Vor zehn Jahren fand die erste Ausgabe diese Festivals des Nürnberger Concertbüro Franken am Seezentrum Enderndorf am Brombachsee statt. Zwei Jahre lang musste die schnell zum Kult gewordene Veranstaltung coronabedingt pausieren. Ein Grund mehr, wieso das Festival am Samstag rekordverdächtige rund 11.000 Besucherinnen und Besucher anzog. Viele davon waren gekleidet wie die Hippies, mancher Herr schälte sein altes Fan-T-Shirt über den Bierbauch, während die Damen oft nur spärlich bekleidet die Sonne genossen. Die Gäste hatten im Durschnitt eher gehobeneres Alter, wussten aber gut zu rocken und feierten ihre Helden der Jugend.

Eine solche Band, die Briten Sweet, die in den 70er-Jahren große Erfolge feierten, mussten wegen einer Corona-Erkrankung kurzfristig absagen. Für sie sprangen "Stinger" ein, Lokalmatadoren aus dem nahen Allersberg. Die Hardrocker freuten sich sichtlich über den unverhofften Gig. Ein Gitarrist erklomm sogar die Trasse und spielte aus schwindelerregender Höhe ein Gitarrensolo.

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UFO mit Original-Sänger Phil Mogg ließen es krachen.

Mit überbordener Spielfreude überzeugten im Anschluss die 1969 gegründeten UFO um Sänger Phil Mogg. Rock-Klassiker wie "Doctor, Doctor" oder "Too hot to handle", einst eingespielt mit ihrem deutschen Gitarristen Michael Schenker, ließen die Herzen der Fans höher schlagen.

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Die Hooters waren in Top-Form.

Gleiches gilt auch für die australischen "Hooters". Die Band um Gitarrist und Sänger Eric Bazilian sowie Keyboarder und Sänger Rob Hyman brannten ein Hit-Feuerwerk ab, darunter "Satellite", "Johnny B." oder "Karla with a K.". Überraschung: Zum Abschluss des Abends intonierte Hyman ein in perfektem "denglish" dargebrachte Version des "Neue Deutsche Welle"-Klassikers "Major Tom".

Saga hatten es im Anschluss schwer, da mit zu halten, hatten aber nach etwas Anlaufsschwierigkeiten die Menge bald im Griff. Sänger Michael Sadler, mittlerweile mit Glatze und langem "Corona-Bart" unterwegs, schafft immer noch mühelos die Höhen. So wurden Hits wie "Don´t be late" oder "Scratching the surface" zum Vergnügen.

Toller Einstand für Simon McBride bei Deep Purple

Mit Spannung erwartet waren Deep Purple als Headliner des Abends. Deren Gitarrist Steve Morse will aus familiären Gründen vorübergehend nicht mit der Band auf Tour gehen, weil er seine krebskranke Frau pflegen will. Für ihn springt vorübergehend der nordirische Gitarrist Simon McBride ein, der den alten Recken rund um das einzig verbliebene Originalmitglied, Drummer Ian Paice", gehörig Dampf machte. Der Saitenhexer brachte alten Klassikern wie "Highway Star" oder "Smoke on the Water" gehörig Schwung bei. Sänger Ian Gillan zeigte sich bei erstaunlich guter Stimme. Keyboarder Don Airey zeigte mit einem furiosen Solo einmal mehr, dass er eine Wucht an den Tasten ist.

Der ein oder andere ließ es sich am Strand des Brombachsees gut gehen, sprang ins Wasser oder machte es sich auf Decken gemütlich. Die friedliche Stimmung während des langen Festivaltages ließ einmal mehr "Woodstock-Feeling" aufkommen. Bei durchwegs humanen Preisen für Getränke und Speisen war dann sogar noch eine kleine Spende für die Nürnberger Tafel übrig, für die vom Veranstalter gesammelt wurde.

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Am Brombachsee herrschte Urlaubsfeeling.