Zweieinhalb Monate nach der Bundestagswahl ist die neue Bundesregierung im Amt.
Schon der Koalitionsvertrag zeigte in Sachen Kirchen und Glauben eine Akzentverschiebung der Ampel im Vergleich zur Großen Koalition. Doch wie sieht es mit den einzelnen Ministerinnen und Ministern aus? Wir haben uns die Mitglieder des neuen Bundeskabinetts angeschaut. Im fünften Teil geht es um den Gesundheitsminister Lauterbach und sein Verhältnis zu Kirche und Glaube.
Lauterbach hat katholische Kirche verlassen – wegen der Missbrauchsfälle
Karl Lauterbach, Jahrgang 1963, gebürtiger Dürener und Wahl-Kölner, übernimmt mit dem Gesundheitsministerium in der Pandemie ein besonders wichtiges Ressort. Der Medizinprofessor und Epidemiologe studierte in Düsseldorf, Texas uns Harvard. Er stammt aus einer Arbeiterfamilie und hat sich aus kleinen Verhältnissen hochgearbeitet. Der bekannteste Gesundheitsexperte seiner Partei ist zweimal geschieden und hat fünf Kinder.
Auf die Frage: "Sind Sie gläubig?" antwortete er der "Süddeutschen" "Ich wünschte, ich wäre es noch." Aus der katholischen Kirche, die ihn in seiner Kindheit stark geprägt habe, ist Lauterbach schon lange ausgetreten. Die kirchlichen Missbrauchsfälle seien der Anlass gewesen: "Als junger Katholik hätte ich es niemals für denkbar gehalten, dass es so etwas gibt, und das bestürzt mich stark", sagte Lauterbach in einem Interview mit dem Podcast "Talk mit K" des "Kölner Stadt-Anzeiger".
Wiedereintritt nicht ausgeschlossen
Dennoch stehe er der katholischen Kirche weiterhin nah. Er schreibt den Kirchen eine wichtige soziale Funktion zu: In einer Gesellschaft, in der es vielen nur noch um Geld und Macht gehe, könnten sie sinnstiftende Gegenpole sein.
Selbst ein Wiedereintritt ist möglich:
"Ich habe meinen Austritt damals nicht an die große Glocke gehängt und würde auch nicht ausschließen, dass ich wieder eintrete, wenn sich die Dinge ändern."
Seinen Eid als Gesundheitsminister bekräftigte er mit "So wahr mir Gott helfe."