Tropische Vegetation, blaues, klares Wasser, malerische Strände: Die Philippinen erfüllen problemlos alle Klischees eines "Südsee-Paradieses". Wie die jüngsten Erdbeben und Tsunami-Warnungen illustrieren, ist dieses Paradies aber auch ziemlich fragil. Wirbelstürme, Erdbeben und Vulkanausbrüche sind dort keine Seltenheit.
Das Archipel, das aus insgesamt 7641 Inseln besteht, liegt auf der Schnittstelle zweier Kontinentalplatten und ist Teil des "Pazifischen Feuerrings". Derzeit gibt es etwa 20 aktive Vulkane. Die Wahrscheinlichkeit von Naturkatastrophen ist hoch, die Philippinen liegen weltweit auf Platz 3 des entsprechenden Rankings.
Artenvielfalt der Philippinen: Tropische Flora und bedrohte Tierwelt
Die Tier- und Pflanzenwelt des Inselstaats ist einmalig. Mit unter anderem 5000 verschiedenen Tierarten und 14000 unterschiedlichen Pflanzen gehören die Philippinen zu den 17 so genannten Megadiversitätsländern der Erde. Bedroht wird die Natur aber auch hier durch Siedlungsdruck und Raubbau an den Ressourcen.
Um dem entgegenzuwirken, wurden inzwischen insgesamt 35000 Quadratkilometer an Land und im Wasser als Naturschutzgebiete deklariert. Unmittelbar existenziell bedroht sind die Philippinen durch den menschengemachten Klimawandel. Die Inselgruppe gehört weltweit zu den fünf Ländern, die am meisten durch den Anstieg des Meeresspiegels gefährdet sind.
Fragile Demokratie und Marcos-Dynastie
"Fragilität" wäre auch der richtige Ausdruck zur Beschreibung der politischen Situation. Seit 2022 ist diese geprägt durch ein gewissermaßen generationenübergreifendes Comeback, das bei kritischen Beobachter*innen einigen Argwohn weckt. Nachdem im Februar 1986 die Revolution einer gewaltlosen Bürgerbewegung den Langzeitdiktator Ferdinand Marcos gestürzt hatte, wurde im Jahr 2022 dessen Sohn Ferdinand Marcos Jr. zum Präsidenten gewählt.
Sehr viele Wähler:innen waren schlicht zu jung und hatten die Herrschaft seines Vaters nicht miterlebt. Zudem hatte es Marcos Junior leicht, sich als Hoffnungsträger zu produzieren, angesichts von Vorgängerregierungen, die nicht eben durch Korruptionsbekämpfung oder Stärkung der Demokratie aufgefallen waren. Die Frage ist nun, ob Marcos Junior es seinem Vater gleichtut und nun die ohnehin fragile Demokratie mit der Zeit vollends aushöhlt und auf Dauer eine Diktatur einrichtet. Zumindest regiert er bis dato mit weniger Brutalität als sein Vorgänger Rodrigo Duterte, der mindestens 30.000 Menschen, angeblich Drogensüchtige, erschießen ließ.
Auch dank der Beliebtheit, die Marcos sich über seine mediale Präsenz, insbesondere auf Social Media, aufgebaut hat, regiert er bisher trotz Korruption, Vetternwirtschaft und diverser weiterer Probleme relativ unangefochten. Auch weil er, ganz im Trend des derzeitigen Autokratismus', einfach Erfolge erfindet, wenn die Realität keine hergibt. "Marcos sonnt sich im Licht diverser Unwahrheiten", kritisiert zum Beispiel der Wirtschaftswissenschaftler Jan Carlo Punongbayan, Autor des 2024 erschienenen Buches "False Nostalgia: The Marcos 'Golden Age' Myths and How to Debunk Them".
Religiöse Prägung: Katholizismus, Protestantismus und Islam auf den Philippinen
In Sachen Religion hat vor allem die spanische Kolonialherrschaft von 1565 bis 1898 die Philippinen geprägt. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung sind römisch-katholisch. Protestantische Kirchen gibt es auch, doch mit insgesamt 9 Prozent Bevölkerungsanteil repräsentieren sie, ebenso wie eine Minderheit wie der Islam mit 6 Prozent. Die Lutherische Kirche in den Philippinen (Lutheran Church in the Philippines, LCP) wurde 1946 gegründet.
Sie ist Mitglied im Lutherischen Weltbund und im Nationalen Christenrat der Philippinen und pflegt neben der Verbindung mit ihrer Gründungskirche, der US-amerikanischen Missouri-Synode, partnerschaftliche Beziehungen zu Kirchen und Missionsorganisationen, unter anderem auch mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, vertreten durch deren Partnerschaftszentrum Mission EineWelt, und mit dem Ökumenewerk der Nordkirche.
Philippinen literarisch entdecken: Empfehlungen für Politik- und Kulturinteressierte
Isabel Friemann, Ostasienreferentin im Ökumenewerk der Nordkirche und Leiterin der China-Infostelle, weist auf zwei Bücher hin, die sich mit den Philippinen beschäftigen: "Paraiso" von Christoph Dehn, ein politischer Roman und zugleich Liebeserklärung an das Land, sowie "Von Marcos zu Marcos", eine Aufsatzsammlung herausgegeben von Rainer Werning und Jörg Schwieger. Darin analysieren über 30 philippinische und deutsche Autor*innen die gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Landes vor dem Hintergrund zunehmend eingeschränkter Handlungsspielräume.
Stephanie Schüller, Philippinen-Expertin beim katholischen Hilfswerk Missio München, empfiehlt ergänzend das "Handbuch Philippinen: Gesellschaft · Politik · Wirtschaft · Kultur", ebenfalls herausgegeben von Werning und Schwieger. Das Buch bietet einen umfassenden Einblick in die Lebenswirklichkeit des Inselstaats.