Unter dem Leitwort "Jetzt ist die Zeit" haben in Nürnberg vor rund drei Monaten Zehntausende Menschen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag gebetet, gefeiert und diskutiert. Im Laufe des fünf Tage langen Glaubensfestes ist nach Beobachtung des evangelischen Stadtdekans in Nürnberg, Jürgen Körnlein, die Losung "in den Untertitel gerutscht". Stattdessen habe die Überschrift "Hoffen, machen" über dem Kirchentag gestanden.

Bei vielen Veranstaltungen sei Hoffnung sehr konkret geworden. Beeindruckt habe ihn auch der plastische Eindruck: "Die Stadt war Kirchentag", sagte Körnlein in einem Gespräch mit dem Sonntagsblatt.

Kirchentag als Sommermärchen

Der Kirchentag sei bei den Evangelischen in der Stadt noch gut als Sommermärchen in Erinnerung, stellte der Stadtdekan auch auf der kürzlich stattgefundenen Dekanatssynode fest. Auf den Plätzen der Stadt und mitten unter den Menschen sein, "das wollen wir und das können wir auch". Das zu erleben, habe gutgetan.

Da wolle die Kirche weitermachen und sich draußen auf großen Veranstaltungen zeigen, wie demnächst bei der Messe Consumenta. Körnlein plant auch, im nächsten Sommer einen ökumenischen Gottesdienst während des Musikfestivals Bardentreffen anzubieten.

"Dass wir die Menschen nicht erreichen würden, kann man wirklich nicht sagen", erklärte Körnlein. 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauer würden wöchentlich den Gottesdienst im Franken-Fernsehen sehen und täglich etwa gleich viele Menschen bei den Radioandachten im Lokalradio zuhören.

"Wir erleben auch Gegenwind und Flaute, aber der Geist Gottes führt uns zu den Menschen hin."

Umstrukturierungen im Dekanat

Im Dekanat Nürnberg sind derzeit schon die Veränderungen zu sehen, die mit dem Schrumpfen der Mitgliederzahlen in der Kirche zu tun haben. Die Dekanatssynode habe einstimmig einer Reform zugestimmt, die alle sechs Prodekanate abschafft und drei Regionen bildet: Die Region Süd-West, die Region Nord-Ost und die Region Innenstadt mit den Einrichtungen und Diensten, sagte Körnlein. "Das ist fällig und ein logischer Prozess."

Der Beschluss bedeutet auch, dass es in Zukunft statt der bisher fünf Dekaninnen und Dekane nur noch drei geben wird. Eine Folge davon, dass im Dekanat theologisches Personal eingespart werden muss - 24 Prozent laut Landesstellenplan. "Da kann doch nicht das Leitungspersonal gleich bleiben."

Kirche erneuert sich ständig selbst

Körnlein sagte, er kenne die Kirche nicht anders, als eine sich ständig selbst erneuernde Kirche. Es sei in dem Prozess im Moment "sehr viel kreative Energie und Veränderungsbereitschaft im System drin". Mut machten ihm die jungen Pfarrerinnen und Pfarrer, die wüssten, dass die Kirchenmitglieder weniger werden.

"Aber sie sagen, das hindert uns nicht, das Evangelium zu kommunizieren."

Dies, findet er, sei eine zukunftsweisende Einstellung.

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