Zu einem spektakulären Kunst-Parcours lädt der Kunstkreis Gräfelfing ab 23. Juni ein. In insgesamt zwölf Kirchen, Kapellen und kirchlichen Einrichtungen werden Werke von 30 verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern präsentiert.
In der evangelischen Waldkirche projiziert der Münchner Videokünstler Christoph Brech mit einer sich drehenden Spezialkamera menschenleere Landschaftsbilder auf die Wände. Die Videoinstallation korrespondiert mit dem Bilderzyklus zum Leben und Leiden Jesu an der Empore des achteckigen Gotteshauses.
In der evangelischen Michaelskirche leuchtet ein Objekt von Elisabeth Brockmann, das die berühmte Marmorstatue des Erzengels Michael von Raffael in Rom zitiert. In die Friedenskirche will der Künstler Ludger Hinse eines seiner transparenten Kreuze aus leuchtendem Kunststoff präsentieren, während Andreas Kuhn eine lange blaue Leinwand wie eine "Lichtsäule" in den sakralen Raum hängen will.
Kunstkreis Gräfelfing startet Großprojekt in Kirchen
"Die Idee zu diesem Großprojekt enstand vor drei Jahren in unserem Kunstkreis entstanden", erklärt Sprecherin Irmi Reimann, "und seither ist das Projekt immer weiter gewachsen". Für die fünfzehn Damen des Kunstkreises Gräfelfing ist das Projekt eine Herausforderung – schließlich arbeiten sie alle ehrenamtlich und sind selbst mit Beruf und Familie gut eingespannt.
Der Kunstkreis Gräfelfing verfügt nicht über eigene Räumlichkeiten und ist deshalb für die Ausstellungen auf Partner angewiesen. Aus der Not wurde in diesem Fall eine Tugend, denn die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden sagten sofort ihre Unterstützung zu. Neben den Kirchen sollen sogar die beiden Aussegnungshallen auf den Friedhöfen bespielt werden. Sheila Furdan will eine fast zwanzig Meter lange Fahnenreihe in die Neue Aussegnungshalle hängen. Die seidenen Gebetsfahnen hat sie mit Gebeten und zarten Vogelfiguren bestickt.
Viele der Künstlerinnen und Künstler stammen aus dem Großraum München und sind dem Kunstkreis schon länger bekannt. Doch wurden für die sakralen Räume viele Kunstwerke eigens hergestellt. Nüe Amman stellt vor der St. Stefanskirche eine festliche Tafel auf. Doch das weiße Tischtuch ist nur bedruckt. Auf den Tellern stehen Fragen wie "Mit wem würden Sie von einem Teller essen?". Die Augsburger Künstlerin will einen Ort der Gastfreundschaft im Herzen der Stadt schaffen und den Umgang mit Geflüchteten thematisieren.
Ein wenig provozieren will auch die Schweizer Künstlerin Eliane Zinner: Sie will für die hölzerne Christusfigur in der St. Georgskirche violett-rot-grün geringelte Socken stricken. Ob es zu kontroversen Diskussionen in Bezug auf die Kunstwerke kommen wird, wird sich zeigen: Einige Künstler arbeiten bis kurz vor der Eröffnung im Verborgenen an ihren Werken.
Hundert Kunstwerke in Kirchen, Kapellen und Aussegnungshallen
Ein "wenig Bammel" vor der Eröffnung am 23. Juni hat Irmi Reimann jedenfalls schon, gesteht sie. Nicht inhaltlich, sondern eher organisatorisch. Denn es werden rund hundert Kunstwerke ausgestellt – und das in Kirchenräumen, die aufgrund denkmalschutzrechtlicher Gründe nicht leicht zu bespielen sind. Immerhin bekommt der Kunstkreis Gräfelfing viel Unterstützung. Als Sponsoren konnten Kirchen, Stiftungen und Banken gewonnen werden. Tatkräftige Hilfe leistet aber auch der örtliche Bauhof der Gemeinde, er transportiert und befestigt die mitunter sperrigen Kunstwerke.
Rahmenprogramm mit Workshops und Musik
Dank der vielen Akteure gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm. Dazu gehören Workshops für Kinder und Jugendliche, Lesungen, eine Tanzperformance, Kunstgottesdienste oder Konzerte. Am 20. Juli um 19 Uhr wird der Gräfelfinger Kunstpreis verliehen: Die Auszeichnung in Höhe von insgesamt 10.000,- Euro wird bei einer Kunstsoirée in der neuen Aussegnungshalle überreicht.
Am 27. Juli 2018 werden bei einer "Langen Nacht der Kirchen" von 21 bis 24 Uhr die Kunstwerke in den Kirchen illuminiert. Einige Gemeinden bieten Konzerte oder eine Andacht an. Zum Ausklang treffen sich alle Gäste am Eichendorffplatz in Gräfelfing zu einer gemeinsamen Lichterkette.
Wer alle Ausstellungsorte besuchen möchte, kommt mit dem Bus von Kirche zu Kirche. Auch eine geführte Fahrradtour oder die Begleitung durch eine Kunsthistorikerin können gebucht werden. Zum Abschluss des Ausstellungsprojekts wird am Mittwoch, 15. August um 11 Uhr ein Festgottesdienst in der Bäckerkapelle gefeiert. Anschließend stehen die Künstlerinnen und Künstler in den Kirchen bis 18 Uhr für Gespräche zur Verfügung.
Hinweise und Tipps
Ausstellungszeitraum: 23. Juni bis 15. August 2018
Eintritt frei
Öffnungszeiten: Do – So 15.00 – 18.00 Uhr
Alle Termine finden Sie hier.
Führungen: ab 28.6. Do + So 15 Uhr (Route 1) und 16.30 Uhr (Route 2) mit Bus,
am 22.7. und 5.8. mit Fahrrad. Abfahrtsort: Infopoint, S6 Richtung Starnberg/Tutzing, Haltestelle Gräfelfing
Weitere Informationen unter: www.glaube-liebe-hoffnung.com