Der Trend zur Nutzung von Video on Demand (VoD) hat sich verstärkt. Zwar nutzten noch gut drei Viertel der Bevölkerung nach wie vor primär lineare Angebote wie Fernsehen oder Livestreams, heißt es in dem auf den Medientagen München 2019 präsentierten Digitalisierungsbericht Video der Landesmedienanstalten. Doch werde weniger Zeit für "klassisches Fernsehen" aufgewendet. Der Anteil im Zeitbudget dafür sei im Vergleich zum Vorjahr erneut leicht rückläufig und liege nunmehr bei 61 Prozent (minus vier Prozentpunkte).

Knapp 39 Prozent der regelmäßigen VoD-Nutzer greifen nach Angaben der Medienanstalten auf die Mediatheken der TV-Sender zu. Videoportale wie Youtube lägen mit 40 Prozent nur knapp davor, die Nutzung von Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Video mit 38 Prozent noch ein bisschen dahinter.

Bei den 14- bis 29-Jährigen sieht das Bild anders aus: Acht von zehn der unter 30-Jährigen nutzen Streamingdienste (79,6 Prozent) und Videoportale (79,1 Prozent), knapp zwei Drittel greifen auch auf die Angebote der Mediatheken zu (63,9 Prozent). Spitzenreiter bleibt in dieser Bevölkerungsgruppe Youtube: Das Videoportal wird von vier Fünfteln der 14- bis 29-Jährigen genutzt.

Die unter 30-Jährigen nutzen schon seit zwei Jahren Abrufangebote stärker als das klassische Fernsehen.

In diesem Jahr gab nur noch ein Viertel (25,5 Prozent) der unter 30-Jährigen an, dass sie überwiegend lineare Programme nutzen, knapp zwei Drittel (64,3 Prozent) nutzen überwiegend VoD und selbst aufgezeichnete Sendungen.

Cornelia Holsten, die Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, forderte "eine moderne Plattformregulierung, die faire Regeln für Auffindbarkeit auf Benutzeroberflächen schafft". Mit dem neuen Medienstaatsvertrag sollen auch Plattformen und sogenannte Intermediäre reguliert werden (vgl. weitere Meldung in dieser Ausgabe). Dies soll sicherstellen, dass für alle Anbieter von Rundfunkinhalten die gleichen Zugangsbedingungen zu Plattformen gelten. Als Intermediäre gelten zum Beispiel Suchmaschinen wie Google oder soziale Netzwerke wie Youtube oder Facebook.

Wie aus dem Digitalisierungsbericht weiter hervorgeht, empfängt inzwischen mehr als jeder zweite Fernsehhaushalt (55,1 Prozent) das Programm über Internet - zusätzlich zum Empfang über Kabel, Satellit oder Terrestrik. Damit ist das Internet mit 21,2 Millionen Haushalten der weitestverbreitete Empfangsweg für Videoinhalte. Nach wie vor verfügen aber fast alle Haushalte auch über mindestens einen "traditionellen" Empfangsweg; nur in 1,7 Prozent der Haushalte sind die Fernsehgeräte ausschließlich an das Internet angeschlossen.

Digitalisierung des TV abgeschlossen

Dem Bericht zufolge erfreuen sich vor allem Smartphones (11,5 Prozent) zunehmender Beliebtheit für die Videonutzung. Es folgen Laptops (10,2 Prozent), PC (8,3 Prozent) und Tablets (5,1 Prozent). Vor allem die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer sehen zunehmend via Smartphone. Bei der jüngsten Altersgruppe (14 bis 19 Jahre) betrachtet laut Bericht rund ein Drittel (32,2 Prozent) das Smartphone als wichtigstes Empfangsgerät. Den Fernseher nannte nur ein Viertel dieser Alterskohorte als wichtigstes Gerät.

"So gut wie jeder" Fernsehhaushalt empfange sein Programm inzwischen digital, heißt es im Digitalisierungsbericht. Die vollständige Digitalisierung der TV-Übertragungswege sei erreicht. Laut Bericht gibt es in Deutschland 38,5 Millionen Haushalte mit mindestens einem Fernseher. Knapp 1,9 Millionen Haushalte verfügen über kein Fernsehgerät.

Der Digitalisierungsbericht wird seit 2005 jährlich auf Grundlage einer repräsentativen Telefonbefragung von über 6.000 Haushalten durch das Marktforschungsunternehmen Kantar erhoben. Neben den federführenden Landesmedienanstalten haben sich an der diesjährigen Erhebung die Firmen Media Broadcast, SES und Vodafone beteiligt.

Der komplette Bericht kann unter diesem Link bei den Medienanstalten als PDF abgerufen werden.