Skulpturen aus Holz

Zwei kleine Elefanten aus Holz stehen auf einer runden Metallplatte. Ihre Rüssel hängen schon über den Rand, als wären sie gerade dabei, das Kunstwerk zu verlassen. Hinter ihnen recken sich Häuser auf mäandernden Beinen nach oben.

Noch größer sind nur die angedeuteten Menschenfiguren mit eckigen Köpfen, die hölzernen Arme vor sich erhoben. "Welt aus den Fugen" heißt die Skulptur des Chiemgauer Holzbildhauers Marco Bruckner, die noch bis zum 23. April vor der Martin-Luther-Kirche in Stein steht.

"Die Natur wird verdrängt von den Menschen und ihren Bauwerken", fasst Pfarrer Andreas Herden seine Gedanken zur Skulptur zusammen.

Besonders deutlich werde das daran, wie winzig diese vor der großen Kirche im Hintergrund aussieht.

"Das zeigt, welche Bauwerke wir als Kirchen zur Ehre Gottes hingestellt haben, mit denen wir heute nicht mehr viel anfangen können, weil wir sie nicht mehr voll bekommen und weil sie wahnsinnig viel Geld im Unterhalt kosten. Auch das ist irgendwie aus den Fugen", findet Herden.

Er hat zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus den anderen zwei evangelischen Kirchengemeinden den "Denk-mal-nach-Weg" nach Stein geholt. Vor jeder Kirche steht eine Skulptur, sie können durch Spaziergänge miteinander verbunden werden.

Pfarrer Andreas Herden
Pfarrer Andreas Herden

Bezug auf die Passionszeit

Für den Pfarrer passt der Weg in die Passionszeit, "weil auch die Passion ein Weg ist. Der Leidensweg Christi, an den wir uns erinnern und über den wir nachdenken".

Die drei Skulpturen greifen durchaus die Themen der Passionszeit auf, findet er.

Vor St. Jakobus steht das Kunstwerk "Konsum" mit Hochhäusern und Fahrzeugen, die sich teils auszubreiten, teils einzustürzen scheinen. In Sichtweite davon erinnert der Weltladen im alten Milchhäusel an verantwortungsvolles Handeln in einer globalisierten Welt.

Die Kirchengemeinde Stein als Ausstellungsort

Künstler Marco Bruckner war selbst auf die Kirchengemeinden in Stein zugekommen, weil er einen neuen Ausstellungsort für seinen "Denk-mal-nach-Weg" suchte. Diesen hatte er ursprünglich für drei Kirchen im österreichischen Kleinwalsertal geschaffen.

"Der Glaube muss sich weiterentwickeln, genau wie wir Menschen, und das zeige ich in meinen Kunstwerken", sagt Bruckner.

Skulptur "Konsum"
Skulptur "Konsum"
Skulptur "Inklusion"
Skulptur "Inklusion"
Skulptur "Welt aus den Fugen"
Skulptur "Welt aus den Fugen"
Skulptur "Welt aus den Fugen"
Skulptur "Welt aus den Fugen"

Interaktion mit den Skulpturen

Die Themen für den Weg hat er gewählt, weil sie zum aktuellen Weltgeschehen passten. Mit weißen Fußabdrücken laden alle drei Skulpturen ein, hineinzutreten und selbst Teil davon zu werden.

"Meine jüngeren Schülerinnen und Schüler haben die Skulptur direkt angefasst und sich reingestellt. Die Älteren sind da nicht mehr ganz unbefangen und es ist nicht allen leicht gefallen, dieses Angebot anzunehmen", beschreibt Andreas Herden die Erlebnisse, die er mit Schulklassen am Kunstwerk "Inklusion" vor der Paul-Gerhardt-Kirche hatte.

Dennoch sei allen Kindern direkt etwas zu den zwei schlichten menschlichen Figuren eingefallen, von denen eine mit Furchen überzogen ist.

"Besonders schön fand ich die Idee, dass alle Menschen Einschränkungen in irgendeiner Form haben. Es gibt also kein Gefälle, sondern wir sind alle gleich und gemeinsam unterwegs."

Persönliche Erfahrungen als Inspiration

In der Skulptur hat Holzbildhauer Marco Bruckner ganz persönliche Erfahrungen verarbeitet, erzählt er. Er habe sich von der Förderschule hochgearbeitet zur Hauptschule und dann zur Fachschule. Inzwischen hat er seinen Meister.

"Ich habe gelernt, dass man in einer echten Gemeinschaft viel schneller lernen kann als in einem Schubladensystem."

Er will mit seinen Kunstwerken eine Richtung vorgeben, aber überlässt es den Betrachtern selbst, sich Gedanken über die Themen und die mögliche Bedeutung zu machen.

Wichtig ist ihm der enge Bezug zur Natur, den er auch über den Werkstoff Holz herstellt. "Eine Motorsäge schönt nichts. Es bleibt Natur, aber ich bringe das hinein, was mich beschäftigt."

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