Diesen Vorsatz haben viele Menschen: Im Jahr 2022 wieder mehr Bücher zu lesen. Scheitern soll dies nicht an Ideen für gute Lektüre: Hier kommen die Empfehlungen aus der Sonntagsblatt-Onlineredaktion.

"Die Kunst zu lesen" von Frank Berzbach

Tipp von Social-Media-Redakteurin Lea Kiehlmeier

Ein Buch über die Freude am Lesen, besser geht es kaum. Das war meine Erwartung an "Die Kunst zu lesen" und sie wurde nicht enttäuscht. Frank Berzbach schreibt über die verschiedenen Bücher, die sein Leben verändert haben und nimmt Leser*innen mit an verschiedene Orte, mit zu verschiedenen Büchern. Er ist dabei nicht nur unterhaltsam, sondern gibt auch genug Leseempfehlungen, dass man gar nicht weiß, mit welchem Buch man zuerst anfangen soll. Eine ausführliche Rezension gibt es in unserem Dossier Buchtipps.

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"Die verschwindende Hälfte" von Brit Bennet

Tipp von Online-Redakteur Oliver Marquart

Die Zwillingsschwestern Stella und Desiree werden in den 1950er Jahren im kleinen Ort Mallard in Lousiana geboren. Sie sind sich einig: Hier wollen sie nicht bleiben. Gemeinsam fliehen sie nach New Orleans - doch dann trennen sich ihre Wege. Während Stella einen Weißen heiratet, und dadurch selbst als weiß wahrgenommen wird, heiratet Desiree einen Schwarzen - und bleibt somit Schwarz. 

Brit Bennet erzählt nicht nur die Geschichte der ungleichen Schwestern sowie ihrer Familien sehr spannend, sondern macht wie nebenbei deutlich, dass Rasse nichts weiter als ein soziales Konstrukt ist. Ohne, dass das Buch aufdringlich politisch ist oder Urteile fällt, erfahren die Leser*innen viel darüber, wie sich Rassismus auf die Identität von Menschen auswirkt. Fesselnde Lektüre.

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"Alte Sorten" von Ewald Arenz

Tipp von Chefredakteurin Rieke C. Harmsen

Liss ist Einzelgängerin, Mitte 40 und lebt alleine auf einem Bauernhof. Dann taucht eine junge Frau auf: Sally ist von zu Hause weggelaufen und strandet zufällig auf dem Hof. Was nach einem banalen Setting klingt, ist eine wunderbar erzählte Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft. Die beiden Frauen könnten kaum unterschiedlicher sein. Sie sind Außenseiterinnen, fremd im Dorf, fremd in ihrem Körper. Und doch lassen sie sich langsam auf eine fragile Freundschaft ein. Spannend wird die Lektüre, weil Liss ein Geheimnis verbirgt, das erst nach und nach herauskommt.

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"Beate & Serge Klarsfeld – Die Nazijäger" von Pascal Bresson und Sylvain Dorange

Tipp von Online-Redakteurin Bettina Ullrich

Eine Ohrfeige machte sie weltberühmt. Beate Klarsfeld verpasste sie dem Bundeskanzler, im November 1968 auf dem CDU-Parteitag in Berlin. "Nazi, Nazi", schrie sie Kurt Georg Kiesinger entgegen. "Ich bin empört über die Ungerechtigkeit, dass alte Nazis in Deutschland ungestraft davonkommen", heißt es in der spannenden und großartig gestalteten Graphic Novel "Beate & Serge Klarsfeld – Die Nazijäger".

Die Ohrfeige war erst der Anfang. Mit ihrem Mann Serge, einem französischen Juden, dessen Vater in Auschwitz ermordet worden und der selbst als Kind dem KZ nur knapp entgangen war, fahndete Beate Klarsfeld in den 70ern und 80ern nach Nazis. Manche wie Klaus Barbie lebten in Südamerika, andere standen unter ihrem Klarnamen in deutschen Telefonbüchern – zu befürchten hatten sie im Deutschland jener Zeit ja offenbar eh nichts. Atemlos folgt die Graphic Novel den Recherchen der Klarfelds kreuz und quer durch die Welt bis vor das Gericht, das Klaus Barbie, Gestapo-Chef von Lyon, 1987 zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein packender Politthriller, eine wichtige Geschichtsstunde und eine Hommage an zwei Menschen, die nicht bereit waren, die gesellschaftlichen Verhältnisse so zu akzeptieren, wie sie waren.

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"Geschichte für einen Augenblick" von Ruth Ozeki

Tipp von Ellen Dreyer, Freiwilligendienst Kultur und Bildung

Ruth lebt mit ihrem Mann Oliver und ihrer Katze Pesto auf einer abgelegenen Insel an der Küste von British Columbia. Bei einem Strandspaziergang findet sie eine Plastiktüte, in der sich eine Brotdose mit Hello-Kitty-Motiv befindet. In der Dosen findet sie ein Tagebuch, geschrieben von Naoko Yasutani, einer jungen Japanerin, die bis zum Platzen der Dotcom-Blase mit ihren Eltern in Kalifornien lebte. Als ihr Vater seinen Arbeitsplatz verliert, zieht die Familie zurück nach Japan, ein Land, dessen Sprache Naoko nur in ihren Grundzügen kennt und in dessen Schulen sie sich fehl am Platz fühlt.

In ihrem Tagebuch berichtet sie von ihrem Alltag in einer winzigen Zwei-Zimmer-Wohnung und den wiederholten Selbstmordversuchen ihres Vaters, der in Japan keinen neuen Job findet. In den Sommerferien schicken sie ihre Eltern zu ihrer Urgroßmutter Jiko, einer buddhistischen Nonne, die mehr als 100 Jahre alt ist. Anfangs wenig begeistert, freundet sich Naoko schließlich mit Jiko an und lernt immer mehr über ihre Familiengeschichte und Zazen, eine Meditationstechnik des Buddhismus. Ruth liest das Tagebuch und versucht, mit Naoko in Kontakt zu treten, aus Sorge, dass Naoko und ihrer Familie etwas passiert sein könnte. Das Tagebuch war Teil des Müllteppichs, der vom Tōhoku-Erdbeben 2011 an die Westküste der USA gespült worden war.

Ein Buch voll Wissen und wunderschönen Momenten. Aufgeteilt in Passagen, in denen Leser*innen selbst in Naokos Tagebuch lesen dürfen. Und Teile, in denen Ruth über das Gelesene nachdenkt und philosophiert und die den Roman entschleunigen und gleichzeitig spannender machen. Wie geschaffen für lange, kalte Wintertage.

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"Der Zopf" von Laetitia Colombani

Tipp von Online-Redakteurin Christina Argilli

Drei Frauen auf drei Kontinenten verbindet trotz der tausende Kilometer Distanz zwischen ihnen nicht nur der Kampf mit dem Schicksal. Obwohl sie einander nicht kennen und sich auch im Laufe des Romans nie begegnen, sind ihre Geschichten doch wie ein Zopf miteinander verwoben.

In diesem Debütroman nimmt Laetitia Colombani ihre Leserinnen und Leser mit nach Indien, Süditalien und Kanada und beschreibt den aus den Fugen geratenen Alltag ihrer Protagonistinnen dort auf so mitreißende Weise, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte.

Ein Roman zum Eintauchen, zum nochmal und nochmal Lesen und zum noch öfter Verschenken.

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