In der Schlosskapelle der Evangelischen Akademie Tutzing ist am Freitag eine Mahn- und Gedenktafel als Zeichen gegen Antisemitismus angebracht worden. Mit der Tafel wolle man sich sich klar und entschieden von einer judenfeindlichen Darstellung in der Schlosskapelle distanzieren, sagte Akademiedirektor Udo Hahn.

Jahrhunderte lang Hass auf Juden

Darstellungen wie "Ecclesia und Synagoga" in der Schlosskapelle und in unzähligen Kirchen hätten über Jahrhunderte zu Hass auf Juden geführt, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, bei der Enthüllung der Tafel. "Es ist deshalb richtig und nötig, sie heute rein museal und distanziert zu betrachten", sagte Knobloch. Ideen und Symbole, die in der Vergangenheit Hass gesät hätten, bestimmten nicht mehr das Denken.

"Damit dies auch so bleibt, müssen wir aber die Vergangenheit kennen."

Der Text der Tafel setzt sich mit dem antijüdischen Motiv der Figuren Ecclesia und Synagoga auseinander, das in den 1920er Jahren in der Kapelle eingesetzt worden war. Die zwei Frauengestalten symbolisieren das Christentum und das Judentum. In der Darstellung kommt die Überlegenheit des Christentums zum Ausdruck. Mit der Gedenktafel wolle man "all jene ermutigen, "die sich noch in Diskussionsprozessen zu diesem und anderen antijüdischen Motiven befinden, diese zügig zum Abschluss zu bringen", sagte Hahn. Die Haltung im Umgang mit diesen Kunstwerken müsse eindeutig sein.

Ausrufezeichen gegen Judenhass

Die Evangelische Akademie Tutzing setze mit der Mahn- und Gedenktafel zwei Zeichen, sagte der Antisemitismusbeauftragte der Staatsregierung, Ludwig Spaenle: Diese seien ein klares Ausrufezeichen gegen Judenhass und Antisemitismus sowie für Menschenwürde und eine Einladung für die bewusste Auseinandersetzung gerade mit schwierigen Themen der eigenen Geschichte.

Auf der Gedenktafel heißt es, durch Darstellungen wie "Ecclesia und Synagoga" seien Juden von Christen über Jahrhunderte auf schlimmste Weise herabgewürdigt worden. Die Kirchen hätten damit

"zu einer tiefen Verankerung einer antijüdischen Haltung beigetragen und bei der Entstehung des verheerenden und gewalttätigen Antisemitismus der Neuzeit mitgewirkt".

Heute solle die Darstellung in der Schlosskapelle Mahnung gegen jede Form von Propaganda, Hass, Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus sein.