Draußen steht ein mannsgroßer Osterhase, lächelnd, braune Augen, adrett angezogen, mit schwarzem Jackett und weißem Hemd. Die knallgrüne Fliege fällt da schon aus dem Rahmen, wie sowieso der Ort einzigartig ist. Der Plastikhase steht vor der Tür des Dorfgemeinschaftshauses im niedersächsischen Ostereistedt, das für mehrere Wochen Deutschlands ältestes und größtes Osterpostamt beherbergt. Drinnen stapeln sich die Briefe: Post aus aller Welt für den Osterhasen - in diesem Jahr mehr als sonst mit Wünschen, die zu Herzen gehen.

"Frieden auf der Welt"

Da ist zum Beispiel Lina, die für den Osterhasen ein gelbes Küken gemalt hat. "Ich wünsche mir Frieden auf der Welt", hat sie dazu geschrieben. "Damit ist sie nicht alleine, viele Kinder verzichten dafür auch auf Geschenke", berichtet Doris Kröger, die das Osterpostamt leitet. Manche versuchten, mit dem Osterhasen zu verhandeln:

"Sie sind sogar bereit, ihren Schnuller gegen Frieden einzutauschen."

Seit 1982 lädt die Post Kinder dazu ein, dem Osterhasen Briefe zu schicken, die dann auch beantwortet werden - sofern es einen Absender auf dem Umschlag gibt, der auch lesbar ist. Alleine im vergangenen Jahr kamen unter der Adresse "Hanni Hase, Am Waldrand 12, 27404 Ostereistedt" 70.000 Briefe an, bisher sind es in diesem Jahr mehr als 22.000. Damit hat der Osterhase alle Pfoten voll zu tun. Und er kann das nur schaffen, weil ihm ein 14-köpfiges Team hilft.

Doris Kröger hat 2021 die Leitung des Osterpostamtes übernommen, eine Herzensangelegenheit für sie. "Früher war ich hier in Ostereistedt Zustellerin, ich kenne jedes Haus", blickt die heute 64-Jährige zurück, die das Postgeschäft von der Pike auf gelernt hat. Auf Menschen zuzugehen, für Kinder zu arbeiten, das erfülle sie.

Antwort mit Vordrucken

In der Regel wird mit Vordrucken geantwortet. Manchmal greift Doris Kröger aber auch selbst zum Stift. So war es bei dem Brief eines neunjährigen Mädchens, das Krebs hat und sich vom Osterhasen ein Malbuch gewünscht hat - und es zusammen mit einem mutmachenden Schreiben auch bekommen hat.

Bemerkenswert viel Post erreicht den Osterhasen in diesen Tagen aus Russland. Doris Kröger erinnert sich an einen Brief, in dem sich ein Kind wünscht, dass sein Vater aus dem Krieg nach Hause kommt. Ihr Vorgänger Hans-Hermann Dunker bearbeitet die Auslandspost und berichtet von einem Schreiben aus der Ukraine: "Die neunjährige Gleb aus der Nähe von Odessa wünscht sich, dass ihre geflüchteten Freunde wieder zurückkommen."

Irgendwie ist das, was das Team von Hanni Hase zu lesen bekommt, so etwas wie ein Seismograf für das, was die Kinder gerade umtreibt. Natürlich ist das zu Ostern der Wunsch, dass der Osterhase vorbeigehoppelt kommt und Geschenke bringt - von lebenden Tieren über Playmobil-Figuren bis zu Schokoeiern. Aber eben nicht nur.

Corona ist vorbei

In den vergangenen Jahren beispielsweise war das vorherrschende Thema die Pandemie. "Corona ist ganz raus", winkt Doris Kröger jetzt ab. Dafür geht es nun um Frieden, um die Umwelt, um Gesundheit und vielleicht auch einen neuen Job für den Papa.

"Und in diesen Krisenzeiten bedanken sich viele Eltern und Großeltern, dass es die Aktion gibt und wir die Kinder damit glücklich machen."

Manchmal kommen die Zuschriften von weit her. So wie der Brief, den Hans-Hermann Dunker - 85 Jahre und dienstältester "Sekretär" von Hanni Hase - aus einem großen Stapel Auslandspost fischt. Ein neunjähriges Mädchen aus der chinesischen Millionenmetropole Nanjing hat geschrieben und bedankt sich für das Engagement des Osterhasen: "Thank you for your hard work."

Damit zum Fest alles gut geht, wird Hanni Hase gar nicht selten sogar beschrieben, wo das Osternest zu finden ist. Gelegentlich liegen den Briefen als kleine "Bestechung" Schokolade oder Möhren bei, damit Meister Langohr bei Kräften bleibt. Doris Kröger freut sich darüber und stellt sich ihrerseits vor, wie es ist, wenn die Post von Hanni Hase eintrifft: "Es gibt doch nichts Schöneres, als in glückliche Kinderaugen zu schauen."

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