende zur Wahl für das Amt des Landesbischofs oder der Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB). Zur Wahl stehen die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski (47), die Direktorin von Mission EineWelt, Gabriele Hoerschelmann (55), Münchens Regionalbischof Christian Kopp (58) und der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker (56). Einen klaren Favoriten gibt es laut Beobachtern nicht, es wird mit mehreren Wahlgängen gerechnet. Und die sollen zum ersten Mal digital ablaufen.
Die Namen der Kandidierenden sind seit rund zwei Monaten offiziell bekannt, gemunkelt wurde über die Namen teilweise schon sehr viel länger. Seit der offiziellen Bekanntgabe ihrer Kandidaturen Ende Januar durch den Wahlvorbereitungsausschuss der Landessynode hatten sie sich beispielsweise gemeinsam im Münchner Presseclub erstmals zu ihrer Kandidatur erklärt und verschiedene Interviews gegeben. Der Höhepunkt dieses Vorstellungsreigens war die öffentliche Sitzung des Kirchenparlaments, der Landessynode, am vergangenen Freitag in der Nürnberger Gustav-Adolf-Gedächtniskirche, als alle vier Rede und Antwort standen.
Wer am Montag die Wahl gewinnt, ist offen. Was auch daran liegt, dass die vier Kandidierenden das breite Spektrum der immer noch stark volkskirchlich geprägten ELKB abbilden: Stadt, Land, Frau, Mann, Altbayern, Franken, theologisch liberal bis konservativ. Ein weiterer Faktor für den offenen Ausgang ist: Das Kandidaten-Quartett hat zwar in den vergangenen Wochen durchaus unterschiedliche Positionen deutlich gemacht, einen richtigen "Wahlkampf" wie in der Politik gibt es bei der Wahl eines neuen Landesbischofs nicht. Die Wahl ist auch ein geistlicher Prozess, sie wird von Andachten und Gebeten in der Synodaltagung begleitet.
Als sicher kann aber gelten, dass die einzelnen Wahlgänge schneller ablaufen als noch vor zwölf Jahren, als Heinrich Bedford-Strohm gewählt wurde. Denn: Diesmal wird rein digital abgestimmt, nicht mehr per Papier. Damals wurden alle anwesenden Synodalen einzeln namentlich zur Abstimmung per Stimmzettel aufgerufen und anschließend per Hand ausgezählt. Das wird diesmal per Knopfdruck in Sekundenbruchteilen geschehen. Doch erfahrungsgemäß wird es zwischen den einzelnen Wahlgängen längere Beratungspausen geben. Mit einem Wahlergebnis ist nach Einschätzung von Insidern daher wohl erst am Nachmittag zu rechnen.
Vorstellung der Kandidiereden: Von der Türöffnerin bis zum Normalo
Freitag, 17. März 2023: Die zwei Kandidatinnen und zwei Kandidaten fürs Bischofsamt in der evangelischen Landeskirche haben sich am Freitagnachmittag in der Nürnberger Gustav-Adolf-Gedächtniskirche mit unterschiedlichen kurzen Vorstellungen beworben.
Die ausführliche Reportage zur offiziellen Vorstellung der Kandidaten gibt es unter diesem Link.
Volles Synoden-Programm: Bischofswahl und weltweite Kirche
Donnerstag, 16. März 2023: Natürlich steht bei der Frühjahrstagung der bayerischen Landessynode ab dem 26. März die Wahl eines neuen Landesbischofs oder einer neuen Landesbischöfin im Mittelpunkt. Doch auch ansonsten hat das Kirchenparlament der bayerischen Evangelischen, das diesmal sechs Tage und damit länger als sonst üblich tagt, ein volles Programm: Es geht um die weltweiten Beziehungen der bayerischen Landeskirche, um die Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt und um das Thema Assistierter Suizid.
Die Synode startet am Sonntagabend (26. März) um 18 Uhr mit einem Gottesdienst in der Bischofskirche St. Matthäus am Sendlinger Tor. Dort findet am darauffolgenden Montag (27. März) ab 9 Uhr auch die Wahl des Nachfolgers oder der Nachfolgerin von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm statt. Er ist bis 31. Oktober im Amt - es wird also seine letzte Synodaltagung als Bischof sein. Bedford-Strohm predigt am Sonntagabend im Eröffnungsgottesdienst, außerdem gibt er am Dienstag seinen Bischofsbericht vor den 108 Synodalen.
Zur Wahl am Montag stehen die Direktorin des landeskirchlichen Partnerschaftszentrums Mission EineWelt in Neuendettelsau, Gabriele Hoerschelmann (54), der Regionalbischof im Kirchenkreis München-Oberbayern, Christian Kopp (58), die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski (47) sowie der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker (56). In den ersten beiden Wahlgängen müsste einer der vier Kandidierenden eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Synodalen auf sich vereinen, bei weiteren Wahlgängen genügt die einfache Mehrheit.
Einen Überblick über alle Themen gibt es in unserem Newsticker zur Landessynode.
Synode befragt am 17. März in Nürnberg Kandidaten fürs Bischofsamt
Montag, 6. März 2023: Am Freitag kommender Woche (17. März) um 14 Uhr ist es so weit: Die zwei Kandidatinnen und zwei Kandidaten fürs Bischofsamt in der evangelischen Landeskirche stellen sich in der Nürnberger Gustav-Adolf-Kirche den bayerischen Kirchenparlamentariern. Die Synode trifft sich an diesem Tag zu einer öffentlichen Plenumssitzung, wie die Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage mitteilte. In mehreren Runden dürfen sich die Kandidaten selbst vorstellen oder werden befragt. Zum öffentlichen Teil bis 16.30 Uhr sind Gäste willkommen, zudem bietet die Kirche einen Livestream an.
Ins Rennen ums Bischofsamt gehen die Direktorin des landeskirchlichen Partnerschaftszentrums Mission EineWelt, Gabriele Hoerschelmann (54), die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski (47), der Regionalbischof im Kirchenkreis München-Oberbayern, Christian Kopp (58), und der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker (56). Alle vier erhalten in einer ersten Runde je sieben Minuten Redezeit, um sich den Synodalen selbst vorzustellen. Danach werden die vier jeweils einzeln vom Direktor des Evangelischen Presseverbandes für Bayern (EPV), Roland Gertz, 15 Minuten befragt - die drei übrigen Kandidierenden sind in dieser Zeit nicht im Raum.
Ab 17 Uhr geht es dann nicht-öffentlich weiter, so wie es die Landessynode bei der jüngsten Änderung des Bischofswahlgesetzes beschlossen hat: Die Synodalen haben im Plenum etwa eine Stunde die Möglichkeit, alle vier Kandidierenden gleichzeitig zu befragen. Nach einem kurzen Abendessen stellen sich die Kandidaten rollierend in 45-minütigen Gesprächen den drei synodalen Arbeitskreisen Offene Kirche, Gemeinde unterwegs und 3. Arbeitskreis. Gegen 22 Uhr soll die Kandidaten-Vorstellung beendet sein. Die Wahl findet dann am 27. März in der Münchner St. Matthäuskirche statt.
So läuft die Bischofswahl am 27. März ab
Die Wahl des neuen Landesbischofs oder der neuen Landesbischöfin ist der zentrale Punkt bei der Frühjahrstagung der Landessynode - dem Kirchenparlament der Evangelischen in Bayern - in diesem März. Die Synode startet am 26. März, einem Sonntag, traditionell mit einem Gottesdienst.
Die Wahl selbst steht am Montag (27. März) auf dem Programm. In den ersten beiden Wahlgängen müssten Kandidierende eine Zwei-Drittel-Mehrheit der 108 Synodalen auf sich vereinigen - im dritten oder vierten Wahlgang würde die einfache Mehrheit aller Synodalen genügen. Sollte ein fünfter Wahlgang nötig sein, dürfen nur noch die drei Kandidaten antreten, die im vierten Wahlgang die meisten Stimmen erhalten haben. Wäre daraufhin noch ein sechster Wahlgang nötig, gäbe es nur noch zwei Kandidierende.
Für den Fall, dass es auch dann noch keine Mehrheit gibt, müsste der Wahlvorbereitungsausschuss einen neuen Wahlvorschlag erstellen. Die einzelnen Wahlgänge sind geheim und schriftlich (auch digital).
Der Fahrplan zur Bischofswahl
17. März 2023: Vorstellung und Gespräche mit den Kandidaten und Kandidatinnen in öffentlicher Sitzung der Landessynode in Nürnberg
26. März 2023: Beginn der Synodaltagung in München
27. März 2023: Wahl eines neuen Landesbischofs oder einer neuen Landesbischöfin in der Kirche St. Matthäus in München
Oktober 2023: Verabschiedung von Amtsinhaber Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in München, St. Matthäus.
Oktober/November 2023: Einführung des neuen Landesbischofs oder der neuen Landesbischöfin in der Nürnberger Lorenzkirche.
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