Ob Bussi, Luftkuss, oder Zungenkuss: Immer noch rätseln Forscher über die Ursprünge des Kusses.

Anlässlich des internationalen Tags des Kusses am 6. Juli hat die Freiburger Universität nun mitgeteilt, es sei denkbar, dass sich das Küssen aus der Nahrungsübergabe von der "kauenden" Elternperson direkt in den Mund des Kleinkinds entwickelt habe. Oder das Küssen sei eine Umwandlung des sexuellen Beißens, wie es im Tierreich beobachtet werden könne, mutmaßt der Freiburger Ethnologe Ingo Rohrer.

Doch neueste Forschungen widersprechen der These von der Mund-zu-Mund-Fütterung als Ursprung. Eine weltweit durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass in 168 Kulturen nur bei 46 Prozent das Küssen üblich war und bei einigen sogar als "eklig" empfunden wird. Einige Forscher gehen nun vielmehr davon aus, dass sich das Küssen zuerst in einigen höheren Gesellschaftsschichten etablierte und sich von dort als Statusverhalten nach unten verbreitet hat.

Der Kuss gilt in vielen Kulturen als Ausdruck von Liebe, Freundschaft und Ehrerbietung. Daneben gibt es jedoch noch den rituellen Charakter des Kusses.

Der Apostel Paulus mahnte die Korinther: "Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss." (2. Korinther 13,11 f.) Die alte Kirche kannte den Friedenskuss als Zeichen einer vollständigen Versöhnung. Und die Urgemeinde kannte den Mund-zu-Mund-Kuss (osculum) als zweiten Höhepunkt des Abendmahls nach dem Empfang des Heiligen Geists (conspiratio).

Die wissenschaftliche Erforschung des Kusses nennt man übrigens Philematologie (von gr. phílēma "Kuss").

Deren neueste Erkenntnis: Zwei Drittel aller Menschen drehen beim Küssen ihren Kopf nach rechts!