Historische Adventsbräuche
1. Rorate-Messen
Diese besonderen Messen fanden in der Dunkelheit der frühen Morgenstunden statt, bevor die Sonne aufging – nur bei Kerzenschein. Sie wurden zu Ehren der Gottesmutter Maria gefeiert und symbolisierten die Erwartung des kommenden Lichts – Jesu Geburt. In einigen katholischen Gemeinden wird diese Tradition bis heute gepflegt.
2. Das Frauentragen oder Herbergssuche
In ländlichen Gegenden, vor allem in Bayern und Österreich, wurde eine Marienfigur von Haus zu Haus getragen. Die Gastgeber gestalteten eine kleine Andacht, beteten und richteten einen Ehrenplatz für Maria ein. Es war ein Zeichen der Gemeinschaft und der Vorfreude auf Weihnachten, und eher in katholischen Gemeinden üblich. Bis heute wird es in einigen Gemeinde gepflegt.
3. Adventspyramiden
Besonders in Sachsen/Erzgebirge werden kunstvoll geschnitzte Holzpyramiden aufgestellt, die oft biblische Szenen zeigen. Durch Wärme von Kerzen drehen sich die Figuren und symbolisieren die ewige Wiederkehr des Advents. Noch heute stehen sie in vielen Wohnzimmern rund um Weihnachten.
4. Das Krippenbauen
Noch bevor die Krippe zu Weihnachten aufgestellt wird, beginnen Familien, sie im Advent sorgfältig vorzubereiten. Jede Woche kommen neue Figuren oder Details hinzu, bis zur Geburt Jesu das Bild komplett ist.
5. Barbarazweige
Am 4. Dezember, dem Gedenktag der heiligen Barbara, schneiden die Menschen Zweige von Obstbäumen und stellen sie ins Wasser. Wenn die Zweige zu Weihnachten blühen, gilt dies als gutes Omen für das kommende Jahr.
6. Weihnachtsmärkte
Weihnachtsmärkte kamen im Spätmittelalter auf, damals in Form von Verkaufsmessen, Neujahrsmärkten und häufig eintägigen Märkten, auf denen die Menschen zu Beginn der kalten Jahreszeit sich mit Fleisch und winterlichem Bedarf eindecken konnten. Im 14. Jahrhundert kamen handwerkliche Angebote wie Spielzeugmacher, Korbflechter oder Zuckerbäcker hinzu. Auch gerösteten Kastanien, Nüssen und Mandeln wurden damals bereits verkauft.
Vergessene Rituale
1. Das Klöpfeln
Dieser Brauch war vor allem in Süddeutschland und Österreich verbreitet und geht auf die Weihnachtsgeschichte zurück, in der Maria und Josef um Herberge baten. Kinder und Jugendliche zogen verkleidet von Haus zu Haus, klopften an die Türen und sangen Lieder, um Spenden für Bedürftige zu sammeln. Heute erinnert daran noch entfernt das Sternsingen nach Weihnachten.
2. Adventsfasten
Ursprünglich war der Advent eine Fastenzeit, ähnlich der vor Ostern. Der Verzicht auf Fleisch, Alkohol und üppige Speisen sollte die Gläubigen auf das Weihnachtsfest vorbereiten. Diese Tradition geriet im Zuge der Reformation und der allgemeinen Säkularisierung immer mehr in Vergessenheit.
Moderne Entwicklungen
1. Adventskalender
Adventskalender gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Sie waren früher jedoch weit einfacher als heute üblich. So bestand der erste dokumentierte Adventskalender nur aus Kerzen (manche sehen in ihm auch den ersten Adventskranz, siehe unten). Der erste mit Schokolade gefüllte kam 1958 auf den Markt. Heutzutage dominieren Adventskalender, in denen Süßigkeiten oder Spielzeug verpackt sind.
2. Adventskranz
Der Adventskranz wurde erst im 19. Jahrhundert von Johann Hinrich Wichern, einem evangelischen Theologen, eingeführt – als Holzkranz, der mit 24 Kerzen bestückt war, vier große für die Adventssonntage und 20 kleine. Mit der Zeit wurde der Adventskranz schlichter – die kleinen Kerzen verschwanden, und der Kranz wurde mit Tannenzweigen geschmückt, die für das ewige Leben stehen. Besonders in evangelischen Gemeinden fand er schnell Verbreitung, bevor er später auch in katholischen Familien Einzug hielt. Heute gibt es Adventskränze in allen möglichen Formen und Designs: von minimalistischen Kerzenhaltern bis hin zu üppig dekorierten Kunstwerken.
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