Zum Frühstück die Nachrichten über einen Sprachassistenten anhören, auf eine virtuelle Reisen gehen mit einer VR-Brille oder Robotermeldungen lesen: Was für einige Nutzer neu klingen mag, ist schon längst Realität. Neue Systeme wie Sprachassistenten, Blockchain und Künstliche Intelligenz setzen sich in der Medienbranche durch. "Welche Trends marktfähig und zukunftsfähig sind, ist immer mehr technologiegesteuert", resümierte BLM-Präsident Siegfried Schneider beim Fachtag "media.innovation 2018" in München.

Die Trends in der Medienbranche fokussieren sich vor allem auf fünf große Bereiche, wie die Vorträge der Experten beim Fachtag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien verdeutlichten. Ganz vorn stehen Sprachassistenten mit "intelligenten Lautsprechern", mit denen das Wetter abgerufen oder der Staubsauger gesteuert werden kann. Doch investiert die Medienwirtschaft schon längst in Erfindungen rund um Blockchain, Big Data und virtuelle Welten. "Kryptische Währungen sind das nächste große Ding", ist BLM-Präsident Siegfried Schneider überzeugt. Die Medienlandschaft biete hierfür ein großes Potenzial.

Mit Blockchain-Technologie Bilder und Rechte verwalten

Bei der Münchner Tagung stellten Experten die mitunter recht komplizierten Systeme vor. Philipp Otto, Direktor des  "iRights.Lab" berichtete von einem Projekt, mit dem die digitale Rechteverwaltung über Blockchain erfolgen soll. Das "Content Blockchain Project" will ein offenes Ökosystem für die Verbreitung digitaler Inhalte schaffen. Bei dem mehrstufigen Projekt wird zunächst ein sogenannter Identifier entwickelt. Dieses Element ist vergleichbar mit der ISBN-Nummer eines Buches. Mit dem Identifier könnten digitale Inhalte wie Texte, Bilder oder Videos kostenlos von jedermann generiert und für alle Ewigkeit gekennzeichnet werden.  

Das Projekt zielt ferner darauf, das Rechtesystem drastisch zu vereinfachen und Transaktionen wie den Verkauf von Fotos oder Videos zu regeln. "Hier spielen rechtliche Vorgaben wie Urheberrecht oder Datenschutzgrundverordnung eine große Rolle", erklärte Otto. Dass das Projekt von dem Mediengiganten Google sowie einem Konsortium von Medienhäusern wie dpa, Zeit Online und Golem finanziell unterstützt wird, zeigt, welche Bedeutung dem Thema Blockchain in der Medienbranche beigemessen wird.  

Auf die Datensätze von Blockchain setzt auch Hendrik Hey, Geschäftsführer von Welt der Wunder. Sein Unternehmen entwickelte ein Lizenzsystem für Videos und Filme. Unter dem Namen MILC ("Micro Licensing Content") werden Bewegtbilder lizensiert. Hinter der Plattform steckt ein ausgeklügeltes System von Rechtevergabe, Lizenzen und Zahlungsmodalitäten. "Das System ist mehrsprachig angelegt und wendet sich an ein internationales Publikum", erklärte Hey sein Geschäftskonzept, mit dem er nun den filmischen Weltmarkt zu erobern hofft.

Sprachassistenten lesen Nachrichten vor und steuern Geräte

Sie heißen Alexa, Siri, Cortana oder Bixby und sollen den Alltag vereinfachen: Sprachassistenten haben die Haushalte erobert. Die Geräte  sind leicht zu bedienen und können auf Zuruf Wetter, Musik oder Nachrichten abrufen und Geräte steuern. Dass die Sprachsteuerung von der Medienbranche genutzt werden kann, machte Christoph Esslinger deutlich. Sein Unternehmen hat das Redaktionssystem "Zelaflow" entwickelt, mit dem eine interaktive Kommunikation über Sprachassistenten erfolgen soll. "Damit erweitert sich die Palette der Kommunikation für Medienhäuser", meint Esslinger.

Augmented Reality lässt virtuelle Welten erleben

Neben den Sprachassistenten gehören Augmented Reality und Virtual Reality zu den Bereichen der Medienindustrie, in die derzeit am meisten investiert wird. Einige Medienhäuser nutzen die Technologie bereits für ihre redaktionelle Arbeit, wie Rolf Illenberger vom VR-Startup Viond berichtete. Die Süddeutsche Zeitung filmte mit einer 360-Grad-Kamera beispielsweise den Sprung eines Skispringers in Oberstdorf. Und der Westdeutsche Rundfunk ermöglichte mit der App eine virtuelle Reise in den Kölner Dom.

Den Fernsehbildschirm um multimediale Inhalte erweitern möchte Tyson Pham mit seiner Applikation. Einmal auf dem Smartphone oder dem Tablet installiert, können Nutzer auf ihrem Bildschirm weitergehende Informationen zu einer Fernsehsendung abrufen: Der Fernsehsender Galileo nutzte die App bereits für eine "Virtual Reality Woche".

Auf der Fachtagung bekamen zahlreiche Startups der Medienbranche die Möglichkeit, ihre Produkte zu präsentieren. Finanzielle Unterstützung bekommen die jungen Gründer unter anderem vom Media Lab Bayern, aber auch von Internetgiganten wie Google oder Medienhäusern wie Springer.

Richard Gutjahr: Transformation der Medienwelt ist unaufhaltbar

Der Journalist Richard Gutjahr, der die media.innovation 2018 moderierte, ist davon überzeugt, dass die Transformation in der Medienwelt unaufhaltbar ist: "Die Sprache wird das Betriebssystem unserer Zukunft, und AR und VR werden kommen", resümierte er. Potenzial für die Weiterentwicklung der Medienhäuser gebe es jedenfalls genug.

 

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