Mit Friedensgebeten hat die evangelische Gethsemane-Kirchengemeinde im Würzburger Stadtteil Heuchelhof auf Vandalismus an ihrer Kirche reagiert. Vermutlich in der Nacht zu Sonntag wurde ein von Mittelschülerinnen und Mittelschülern gestaltetes Friedensplakat an der Außenmauer der Kirche zerstört, wie das Pfarrersehepaar Tobias Graßmann und Claudia Kühner-Graßmann über das Netzwerk Instagram mitgeteilt hatten. Bereits am Sonntagabend und am Montagmorgen hatte die Gemeinde deshalb zu zwei Friedensgebeten aufgerufen, zu denen insgesamt knapp 300 Menschen gekommen waren.

Pfarrer Graßmann: Vandalismus Reaktion auf Äußerungen zur Landtagswahl

Pfarrer Tobias Graßmann sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), die Gemeinde vermute, dass der Vandalismus eine Reaktion auf jüngste Aktionen der Gemeinde und öffentliche Äußerungen seinerseits nach der Landtagswahl gewesen sei. Die Gemeinde hatte angesichts schon traditionell überdurchschnittlicher AfD-Wahlergebnisse im Würzburger Stadtteil Heuchelhof vor der Landtagswahl zur Aktion "Bunter Heuchelhof" eingeladen. Der Pfarrer selbst hatte zudem in der "Main-Post" von einem "großen Anteil von Menschen mit einem antidemokratischen Weltbild in der Gruppe der Russlanddeutschen" gesprochen.

Das Friedensplakat war eine Reaktion auf eine erste Sachbeschädigung und Vandalismus an der Kirchen-Außenmauer vor mehr als eineinhalb Jahren. Ende März 2022 - wenige Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine - hatten bislang Unbekannte fünf jeweils etwa ein Meter hohe "Z"-Symbole aufgesprüht. Das "Z" gilt in Russland als Zeichen der Unterstützung des Angriffskriegs auf die Ukraine - in Deutschland kann seine Verwendung unter Umständen sogar strafbar sein. Schon damals gab es als Reaktion auf den Vandalismus Friedensgebete vor der Kirche.

Friedensgebet mit vielen Teilnehmenden

Am spontanen Friedensgebet am Sonntagabend hatten rund 30 Menschen teilgenommen, am Montag um 10.30 Uhr waren es nach Angaben Graßmanns wesentlich mehr Teilnehmer. Das lag sicher auch daran, dass schon seit knapp einer Woche mit Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Schulen des Stadtteils ein internes Friedensgebet geplant war. Die Kita-Kinder und Schüler machten aber nur etwa die Hälfte der mehr als 250 Teilnehmer aus, sagte Pfarrer Graßmann. Die andere Hälfte habe sich nach dem Bekanntwerden des zerstörten Plakats und dem Aufruf zur Teilnahme am nun öffentlichen Friedensgebet dazugesellt.

Im Stadtteil Heuchelhof leben seit den 1990er-Jahren zahlreiche Spätaussiedler aus den früheren Sowjetrepubliken, vor allem aus Russland.

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