Adventszeit – eigentlich die schönste Zeit des Jahres … sollte man meinen. Eine Zeit der Besinnung, der Vorfreude, des Innehaltens.

Doch für viele von uns – und ich nehme mich da nicht aus – ist es oft eher eine Zeit des Stresses. Die To-do-Listen werden länger, die Tage voller und die Zeit, die wir uns für uns und unsere Lieben nehmen wollen, wird immer knapper.

Ich genieße die Adventszeit – nächstes Jahr

Es ist jedes Jahr dasselbe: Ich ärgere mich, dass ich die Adventszeit nicht so genießen kann, wie ich es mir wünsche. Trotzdem nehme ich mir immer wieder vor, fast wie ein Mantra: "Nächstes Jahr machst du alles anders. Du planst besser, sagst öfter Nein und konzentrierst dich auf das Wesentliche - auf deine Familie und die kleinen, schönen Momente, die diese Zeit so besonders machen."

Die leuchtenden Augen meiner Kinder, wenn der Nikolaus ein Geschenk bringt. Doch dann kommt der Dezember mit der Wucht eines 40-Tonners: Arbeit, Geschenke besorgen, Plätzchen backen, Weihnachtsfeiern – und plötzlich ist Heiligabend. Und ich frage mich:

"Wo ist die Adventszeit geblieben?"

Gerade mit kleinen Kindern sollte diese Zeit doch besonders schön sein. Meine jüngste Tochter Nyah ist gerade mal vier Jahre alt. Ihre Augen leuchten, wenn wir die erste Kerze am Adventskranz anzünden. Mit Begeisterung singt sie Weihnachtslieder – nicht immer sitzen die Töne, manche Strophe scheint frei erfunden, aber gerade diese kindliche Unbekümmertheit ist unbezahlbar. Sie freut sich über jede noch so kleine Schneeflocke, über jedes neue Türchen im Adventskalender und kann es kaum erwarten, bis endlich Heiligabend ist.

Meine Kinder erleben die Adventszeit voller Staunen

Und genau das macht mich nachdenklich: Wie oft verpasse ich solche Momente? Wie oft bin ich mit meinen Gedanken woanders, während meine Kinder voller Staunen die Adventszeit erleben - so wie ich es mir eigentlich für mich selbst wünsche. Ohne Zeitdruck, ohne die Last von Verpflichtungen, die zwar wichtig erscheinen, aber eigentlich nebensächlich sind.

Nicht, dass ich es nicht besser wüsste. Im Gegenteil: Gerade das Jahr 2024 hat mir gezeigt, worauf es wirklich ankommt. Nicht der Job, nicht das Geld, nicht das Ansehen. Gesundheit und Familie sind das Wichtigste. Weniger Perfektionismus, mehr Gelassenheit. Weniger Stress, mehr Zeit miteinander. Und doch scheitere ich immer wieder. Vielleicht liegt es daran, dass wir in einer Welt leben, die uns vorgaukelt, alles gleichzeitig schaffen zu müssen. Perfekte Eltern, Partner, Kollegen und Freunde sein - und dabei entspannt und glücklich bleiben. Klar, wenn das alles ist.

Aber vielleicht ist die Adventszeit auch ein Spiegel. Sie zeigt uns, wie oft wir uns selbst im Weg stehen. Wie wir versuchen, allem gerecht zu werden - nur nicht uns selbst. Und wie wichtig es ist, ab und zu innezuhalten.

Nicht die perfekten Abläufe machen die Adventszeit aus

In diesem Jahr möchte ich zumindest kleine Veränderungen umsetzen. Nicht alles auf einmal – das wäre auch unrealistisch. Aber vielleicht reicht es schon, ein paar feste Rituale einzuführen: Einen Nachmittag, an dem wir gemeinsam Plätzchen backen, ohne dass alles perfekt sein muss. Oder einen Moment, in dem ich mich mit meinen Kindern hinsetze, ihnen eine Geschichte vorlese und einfach die Zeit vergesse.

Denn genau darum geht es: Nicht die großen Gesten oder die perfekten Abläufe machen die Adventszeit aus, sondern die kleinen Momente. Das Lachen meiner Kinder, der Duft von frisch gebackenen Plätzchen, das Kuscheln, wenn wir zusammen auf dem Sofa sitzen.

Vielleicht werde ich mich im nächsten Jahr wieder ärgern, dass ich die Adventszeit nicht so genießen konnte, wie ich es mir vorgenommen hatte. Aber vielleicht – nur vielleicht – gelingt es mir ein bisschen besser. Und wenn nicht, dann erinnere ich mich daran, dass es nicht um Perfektion geht, sondern um das, was bleibt: Meine Familie und unser Miteinander.

Denn das ist es, was die Adventszeit so besonders macht.

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