Ein kleiner Schokohase sorgt für große Aufregung: Weil ein Discounter in seiner Osterwerbung einen "Sitzhasen" statt eines Osterhasen verkauft, wittern einschlägige Kreise, die dem rechten Rand des politischen Spektrums zuzuordnen sind, einen Angriff auf die deutsche Leitkultur – und sprechen ernsthaft von schleichender Islamisierung.

Was dahintersteckt? Marketing, Produktnamen – und jede Menge heiße Luft

Geht das Abendland also schon wieder unter? Wir schauen hier mit einem Augenzwinkern auf einen Fall, der zeigt: Manche Hasen stehen nicht die ganze Zeit, sondern setzen sich einfach mal hin. Aber das ist offenbar schon zu viel für einige.

Die "Debatte" folgt einem bekannten Muster: Empörung und Unsicherheit schüren, damit sich alle erst mal aufregen – und nicht groß nachdenken. Von Recherche wollen wir gar nicht erst anfangen.

Symbolisch für diese Dynamik steht die künstlich erzeugte Aufregung um den sogenannten Sitzhasen: ein Schoko-Osterhase, der schmunzelnd und friedlich im Supermarktregal sitzt – dabei aber eine erstaunliche Sprengkraft entfaltet.

Plötzlich wankt die Leitkultur – erschüttert vom Feindbild eines sitzenden Schokotiers

Der AfD-Abgeordneter Johann Martel spricht auf X (ehemals Twitter) sogar von einer schleichenden Islamisierung Deutschlands. 

Geheiminformation für alle, die es noch nicht wussten: Sitzhasen spielen eine wichtige religiöse Rolle im Islam. Und überhaupt: Wer kennt ihn nicht – den heiligen Osterhasen, den wir Christ*innen an Ostern verehren, und der durch diese Begriffswahl zutiefst beleidigt wurde?

Schmunzelhase und Hohlfigur

Was die Empörten übersehen haben: Der Hase eines bekannten Schweizer Herstellers heißt schon seit Jahren einfach Goldhase. Bei einem deutschen Hersteller ist es der Schmunzelhase, bei einem italienischen nennt man die Figur schlicht Hohlfigur – mal als Küken, Lamm, Huhn, Hase oder sogar als Frosch.

Für Buchhaltung, Inventur und Produktlisten ist es nun mal schwierig, 50 verschiedene Osterhasen auseinanderzuhalten. Also waren die Schokoladenhersteller schon immer kreativ bei der Namensgebung.

Vielleicht wollte der Stehhase sich einfach mal kurz ausruhen – schließlich steht er gefühlt schon seit Februar im Discounterregal. Jetzt gibt es eben auch den Sitzhasen, den Liegehasen und den Schlafhasen. Gönnt ihnen doch mal die Pause! Und euch selbst am besten auch. 

Osterhäsin bleibt erhalten

Keine Sorge: Der Osterhase bleibt uns allen erhalten – er steht weiterhin brav zwischen Februar und April im Laden, hüpft ins Nest und wird dann feierlich verspeist.

Ihr dürft ihn sogar weiterhin Osterhase nennen. Und natürlich könnt ihr euch auch dann wieder empören, wenn jemand es wagt, ihn Osterhäsin zu nennen.

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