Normalerweise treten die Organisatoren des Nürnberger Musikfests ION immer im Frühjahr an die Öffentlichkeit, um das Programm für den Konzertreigen mit "Musica Sacra" in den Nürnberger Kirchen zu verkünden. Diesmal aber schon um den zweiten Advent des Vorjahres. "Wir wollen gerade in diesen pandemischen Zeiten ein hoffnungsvolles Zeichen setzen", sagte der Künstlerische Leiter Moritz Puschke dem Evangelischen Pressedienst (epd) . Und daher lautet das Motto der vom 24. Juni bis 3. Juli 2022 stattfindenden 71. ION in Anlehnung an ein beliebtes Beatles-Stück, "All you need is...".
Was nach den drei Punkten kommt, sei nicht nur "love", sondern vor allem Optimismus und natürlich Musik. Die soll nach zwei coronabedingt schwierigen Jahren im nächsten Jahr wieder für weitaus mehr Gäste und Ensembles live stattfinden können. Bei 15 Konzerten kommen Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa für zehn Tage in Nürnberg zusammen. Aufgeführt werden einige Referenzwerke der Kirchenmusik, wenngleich in neuartigem Gewand. Das britische Vokal-Ensemble VOCES8 spielt mit der Academy of Ancient Music Georg Friedrich Händels Oratorium "Messiah" in der Sebalduskirche. Mendelssohns "Paulus" wird in einer Kooperation der AUDI-Jugendchorakademie und der Akademie für Alte Musik Berlin in St. Lorenz auf die Bühne gebracht. Ein weiterer Klassiker ist Johannes Brahms' "Deutsches Requiem", das den "Musikalischen Exequien" von Heinrich Schütz beim Konzert mit dem Ensemble "Lauschwerk" gegenübergestellt wird. Schuberts Es-Dur-Messe wird mit dem Stuttgarter Kammerchor unter dem Dirigat von Frieder Bernius in der Lorenzkirche erklingen.
Techno, Klassik, Jazz, Popp: Diverse Musikrichtungen bei der ION vertreten
Doch es gibt auch moderne Klänge: Der RIAS-Kammerchor wartet mit einem Programm mit Werken von Penderecki bis Pärt auf, in St. Sebald wird es einen Orgel-Improvisationsabend mit klassischer sowie Hammond-Orgel geben. Neu ist die "Nachtschwärmer"-Reihe "Nightflight", bei der in St. Martha bei Klassik, Jazz und Pop auch Percussion und Synthesizer aufeinander treffen. Mit dabei ist unter anderem mit der jungen polnischen Künstlerin Hania Rani ein Star der Neoklassik und der Techno-Pionier Pantha du Prince. Nach der erfolgreichen Online-Premiere des Requiems von Mozart für Streichquartett (Eliot Quartett) und Live-Lichtkunst (Laurenz Theinert) kann dieses besondere Projekt nun wohl vom Publikum vor Ort erlebt werden.
Daneben gibt es auch wieder ein Chorprojekt: Zum Auftakt kommen am 24. Juni in der Lorenzkirche Schülerinnen und Schüler der vierten und fünften Klassen Nürnberger Schulen zusammen, um mit Friedhilde Trün bei "Sing Beethoven" in den Wochen vorher einstudierte Stücke des Meisters aufzuführen. "Es haben sich schon über 300 angemeldet", erklärt Dramaturg Oliver Geisler. Zudem soll es einen großen Nachtchor auf dem Hauptmarkt geben, zu dem alle Singbegeisterten kommen können.
Frühe Programmveröffentlichung als Signal an die Musiker
"Auch wenn keiner heute weiß, wie die pandemische Lage Mitte 2022 sein wird: Wir sind guter Dinge, wieder ohne allzu hohe Hürden miteinander Konzerte genießen zu können", meint der Geschäftsführende Intendant Puschke. Mit der frühen Veröffentlichung des Konzertprogramms wolle die ION auch ein Signal für die Kulturschaffenden und den Kreis an Unterstützenden setzen. Musikerinnen und Musiker begännen bereits im frühen neuen Jahr mit ihren Proben und sollten dabei ein gutes Gefühl haben, auch auftreten zu dürfen.
Im kommenden Jahr soll das Musikfest ION mehr sein als eine Reihe von Konzerten. Puschke und Geisler möchten mit der Einrichtung des "ION Forums" eine Plattform für die Musik in ihrer Aufführung, Entwicklung, praktischen Anwendung und theoretischen Reflexion schaffen. Flankierend zu den Konzerten sollen Workshops, Meisterkurse, Vorträge und Führungen für Musizierende und Publikum angeboten werden. Die Angebote zum Forum und die Möglichkeiten der Beteiligung werden zusammen mit weiteren Konzerten und Information zu den Gottesdiensten im Frühjahr 2022 veröffentlicht.
Viele Sponsoren unterstützen das ION weiterhin
Stolz zeigen sich Puschke und Geisler, dass die öffentlichen wie privaten Sponsoren, Partner und Förderer der ION alle bei der Stange geblieben sind und sich deren Kreis auch noch erweitert hat. "Sicher auch ein Dank dafür, dass wir durchgehalten haben", meint der Künstlerische Leiter. In den vergangenen Jahren waren zahlreiche Konzerte der ION wegen der Corona-Maßnahmen nur über digitale Übertragungswege oder für einen kleinen Teil an Gästen live zu erleben. Auch mit den Organisatoren des Evangelischen Kirchentages, der 2023 in Nürnberg sein wird, sei man bereits zwecks Kooperationsmodellen in Kontakt.