Seit ich denken kann – und das ist inzwischen schon eine Weile –, gehören Spekulatius für mich untrennbar zur Adventszeit. Vieles hat sich über die Jahre verändert: Adventskalender sind heute kleine Kunstwerke, die Schokoweihnachtsmänner bekommen regelmäßig ein Makeover, und selbst bei den Keksmarken wird kreativ experimentiert. Aber eines bleibt konstant wie die Sterne am Winterhimmel: meine heißgeliebten Spekulatius.

Und die Motive? Auch die scheinen in Stein – oder besser: in Teig – gemeißelt. Während die Adventskalender mit Glocken, Rentieren und Weihnachtsbäumen protzen, begnügen sich Spekulatius-Kekse mit Mühlen und Schiffen. Warum eigentlich?

Spekulatius stammt aus Holland und Belgien

Na, da steckt eine Geschichte dahinter! Spekulatius, dieses köstliche Mürbeteiggebäck, stammt ursprünglich aus den Niederlanden und Belgien. Früher prägte man die Kekse mit Holzformen, kunstvoll geschnitzt und auf wenige Motive beschränkt. Diese zeigten – Überraschung! – die Nikolaus-Geschichte. In den Niederlanden bringt nämlich nicht das Christkind oder der Weihnachtsmann die Geschenke, sondern der gute alte Sinterklaas.

Die Motive erzählten von seinem Leben: Schiffe, weil Nikolaus der Schutzpatron der Seefahrer ist; Pferde und Maultiere, weil er damit durch die Lande zog, um Geschenke zu verteilen. Und die Windmühle? Die ist quasi ein kleines Denkmal für die niederländischen Wurzeln der Spekulatius.

Name bleibt ein Rätsel

Selbst der Name ist ein Rätsel, das zum Grübeln einlädt. Vielleicht stammt er vom lateinischen "speculator", dem Späher, der – ganz wie Nikolaus – durchs Fenster lugt, um zu helfen. Oder es hat mit "speculum", dem Spiegel, zu tun, weil die Holzmodelle das Motiv spiegelverkehrt in den Teig prägten.

Egal, welche Theorie stimmt: Ich finde, Spekulatius schmecken mit diesem Wissen noch besser. Probiert's doch mal aus – vielleicht bei einem heißen Kakao oder einem Glühwein!

 

Wissen.de, NDR, Dietmar Sauerman: Von Advent bis Dreikönig:Weihnachten in Westfalen 1996 

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