Wenn am Sonntag, 2. August, Reiner Redlingshöfer von der Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern in sein neues Amt als Dekan von Gräfenberg eingeführt wird, dann kommt ein Mann, der sicherlich viele Erfahrungen mitbringt, wie es sich eine Gemeinde wünscht. Redlingshöfer hat viele Jahre im Landratsamt Fürth nahe am Menschen gearbeitet, sich mit fast 40 zum Theologiestudium aufgemacht und in den vergangenen Jahren in Deutenbach bei Stein ein junge, erst in den 1980er-Jahren gegründete Gemeinde geleitet. Der 57-Jährige ist ein Praktiker mit Herz, der gerade im Corona-Jahr 2020 an neuer Wirkungsstätte noch einmal voll durchstarten will.
Reiner Redlingshöfer ist ein sogenannter Spätberufener. Im Alter von 38 Jahren gab der damals in erster Ehe verheiratete Familienvater zweier Söhne seine Karriere in der kommunalen Verwaltung und Politik in Fürth auf, um an der Augustana-Hochschule in Neuedettelsau Theologie zu studieren. Einer inneren Stimme folgend, die ihn auf einer Einkehrwoche eingeflüstert hat, noch einmal als Pfarrer ganz von vorne zu beginnen. "Ich wurde gefragt, was ich gerne beruflich machen würde, wenn ich noch einmal neu beginnen könnte. Spontan war ,Pfarrer´ meine Antwort. Das hat mich dann nicht mehr los gelassen", erinnert es sich an eine tolle Geschichte, die immer wieder aufhorchen lässt, wenn er sie erzählt.
Dekan Reiner Redlingshöfer war Büroleiter von Gabriele Pauli
Vor allem wenn dazu kommt, dass seine einstige Chefin keine Geringere als Gabriele Pauli war, die als "CSU-Rebellin" und Stoiber-Kritikerin 2007 bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Pauli ist mittlerweile aus der Öffentlichkeit verschwunden, die beiden Söhne erwachsen, einer macht Redlingshöfer sogar um Weihnachten herum erstmals zum Großvater.
Es sind also gleich zwei neue Rollen, in die der angehende Dekan in diesem zweiten Halbjahr 2020 schlüpfen wird. Ganz bewusst, und aus drei Gründen, wie er sagt: "Weil ich in den zehn Jahren bis zum Ruhestand noch einmal eine neue Herausforderung angehen will, weil ich gefragt wurde und weil Gräfenberg zu mir passt. Ich will vor allem zuhören und bei den Menschen sein", sagt Redlingshöfer, wenn er an sein neues Amt denkt. Sein Stellenzuschnitt weist ihn mit zwei Dritteln als Pfarrer von Gräfenberg aus, nur ein Drittel fällt auf die Dekans-Aufgaben. Zu denen gehören naturgemäß viele verwaltungstechnische.
Für den gelernten Versicherungskaufmann, der bereits als Vorsitzender der Jungen Union und als Zweiter Bürgermeister in seiner Heimatgemeinde Veitsbronn bereits viel Erfahrung in Gremienarbeit und kommunaler Politik sammeln konnte, sollte das kein Problem sein. "Nur so viel Verwaltung wie nötig", sei hier sein Credo. Auch gerade im Hinblick an die künftige engere Zusammenarbeit des Dekanats Gräfenberg mit dem aus Forchheim sei es unerlässlich, die Menschen jeweils mitzunehmen und vor allem zuzuhören, wo der Schuh drückt und welche Wünsche unerfüllt in der Schublade liegen.
Redlingshöfer ist begeisterter Musiker
Auf jeden Fall wird es für Reiner Redlingshöfer einen echten Tapetenwechsel bedeuten, nach neun Jahren von der 1992 eingeweihten, gläsernen Paul-Gerhardt-Kirche im von Hochhäusern gesäumten, urbanen Deutenbach vor den Toren Nürnbergs in die auf das 13. Jahrhundert zurück gehende Dreieinigkeitskirche im mittelalterlichen Gräfenberg in die Fränkische Schweiz zu gehen. Doch er kommt nicht alleine: Mit dabei sind die beiden Kinder Simon (8) und Sarah (4) und auch Frau Tina, die als gelernte Krankenschwester bei der Diakonie in Gräfenberg arbeiten und als langjährige Organistin auch auf der Orgelbank Platz nehmen wird, wenn Zeit ist. Auch ihr Gatte ist der Musik eng verbunden: Reiner Redlingshöfer spielte über 30 Jahre lang Posaune im Chor, bis es der enge Terminplan einfach nicht mehr möglich machte, regelmäßig bei Proben und Auftritten dabei zu sein.
Das Landleben als Pfarrer ist Redlingshöfer zudem nicht fremd: Bevor es nach Deutenbach ging, war er sechs Jahre lang im Dekanat Bad Windsheim für die damals neu gegründete Tiefgrundpfarrei der kleinen Kirchengemeinden Kaubenheim, Rüdisbronn, Humprechtsau, Oberntief, Berolzheim und Külsheim tätig.
Die Zeit in Deutenbach, während der auch die beiden Kinder geboren wurden, sei eine sehr prägende und reiche gewesen. Redlingshöfer denkt an einige wegweisende Projekte zurück wie den Neubau des Kindergartens und die neue Nutzung des alten für eine diakonische Wohneinrichtung. Das Pfarrhaus in bleibt im Übrigen nicht lange leer: Bereits ab dem 1. September zieht der neue Pfarrer Andreas Herden ein.
Mehr Informationen zum Dekanat Gräfenberg gibt es unter diesem Link.