Künstliche Intelligenz durchzieht unser gesamtes Leben. Wie können wir uns orientieren? Wir haben die Neuerscheinungen der Frankfurter Buchmesse gesichtet. Im Podcast "Ethik Digital" präsentieren wir die aktuellen Bücher, die 2024 erschienen sind. Alle Buchtipps auf einen Blick.

Digitale Ethik: Handbuch für Wissenschaft und Praxis.

Petra Grimm, Kai Erik Trost, Oliver Zöllner

Das Handbuch Digitale Ethik sollte in keiner Bibliothek fehlen. Der stattliche Schinken kostet zwar 64 Euro als Taschenbuch, wird sich aber sicherlich zu einem Standardwerk in der Literatur zum Thema etablieren, zumal sich darin die wichtigsten Autorinnen und Autoren zum Thema versammelt haben. Herausgegeben wurde das Buch von Petra Grimm, Kai Erik Trost und Oliver Zöllner.  Das Standardwerk  

Das Handbuch widmet sich den Grundlagen und erklärt etwa theoretische Zugänge. Mehrere Kapitel widmen sich den Werten der Digitalen Ethik wie Gerechtigkeit, Autonomie oder Privatheit. Interessant sind die Beiträge, die sich aktuellen Problemen widmen, wie etwa die Frage nach Überwachung durch Daten oder Benachteiligung durch Bias in den KI-Anwendungen. Schließlich gibt es auch einen Blick in die Praxis, dort können wir der Gamingbranche über die Schulter schauen oder uns mit Fragen der Bildung beschäftigen.  

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Digitale Ethik: Eine Einführung

Dagmar Fenner

Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche und entwickelt sich in hohem Tempo. Damit geht ein Kulturwandel einher, der eine gesellschaftliche Gestaltung erfordert. In der Einführung werden die grundlegenden Begriffe und normativen Prinzipien der Digitalisierungsdebatte geklärt. Der erste große Bereich Digitale Medienethik widmet sich Problemen wie Fake News, Emotionalisierung und Hassrede in Online-Medien. Dies führt zur Frage, ob das Internet die Demokratie fördert oder gefährdet.

Die zweite Teildisziplin KI-Ethik beleuchtet zum einen Gefahren zunehmender Datafizierung und Big-Data-Analysen. Zum anderen werden Chancen und Risiken diskutiert, die mit der Entwicklung immer intelligenterer und autonomerer Roboter verbunden sind. Eine klare Struktur und didaktische Aufbereitung mit vielen Grafiken erleichtern den Zugang zu diesem hochkomplexen und -aktuellen Themenfeld angewandter Ethik. 

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Blick auf vier Buchtitel
Neuerscheinungen Bücher Literatur zum Thema Digitale Ethik

Künstliche Intelligenz: Unser Leben zwischen Realität und Illusion

Arnold Zephir, Fibre Tigre, Heloise Chochois

Wie kann man Künstliche Intelligenz in Bilder fassen? Das habe ich mich gefragt, als ich die Graphicnovel zu KI bestellt habe. Graphicnovels sind gezeichnete Geschichten und in Frankreich schon seit Jahrzehnten sehr populär. Insofern verwundert es nicht, dass dieses Buch entstand und nun auch in einer deutschen Fassung erhältlich ist. Die Autoren Arnold Zephir und Fibre Tigre stammen aus der Wissenschaftsjournalismus, die Illustratorin Heloise Chochois ist routinierte Künstlerin, und was sie gemeinsam entwickelt haben zum Thema Künstliche Intelligenz, funktioniert ziemlich gut.   

Ausgehend von der Geschichte von Yurie, eine Künstliche Intelligenz, die eine Talentshow im Fernsehen gewinnt, erzählen die AutorInnen die Geschichte der Künstlichen Intelligenz und diskutieren, was die Technik so faszinierend macht oder wo auch ihre Grenzen sind. Der Tech-Comic ist ein guter Einstieg ins Thema, zumal er versucht, mit Bildern die komplexe Materie greifbarer zu machen. Ich muss aber gestehen, dass es trockener Stoff ist und ich das Buch eher als Lektüre für Erwachsene begreife. Jugendliche werden sich durch die textlastige Story kaum durchwühlen.   

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Welche KI? Künstliche Intelligenz demokratisch gestalten lassen

Stefan Bauberger

Stefan Bauberger ist Professor an der Hochschule für Philosophie in München, und forscht über Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie. Sein kleines Büchlein, das im Hanser-Verlag erschienen ist, widmet sich der Entwicklung der KI-Technologie in verschiedenen Themenfeldern wie der Zukunft der Arbeit, dem Bereich Medizin und Pflege, Robotern oder aber der Demokratie.  

Besonders spannend finde ich das Kapitel über Autonomes Töten. Bauberger macht deutlich, dass wir bislang davon ausgegangen sind, dass für das Töten von Menschen der Mensch als moralischer Akteur Verantwortung übernehmen muss. Die Entscheidung, das Töten an eine KI zu übertragen sei, so Bauberger, ein bequemer Weg, Menschen aus der Verantwortung zu nehmen. Und weil es bequem ist, wird der Krieg dadurch nicht unwahrscheinlicher, sondern wahrscheinlicher, so Bauberger.

Vor einigen Jahren noch gab es viele Institutionen, die sich für eine Ächtung von KI-Waffen ausgesprochen haben. Bauberger meint, es müsse der Schreck eines Einsatzes von KI-Waffen antizipiert werden, um eine "große Bewegung hin zu einer neuen globalen Friedenspolitik" zu geben.  

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Künstliche Intelligenz und ethische Verantwortung

Michael Reder, Christopher Koska

Wie ist das, wenn die KI nach meinem Besuch beim Arzt die Entscheidungen trifft?  Wie können wir vermeiden, dass Menschen durch den Einsatz von Algorithmen diskriminiert werden? Wie kann ich Vertrauen erzeugen und messen? 

Das ist ein paar der ganz konkreten Fragen, die in dem Sammelband mit dem Titel Künstliche Intelligenz und ethische Verantwortung behandelt werden. Der Band wird herausgegeben von der Philosophie-Professor Michael Reder und Christopher Koska – und das beste daran ist: Er ist kostenlos als Volltext beim Transcript-Verlag zugänglich.  

Die Beiträge im Buch geben fundierte Einsichten in die KI-gestützte Entscheidungs- und Urteilsfindung. Von der digitalen Operationalisierung über die Rolle des Menschen im Zentrum des technischen Fortschritts bis hin zur Konzeption von vertrauenswürdigen Systemen – im Fokus steht die Diskussion von Chancen und Herausforderungen, die nicht nur Akademiker*innen vielseitige Anregungen zur weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema gibt. 

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