Israel mag es gelingen, sich militärisch immer wieder auch der bedrohlichsten Feinde zu erwehren; den weltweiten Medienkrieg hat die einzige Demokratie im Nahen Osten längst verloren. Zu denen, die das Geschäft der Feinde Israels besorgen, gehört nun auch der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK).
Sein Zentralausschuss unter dem Vorsitz von Heinrich Bedford-Strohm hat Israels Politik gegenüber den Palästinensern jüngst als "Apartheidsystem" bezeichnet. Nach heftiger Kritik an dem toxischen Kampfbegriff erklärte der frühere bayerische Landesbischof, er persönlich werde diesen gegen Israel nicht verwenden, verteidigte aber den Beschluss mit dem Leid der Palästinenser in Gaza.
Weltkirchenrat unterstützt BDS-Kampagne
Doch fast noch schlimmer als der historisch falsche, sachlich unzutreffende und diffamierende Begriff "Apartheid" ist: Die Weltchristen fordern in dem Beschluss "gezielte Sanktionen, Desinvestitionen" gegen Israel. Sie stellen sich damit unverhüllt hinter die antisemitische BDS-Kampagne ("Boycott, Divestment, Sanctions"), die der Bundestag 2019 aus guten Gründen verurteilt hat.
Wer schon einmal in Israel war, weiß, dass dieses Land – bei allen Spannungen und Konflikten – geradezu atemberaubend multikulturell ist. 20 Prozent der Israelis sind Araber, die meisten Muslime. Entgegen anderslautenden Gerüchten haben sie die gleichen Rechte wie jüdische Israelis. Der arabische Muslim Khaled Kabub ist Richter am Obersten Gerichtshof, die arabische Muslimin Lucy Aharish ist eine beliebte Fernsehjournalistin, die israelische Fußballnationalmannschaft ist bunt – von den Hautfarben und Religionen.
Westbank und Gaza: Die komplexe Wahrheit
Unbestritten: Die Besatzung der Westbank ist mit Ungerechtigkeit und Leid verbunden. Die Palästinenser dort sind keine israelischen Bürger (und sie wollen es auch nicht sein). Mit einem vermeintlichen "Rassismus" Israels, den der Apartheid-Begriff nahelegt, hat das nichts zu tun. Der Gazastreifen ist seit 2005 nicht mehr unter israelischer Besatzung. Doch statt ihr von allem jüdischen Leben "befreites" Land mit den Milliarden aus dem Westen zu einer blühenden Oase am Mittelmeer zu entwickeln, wählten die Menschen dort die Hamas. Und die baute Terrortunnel, schoss Tausende von Raketen auf Israel und massakrierte am 7. Oktober 2023 israelische Frauen und Kinder.
Doppelmoral der Weltchristenheit
Nichts dazu in der ÖRK-Erklärung. Stattdessen hat sich die Weltchristenheit hinter antisemitische Kampfbegriffe gestellt. Pinchas Goldschmidt, Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, kritisiert zu Recht: Wer wie der ÖRK Israel "Apartheid" vorwerfe, aber die russisch-orthodoxe Kirche in seiner Mitte dulde und sich von dieser mitfinanzieren lasse, während diese zum heiligen Krieg in der Ukraine aufrufe, sollte lieber schweigen.
Der Weltkirchenrat hat historisches Unwissen offenbart und moralisch versagt. Heinrich Bedford-Strohm sollte – so sehr er sein internationales Wirken liebt – statt zu lavieren Haltung zeigen, seine Rolle beim ÖRK überdenken und ein deutliches Zeichen setzen.
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Angesichts der schweren…
Angesichts der schweren Kriegsverbrechen, die der Staat Israel tagtäglich in Gaza und in der Westbank (sowie in Syrien und Libanon) vor den Augen der Weltöffentlichkeit begeht, erscheint diese Diskussion um die Angemessenheit von Begriffen seltsam abgehoben und realitätsfremd.
Ein treffender Beitrag…
Ein treffender Beitrag. Vielen Dank. Wer jegliches Verständnis für Israels schwierigste Lage im Nahen Osten und die damit verbundenen globalen Auswirkungen einfach ausblendet, wird dem Ziel des Friedens nicht näher kommen und propagiert darüber hinaus ein höchstproblematisches Zerrbild dieses Staates, mit Folgen auch für unsere Gesellschaft.