Eine Eintagsfliege mit dicker Brille weiß noch nichts von ihrem nahen Ende, eine Ente bemerkt genervt, dass ihr der Tod hinterherläuft: Humorvoll und leichtfüßig können Kindertheater die Themen Tod, Trauer und Abschied behandeln, stellt die künstlerische Leiterin des europäisch-bayerischen Kindertheater-Festivals panoptikum, Andrea Erl, in einem Gespräch mit dem Sonntagsblatt fest. Das Festival vom 6. bis 11. Februar in Nürnberg geht mit in einem Schwerpunkt auf Trauer und Verlust ein.

"Kinder leben in der gleichen Welt wie die Erwachsenen, sie erleben auch alle existenziellen Fragen", erklärt Erl, die beim Kindertheater Mummpitz arbeitet. Damit die kleinen Theaterbesucher einen Zugang zu schweren Themen finden, müssten Theaterschaffende eine gute Form und Leichtigkeit finden.

"Wir haben eine große Verantwortung, dass wir das Publikum nicht vor den Kopf stoßen, sondern ein Gesprächsangebot machen".

Leicht, humorvoll und zugleich philosophisch müssten die Stücke sein.

Tod gehört nicht zum Alltagsprogramm

Nach dem Schauen eines Kindertheaterstücks wie "Nur ein Tag" über die Eintagsfliege oder "Ente, Tod und Tulpe" könnten Familien etwa über den Tod der Großmutter zu sprechen. "Das Theater macht es möglich, über Themen zu sprechen, bei denen der Einstieg oft schwerfällt", erklärt die Regisseurin. In die Vorstellungen würden Schulklassen gehen, aber auch Großeltern oder Eltern, die speziell mit ihrem Kind über das Ableben des Hamsters reden wollen.

Sie selbst hat einmal die Geschichte von der Eintagsfliege auf die Bühne gebracht hat, die mit ihren Kumpeln, dem Wildschwein und dem Fuchs, 24 vollgepackte Stunden bis zu ihrem traurigen Ende erlebt. Der Tod gehöre zwar nicht zum Alltagsprogramm, aber es gebe für professionelle Kindertheater inzwischen einige fertige Stücke oder auch Bilderbuchbearbeitungen.

Ertl hat noch vor 20 Jahren erlebt, dass das Thema Tod und Trauer im Kindertheater nicht so gut ankam. Damals hatte Mummpitz "Salto mortale" im Programm, ein Stück mit einem Clown und dem Tod. Nachdem eine christliche Glaubensgemeinschaft dagegen Leserbriefe geschrieben hatte, hätten Eltern protestiert und Schulklassen ihre Buchungen wieder zurückgezogen, erinnert sich Ertl.

"Da waren wir vielleicht zu früh dran."

Acht Jahre später habe "Salto mortale" funktioniert. Sie brachten es auf die Bühne des Stadttheaters Fürth.

Im Zentrum des panoptikum-Festivals steht eine interaktive Installation über Trauer und Trost der belgischen Theatermacherin Hanneke Paauwe. Ertl gerät ins Schwärmen, wie ästhetisch ansprechend und berührend an mehreren Stationen hier Fragen zu Tod und Leben behandelt würden. Eine Sandfläche, in die man malen oder schreiben kann, wen man vermisst oder ein goldenes Bettchen für traurige Menschen gehören dazu. "Hier ist ganz viel Trost", beschreibt Ertl die Räume. "Das muss gar nicht nur für ein Kind sein, denn jeder hat schon mal jemanden verloren."

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