Nach Auffassung der Bevollmächtigten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin, Anne Gidion, bevorzugen viele religiös gebundene Politikerinnen und Politiker vor allem "geistlich erkennbare Gottesdienste" und kirchliche Angebote.

"Viele Mandatsträger wünschen sich im Gottesdienst weniger Action und Interaktion, sondern vor allem Stütze und Stärkung für ihre fordernde Aufgabe", sagte Gidion am Rande eines Kongresses in Hildesheim.

An der Veranstaltung zur Zukunft des Gottesdienstes in der Fortbildungsstätte Michaeliskloster nahmen rund 200 Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Wissenschaft teil.

Gefühl der Geborgenheit, weniger politisch gefärbte Predigten

Wichtig sei, ein Gefühl der Vertrautheit und Geborgenheit herzustellen, sagte Gidion. "Ich bekomme oft die Rückmeldung, dass das vor allem beim Singen von Liedern gelingt, die viele noch aus ihrer Konfirmanden- oder Pfadfinderzeit kennen", sagte die evangelische Theologin, die die EKD in Berlin gegenüber der Bundesregierung sowie in Brüssel gegenüber der Europäischen Union vertritt und als Seelsorgerin Ansprechpartnerin für die evangelischen Parlamentarier ist.

Auch spüre sie seitens der Abgeordneten ein Bedürfnis nach einem "klaren geistlichen Wort", während politisch gefärbte Predigten weniger Zustimmung fänden, sagte Gidion.

"Ich erlebe schon die Erwartung, möglichst ausgewogen zu agieren, nicht zu konservativ und nicht zu liberal zu predigen."

Mit ihrer Aufgabe sei ihr Respekt vor Politikerinnen und Politikern noch einmal gestiegen: In Zeiten, in denen die gesellschaftliche Bindung an zentrale Institutionen wie Parteien oder auch Kirchen brüchiger würden, verdienten Menschen, die sich in diesen Zusammenhängen engagieren, umso mehr Wertschätzung, sagte Gidion.

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JoBi am Mo, 08.05.2023 - 11:22 Link

Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.
Kirche ist doch keine spirituelle Wohlfühlveranstaltung.

Die Lehre Jesu war schon immer ein politischer Stein des Anstoßes. Die Mächtigen der Welt müssen sich an seinen Worten und Taten messen lassen und es ist geradezu die Pflicht der Kirche, den Finger immer wieder dahin zu legen, wo die Politik hinter diesen Ansprüchen zurückbleibt.