Am Rande der Tagung der Landessynode haben wir mit Oberkirchenrat Nikolaus Blum gesprochen. Er hatte der Synode berichtet, wie es um den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Landeskirche sowie der Diakonie steht.

"Dazu gehört die Aufarbeitung der Fälle, die uns bekannt gegeben worden sind", sagte er uns. "Und dazu gehört auch die Prävention."

Er verwies auf das 2020 erlassene Präventionsgesetz sowie darauf, dass die ELKB eine Infrastruktur mit Meldestellen und Ansprechstellen aufgebaut habe. Als dritten wichtigen Punkt nannte er die jetzt entwickelten Schutzkonzepte. Dabei gehe es ganz viel um Aufklärung, zum Beispiel durch Schulungen.

Wichtig sei auch, eine unabhängige Aufklärungskommission einzusetzen. "Wir haben in den vergangenen Monaten versucht, eine gemeinsame Aufarbeitungskommission mit Württemberg, Baden und der Pfalz einrichten." Das sei jedoch nicht auf den notwendigen politischen Widerhall gestoßen. Deshalb werde man jetzt vermutlich eine Kommission für Bayern allein einrichten. 

Kirche als Schutzraum vor sexualisierter Gewalt

Der Diskurs in der Öffentlichkeit laufe oft auf der Grundlage falscher Zahlen, erklärte Blum weiter. Er wies darauf hin, dass unter den der bayerischen Landeskirche bekannten 211 Fällen sexualisierter Gewalt und 30 Fällen der sexuellen Belästigungen am Arbeitsplatz nicht nur strafrechtlich relevante Taten gezählt würden, sondern auch Fälle, wo es etwa um verbale Übergriffe gehe.

Die Frage indes, ob eine Verjährung eintrete, sei staatliches Recht, ebenso sei die Aufklärung staatliche Aufgabe:

"Wir haben keine kirchliche Polizei, die da Ermittlungen durchführen könnte."

Zudem verwies er darauf, dass Aufarbeitung nicht nur ein juristisches Thema sei. Man wolle mit den Betroffenen, die Unrecht erfahren haben, in Kontakt bleiben. 

Darüber hinaus solle die Kirche ein verlässlicher Schutzraum für alle werden, die sexualisierte Gewalt erfahren haben: "Wir müssen als Gesellschaft dieses Problem aufarbeiten, und wenn wir da als Kirche dann gute Beispiele geben können, wie kann man Betroffene wirklich helfen, dann wird das eine große Hilfe und ein großer Fortschritt für alle."

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