Dass Ingrid Koschel überhaupt als Sekretärin im Dekanat Hof angefangen hat, bezeichnet sie heute als Zufall. Über eine ehemalige Arbeitskollegin hätte sie den Tipp bekommen, dass am Dekanatssitz in Hof eine Bürokraft gesucht werden würde.

"Da habe ich dann einfach mal ’ne Bewerbung eingeworfen", und ein paar Wochen später, am 1. Juli 1978, hatte sie ihren ersten Arbeitstag.

"Die Arbeit hat mir von Anfang an Spaß gemacht, ich habe so viele Menschen kennengelernt." 

Unter anderem auch vier Dekane. Der Dekan, der sie auch eingestellt hat, war Hermann Wunderer. 14 Jahre war Wunderer ihr Chef, und gerade diese Zeit bezeichnet Ingrid Koschel als die familiärste Zeit in ihrem Berufsleben. "Die Kinder des Dekans waren in meinem Alter, ich war damals 19, und so hatte man einfach viel Berührungspunkte." Der zweite Dekan war Rudolf Weiß, der bis 2004 in Hof tätig war.

Vier Dekane haben mit ihr gearbeitet

Von 2004 bis 2021 wurde dann Günter Saalfrank "ihr" neuer Dekan. "Da habe ich sofort gemerkt, der kommt von der Presse", erzählt sie lachend. Überall im Büro habe Saalfrank gelbe Zettel verteilt, mit Erinnerungen, für sich und Koschel, aber auch mit Ideen.

"Ich dachte, irgendwann muss der doch ruhiger werden, aber das Gegenteil war der Fall."

Koschel schüttelt ungläubig den Kopf. Man merkt aber auch, dass ihr die 17 Jahre mit Saalfrank enorm Spaß gemacht haben. Etliche Fahrten wurden geplant und durchgeführt, viele Events organisiert, vor allem das 450-jährige Dekanatsjubiläum blieb Koschel im Gedächtnis.

Der letzte Dekan, den Koschel als Chef hatte, war Andreas Müller. Müller habe dann auch in ihrem Abschiedsgottesdienst in der Gemeinde die Predigt gehalten, die Koschel als sehr persönlich empfunden hat, auch wenn sie nicht so lang zusammengearbeitet hätten.

"Er hat in der Abschiedsrede gesagt, 516 Monate war ich mit den anderen Dekanen zusammen und zwölf Monate mit ihm jetzt. Was ist das? Zwölf Monate zu 516, ein Wimpernschlag!"

Der 5. März, der Tag, an dem sie im Gottesdienst entpflichtet wurde, war zugleich auch ihr 64. Geburtstag, "das habe ich mir so gewünscht, weil ich mir das gut merken kann". Eine pragmatische Vorgehensweise.

Das hat auch Günter Saalfrank an ihrer Arbeit geschätzt. "Ihre Erfahrung, ihre umsichtige Art, ihr Fingerspitzengefühl und ihre Gabe, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, das hat mir damals sehr geholfen in Hof."

Ein wenig Wehmut aber viel mehr Freude

Man merkt Ingrid Koschel aber auch an, dass sie sich auf ihren Ruhestand mit ihrem Mann, ihren Kindern und Enkeln freut. Die Arbeitswelt sei stressiger geworden: "Früher hat man einen Brief eingeworfen und hat dann auf Antwort gewartet".

Heutzutage gibt es tagtäglich eine Flut von E-Mails, die sofort beantwortet werden müssen. Von Steno über Schreibmaschine bis hin zu den neuesten Computerprogrammen hat Ingrid Koschel alles kennengelernt. Wenn sie dann am 23. März 2023 zum letzten Mal zur Arbeit geht, überkommt sie auch ein wenig Wehmut, wenngleich sie in den letzten Monaten ihre Arbeitsstunden bereits reduziert hat.

"44 Jahre bin ich am Maxplatz tagtäglich die Treppen zum Büro hochgelaufen."

Seit ein paar Monaten befindet sich das Dekanat Hof aber nicht mehr am Maxplatz, sondern in der Lorenzstraße. Ein Umstand den Ingrid Koschel mit gemischten Gefühlen sieht: "Jetzt fällt mir der Abschied eigentlich nicht ganz so schwer." Augenzwinkernd fügt sie hinzu: "Einen alten Baum verpflanzt man nicht!"

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