Er verklärte die Pfalz als "gesegnetes" Land - und hasste zugleich die Freiheitsliebe ihrer Menschen. "Sehnsucht Pfalz" ist eine neue Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer überschrieben, die vom 17. September 2023 bis 31. März 2024 zu sehen ist. Erstmals überhaupt widme sich eine Schau der zwiespältigen Beziehung des Bayernkönigs König Ludwig I. (1786-1868) zum pfälzischen Teil seines Herrschaftsbereichs, sagte Alexander Schubert am Donnerstag bei der Vorstellung. Kein anderes gekröntes Haupt habe die Identität des linksrheinischen Landstrichs und seiner Menschen so geprägt wie der Bayernkönig.

Bayernkönig und die Pfalz

Aus einem Ölporträt aus dem Jahr 1826 blickt ein in einen Hermelinmantel gewandeter Mann mit Wuschelkopf, dünnem Schnurrbart und verträumtem Blick auf die Ausstellungsbesucher: Der kunstsinnige Wittelsbacher und Frauenliebhaber war zwar nur sporadisch in der Pfalz. Doch lag die Region zwischen Rhein und den Ausläufern des Pfälzerwaldes Ludwig I. besonders am Herzen. Seit 1816, nach der Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress, gehörte sie zu Bayern. Die Pfalz war dem Monarchen ein Idyll nach antikem Vorbild: Die Hauptstadt des Rheinkreises Speyer ließ der Gründer der Stadt Ludwigshafen mit griechischem "Y" schreiben.

Mit rund 100 Objekten wie Bildern, Skulpturen, Briefen und sehr informativen Texten führt die Speyerer Ausstellung vor Augen, wie stark Ludwig I. im 19. Jahrhundert die Entwicklung des armen Agrar- und Forstlandes vorangebracht hat: Der Monarch, der in Straßburg geboren und im rechtsrheinischen Teil der ehemaligen Kurpfalz, in Mannheim, Schwetzingen und Rohrbach bei Heidelberg aufwuchs, förderte Kunst, Kultur und Industrie. So ließ der katholische König den Speyerer Kaiserdom im Stil der romantisch-religiösen Kunstrichtung der Nazarener ausmalen und beauftragte die Errichtung des westlichen Querbaus mit seinen beiden Vordertürmen.

Ausstellung über König Ludwig I.

Auch hinterließ der Gedichte verfassende Regent zahlreiche Kunstdenkmäler wie seine Sommerresidenz, die klassizistische Villa Ludwigshöhe beim südpfälzischen Edenkoben. Auch baute Ludwig I. die Industrie in der Pfalz aus und schuf dort die erste Ost-West-Verbindung der Eisenbahn.

Doch auch die fragwürdige Seite des Romantikers, dessen Hochzeitsfeier 1810 mit Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen auf der "Theresienwiese" in München die Geburtsstunde des Oktoberfestes markiert, wird in der Ausstellung sichtbar.

"In Bayern besteht das monarchische Prinzip. Der König befiehlt und die Minister gehorchen", heißt es in einem Briefwechsel mit seinem Innenminister aus dem Jahr 1847.

Schon 1832 hatte er beim "Hambacher Fest" bei Neustadt an der Weinstraße - der damals größten Demonstration für Demokratie und Freiheit - mit militärischer Gewalt und Pressezensur reagiert.

Ein eigener Raum in der Speyerer Schau präsentiert zudem die "Schönheitsgalerie Ludwigs I.": Dieser hatte im Rahmen der Erweiterung seiner Münchner Residenz 38 Frauenporträts malen lassen. "Schön und sittsam", so der König, hatten diese darauf auszusehen - mündige Bürgerinnen wollte er nicht.

Schließlich stolperte der alternde Herrscher über sein berühmt gewordenes Techtelmechtel mit der mehr als 30 Jahre jüngeren Tänzerin Lola Montez: Die Leidenschaft sei ausgebrochen wie der erloschen geglaubte Vesuv, schrieb der liebeskranke 60-Jährige. Das Volk, das mehr Freiheitsrechte einforderte, spottete über den Skandal. Ludwig I. übertrug daraufhin im Revolutionsjahr 1848 die Krone an seinen Sohn Maximilian II. 20 Jahre später starb er auf seinem Alterssitz in Nizza an der Côte d'Azur.

 

Hier geht es zum den Infos des Museums.

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