Der Verzicht aufs Händeschütteln als Höflichkeitsformel seit Beginn der Corona-Pandemie ist dem Würzburger Hygieniker Manuel Krone zufolge ein Fortschritt. "Auf jeden Fall ist es kein Zeichen mangelnder Höflichkeit", sagte der stellvertretende Leiter der Stabstelle Krankenhaushygiene und Antimicrobial Stewardship am Würzburger Uniklinikum.

Vielmehr sei vielen heute bewusster, welche Rolle Händeschütteln bei der Weitergabe von Krankheitserregern spielen kann. Bei Covid-19 sei die Weitergabe über Hände "gar nicht so relevant", dafür umso mehr bei allen denkbaren Magen-Darm-Infektionen.

Bewusstsein für Bedeutung des Händewaschens

Die Pandemie habe auch vermehrt ein Bewusstsein für die Bedeutung des Händewaschens geschaffen. Doch nach wie vor gebe es einen nicht zu vernachlässigenden Anteil der Bevölkerung, der seine Hände aus Hygieniker-Sicht falsch reinige. "Man braucht Seife, Wasser und Zeit", sagte Krone anlässlich des weltweiten Tags der Handhygiene am 5. Mai:

"Auf alle Fälle müssen die Innenseiten der Finger mit Seife benetzt werden, am besten die gesamten Innen- und Außenflächen bis kurz übers Handgelenk - alles in allem rund 30 Sekunden."

Zu häufiges Händewaschen wiederum sei auch nicht gut, denn das schädige die Haut und biete somit Krankheitserregern über die Hautfläche Einfallstore. Besser sei es, "nicht ganz so oft die Hände zu waschen, dafür aber gründlich, und zwischendurch die Hände mit einer alkoholischen Lösung zu desinfizieren", erläuterte Krone.

Spezialseifen sind unnötig

Völlig unnötig seien auf jeden Fall extra antibakterielle Spezialseifen. Für zu Hause genügten normale Handtücher, wenn sie zwischen der Benutzung trocknen und regelmäßig gewaschen würden:

"Im öffentlichen Bereich rate ich aber auf alle Fälle zu Einmalhandtüchern aus Papier."

Ob das regelmäßige Händeschütteln in einem Nach-Pandemie-Zeitalter wieder zurückkommt - Krone will nicht spekulieren: "Das wäre eine Aufgabe für Soziologen." Allerdings ist seine Meinung zu dem Thema ganz klar:

"Wir haben es als Krankenhaushygieniker schon vor Corona in der Krankenversorgung abgelehnt. Und so wird das auch bleiben."