Zum Start in das neue Jahr kommt hier die Liste der Lieblingspodcasts der Online-Redaktion. Welchen Podcast sollten wir noch kennenlernen? Schreibt uns eine Mail: online@epv.de.
Drinnies
Giulia Becker und Chris Sommer sind beide Comedy-Autor*in. Und sie haben noch etwas gemeinsam: Sie sind introvertierte Menschen, was sie mit dem Begriff "Drinnies" (von "drinnen" abgeleitet) umschreiben. Sprich, sie sind am liebsten in ihrer Comfort Zone. Zu Hause ist es am schönsten, Rausgehen ist keine Option und mit Fremden sprechen ist nur dann denkbar, wenn es gar nicht zu vermeiden ist.
Zum einen ist der Podcast sehr witzig, da beide ihre großen und kleinen Schwächen bei der Alltagsbewältigung mit sehr viel Humor und Selbstironie schildern. Zum anderen entdeckt man als Hörer*in oft auch den Drinnie in sich selbst. Wer nicht schon mal Panik bekommen hat, weil er mit einem wildfremden Menschen plötzlich ein Gespräch führen musste, werfe den ersten Stein. Alle anderen werden hier bestens unterhalten. (Online-Redakteur Oliver Marquart)
Fake Doctors. Real Friends
Einer meiner Lieblingsserien ist "Scrubs". Die Geschichten rund um den frischgebackenen Arzt John Dorian, kurz J.D., hat mich jahrelang begleitet. Es ist die Serie, die ich schaue, wenn ich nicht weiß, was ich schauen soll oder es mir nicht so gut geht. Die Kombination aus Ernsthaftigkeit und Comedy macht sie für mich zu einer der besten Serien aller Zeiten.
2020 starteten Zack Braff und Donald Faison ihre Podcastreihe "Fake Doctors. Real Friends". Die beiden sind nämlich nicht nur in der Serie beste Freunde, sondern auch im echten Leben. Zu Beginn der Pandemie haben sie mit dem Podcast angefangen, in dem sie sich in jeder Folge eine Serienfolge vornehmen und darüber quatschen. Sie lassen die Serie Revue passieren, die 2001 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde. In einigen Folgen sind auch verschiedene Schauspielkolleg*innen zu Gast oder auch die Produzenten der Serie. Der Podcast ist unterhaltsam und kurzweilig und vor allem für Fans der Serie auf jeden Fall empfehlenswert. (Social-Media-Redakteurin Lea Kiehlmeier)
The Daily. NYT
So sollten sich Nachrichten anhören: Mit diesem Slogan wirbt die New York Times für ihren täglichen Podcast "The daily". Täglich liefert die Redaktion zwanzig Minuten Nachrichten an fünf Tagen in der Woche. Die Journalist*innen blicken in die Welt und geben kurz und knapp Einblick in die aktuelle Situation. Es geht um das schwierige Leben in Afghanistan, den Umgang mit Abtreibung in den USA, die katastrophale Lage in Haiti. Spannend, anschaulich und gut erzählt. So sollten sich Nachrichten anhören. (Chefredakteurin Rieke Harmsen)
ZEIT Verbrechen
Wer Kriminal-Podcasts mag, muss ZEIT Verbrechen lieben! Seit 2018 erscheint alle zwei Wochen eine neue Folge, durch die Sabine Rückert, die stellvertretende Chefredakteurin der ZEIT, und ZEIT Wissen-Ressortleiter Andreas Sentker führen. Mal bringt Sabine Rückert einen Fall mit, den sie als Gerichts- und Kriminalreporterin recherchiert hat, mal lädt das Duo Kolleg*innen ein, die spannende Real-Crime-Geschichten erzählen. Nicht immer geht es dabei um Mord, nicht immer muss man sich gruseln, aber jede Folge bietet die Möglichkeit, etwas zu lernen. Über das Rechtssystem, über die Gesellschaft und über die tiefsten Abgründe menschlicher Psyche. (Online-Redakteurin Christina Argilli)
"Interview mit einem Stern"
Von all den Stunden der Zerstreuung, die mir Podcasts 2021 beschert haben, gab es drei ganz besondere Stunden. Zu verdanken einer funkelnden Audio-Perle, die der Deutschlandfunk im vorigen Jahr im Programm hatte (hier noch immer online zu hören). Wobei dies, genau genommen, kein Podcast war, aber gut einer hätte sein können – nur nannte dies damals, vor 71 Jahren, als "Interview mit einem Stern" erstmals gesendet wurde, natürlich noch niemand so.
"Interview mit einem Stern", eine Mischung aus Hörspiel und Reportage, ist die Reise des Schriftstellers Ernst Schnabel, der im März 1951 in neun Tagen einmal um die Welt fliegt. Nicht als Pilot, sondern als Pan-Am-Passagier an Bord einer Clipper. Vor allem aber als feinsinniger Beobachter ("Jede Stunde, die ich verschlafe, macht mir die Welt kleiner"). In einer poetischen und auch für heutige Ohren kein bisschen angestaubten Sprache beschreibt er, was er in 5000 Meter Höhe wahrnimmt – und von da draußen aus über das Leben auf der Erde sinniert.
Ein Lieblingsbeispiel: Von seinem Bugfenster aus sieht er ein paar Menschen, nichts als "weiße Punkte". Kurz darauf liest der Weltreisende in der Zeitung vom Mord am persischen Ministerpräsidenten Ali Razmara und denkt: "Was diese Punkte da unten für eine Macht haben!"
Ein anregendes wie beruhigendes Hörerlebnis. Es führt vom verschneiten München aus gen Osten – über Athen, Beirut, Damaskus, Persien, weite Wüstenlandschaften, die USA und London zurück nach Hamburg. Dort ist die Weltumrundung vorbei. "Dann war die Erde kein Stern mehr, denn dort war er zuhause", hört man die Stimme von Ernst Schnabel sagen. "Man wohnt nicht auf einem Stern. Jedenfalls weiß man nicht immer, dass es so ist." (Online-Redakteurin Bettina Ullrich)