Unter minutenlangem Applaus nahm der kenianische Blogger und Aktivist Malcolm Bidali im Nürnberger Opernhaus am Sonntag den mit 25.000 Euro dotierten Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2023 entgegen.

Mit dieser Auszeichnung lenkt die Stadt Nürnberg den Blick auf die Ausbeutung von Arbeitsmigrantinnen und -migranten in Katar.

"Freie Meinungsäußerung ist teuer" - mit diesen Worten begann Bidali seine Dankesrede im Nürnberger Opernhaus. Dann erzählte er, wie er mit verbundenen Augen und gefesselten Händen in einem verdunkelten Geländewagen von katarischen Sicherheitsmännern zwischen Gefängniszelle und Staatsanwaltschaft transportiert wurde, weil er öffentlich über die Ausbeutung immigrierter Arbeitskräfte in der Golfregion berichtete.

In seiner Rede sprach der Aktivist von "moderner Sklaverei, miserablen Lebensbedingungen, brutalen Arbeitsbedingungen, Diskriminierung und Tod" in einem der reichsten Länder der Welt. Mit dieser Auszeichnung denke er "an all die Wanderarbeiter, die Tag und Nacht hart arbeiten, mit wenig oder gar keiner Freiheit überleben, sich anpassen und das Beste aus ihrer Situation machen."

Der Aktivist appellierte an die Politik, sich für bilaterale Arbeitsabkommen, Verhandlungen, Zusammenarbeit und zügige Rechtsprechung einzusetzen. Er rief NGOs dazu auf, weiterhin auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen und bat die Medien, auch künftig die Geschichten von Arbeitsmigranten zu erzählen.

Blogger Bidali in Katar

Der 31-jährige Blogger und Aktivist war von 2018 bis 2021 selbst als Wachmann in Katar tätig und hat die grausamen Arbeitsbedingungen bei den Vorbereitungen der Fußballweltmeisterschaft 2022 am eigenen Leib erfahren. In den sozialen Medien machte Bidali unter einem Pseudonym auf den Missbrauch von immigrierten Arbeitskräften in Katar aufmerksam.

Nachdem der Blogger auf einer Onlineveranstaltung die schwierige Situation von Arbeitsmigranten schilderte, war er 2021 in Katar inhaftiert worden. Das Emirat konnte er im Juli 2021 nur mit Hilfe von Menschenrechtsorganisationen, der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der Zahlung einer Geldstrafe verlassen.

In der Laudatio würdigte das Jury-Mitglied Morten Kjaerum, Direktor des schwedischen Raoul Wallenberg Instituts für Menschenrechte, Bidalis "unermüdlichen Einsatz", mit dem er auf die grausamen Arbeits- und Lebensbedingungen für immigrierte Arbeitskräfte in Katar aufmerksam mache.

In einem Land, in dem viele die Augen vor der Ausbeutung verschließen, sei Bidali "eine seltene Stimme, die das Leiden von Wanderarbeitern beleuchtete."

Bidalis Beiträge hätten maßgeblich dazu beigetragen, "die schweren Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Wanderarbeitern in Katar aufzudecken." Die Öffentlichkeit durch den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis solle dem Blogger ermöglichen, seine wichtige Arbeit fortzusetzen.

Würdigungen von Innenminister und Oberbürgermeister

Auch der bayerische Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, Joachim Herrmann (CSU), bezeichnete Bidali als einen "vorbildlichen Kämpfer für Menschenrechte" und würdigt seinen "bewundernswerten Mut".

Der Nürnberger Oberbürgermeister Markus König (CSU) beschrieb Bidali in seiner Rede als einen "Kämpfer für Arbeitnehmerrechte, ganz speziell für die der besonders verletzlichen Wanderarbeiternehmerinnen und- arbeitnehmer."

Der Aktivist zeige, dass jeder aktiv für die Menschenrechte eintreten könne, wenn man bei Verstößen nicht stillschweigend zusehe. Außerdem reiche es nicht, "einseitig mit dem Finger auf Katar und die dortigen Missstände zu zeigen", sagte König. Es müsse ebenso auf die "häufig prekären Zustände in Europa" aufmerksam gemacht werden und eine intensivere Auseinandersetzung damit stattfinden.

Der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis wird seit 1995 alle zwei Jahre verliehen. Er wird an Einzelpersonen oder Gruppen verliehen, die sich vorbildlich und unter hohem persönlichen Risiko für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. 2021 wurde die Ärztin Sayragul Sauytbay für ihren Einsatz um bedrohte Minderheiten in China ausgezeichnet.

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