Ein Gebet zu sprechen, gehört zur Tradition der meisten Religionen. Doch wie sieht es aus mit dem Gebet im Netz? Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie verspüren vielen Menschen den Wunsch, gemeinsam zu beten.

Die Theologin Anna-Katharina Lienau aus Münster hat über das Gebet im Digitalen geforscht. Sie ist davon überzeugt, dass Beten auch Online funktioniert. Doch welche konkreten Möglichkeiten für Gebet und Gebetsgemeinschaft gibt es im digitalen Raum?

Diese Beispiele zeigen, wie Beten im Netz gelingen kann.

Evangelische Kirche: Du bist nicht allein!

Das Projekt "Du bist nicht allein" unter dem Link coronagebet.evangelisch.de der evangelischen Kirche möchte dazu einladen, sich im Gebet miteinander zu verbinden. Die Webseite zeigt an, wie viele Menschen sich in dem Moment auf der Seite aufhalten und gemeinsam beten. So entsteht Gemeinschaft, obwohl sich die Betenden an unterschiedlichen Orten befindet.

Fürbitte und gemeinsames Gebet

Im Mittelpunkt der Webseite amen.de steht die digitale Fürbitte: Persönliche Gebetsanliegen können anonym und ohne Anmeldung per Mail eingesandt werden. Diese Wünsche werden dann an registrierte NutzerInnen verteilt, die anschließend gemeinsam beten. Die Webseite ist ein Angebot des SCM Bundes-Verlags mit Sitz in Holzgerlingen.

Teens beten für Teens

Die Praybox wendet sich an Jugendliche unter 20 Jahren. Insbesondere Teenager sollen hier ihre Gebetsanliegen oder Sorgen formulieren, selbst mitbeten und miteinander digitale Fürbitten formulieren. Das Angebot wurde ebenfalls vom SCM Bundes-Verlag entwickelt.

Gebetswand

Auf einer Gebetswand können NutzerInnen kleine Zettel selbst anpinnen. Die Gebete und Fürbitten können ohne Registrierung auf der Webseite der bayerischen Landeskirche eingegeben und betrachtet werden.

Gebete suchen

Wer das richtige Gebet für eine bestimmte Situation sucht, wird vielleicht auf beten-online.de fündig. Die Seite des katholischen Hilfswerkes Bonifatius bietet eine Datenbank mit Gebeten zu bestimmten Anlässen und Themen. Außerdem findet sich hier auch eine kleine Auswahl mit Gebeten in englischer, französischer oder spanischer Sprache.

Twittergebet: #twomplet

Auch auf Twitter wird gebetet. Unter dem Hashtag #twomplet (Wortneuschöpfung aus "twitter" und "Komplet") beten Twitter-NutzerInnen jeden Abend um 21 Uhr ein gemeinsames Abendgebet. Es werden Gebetsanliegen als Tweets verfasst und mit dem Hashtag #twomplet ergänzt. Das Abendgebet hat sogar eine Art Liturgie aus Liedern und festen Elementen.

Morgengebet auf Instagram

Jeden Morgen postet evangelisch.de auf Instagram ein kurzes Morgengebet. Die Posts bestehen jeweils aus einem kurzen Gebet, hinterlegt mit einem passendem Bild. Sie möchten einen Impuls geben für den Start in den Tag.

Katholische Kirche: Gebet als Gottesverehrung

Eine Erläuterung der wichtigsten katholischen Gebetstexte bietet die Webseite der katholischen Kirche. Ob Gebete für Kinder, Tischgebete oder das Kreuzzeichen – hier finden NutzerInnen Erläuterungen ebenso wie konkrete Tipps und Empfehlungen.

Stundengebet

Ein digitales Stundengebet mit sieben Gebeten für jeden Tag bietet der Katholische Pressebund an. Die Webseite möchte Menschen dazu animieren, sich feste Zeiten für das Gebet zu reservieren und mindestens drei Gebete zu sprechen. Zu den Texten gehören Kurzlesungen, aber auch viele Psalmverse.

Weltgebetstag

Das internationale Projekt verbindet Frauen aus aller Welt. Über Konfessions-, Alters- und Ländergrenzen hinweg, engagieren sich Frauen beim Weltgebetstag für globale Gerechtigkeit, Frieden und Geschlechtergerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft. Einmal jährlich - immer am ersten Freitag im März - widmet sich der Weltgebetstag einem Land der Welt. Gemeinsam wird dann weltweit gefeiert.

Deutschland betet gemeinsam

Unter deutschlandbetetgemeinsam.de haben prominente VertreterInnen aus Kirchen und christlichen Initiativen im Zuge der Corona-Krise zu einem gemeinsamen Gebet aufgerufen. Knapp eine Million Menschen verschiedener Konfessionen haben im Rahmen dieser Aktion auf dem Youtube-Kanal gebetet – darunter Prominente wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder oder der Musiker Peter Maffay. Organisiert wurde das Event unter anderem vom Gebetshaus Augsburg, dem Projekt "Miteinander für Europa" und dem ICF München.