Wenn sie über die Weide zu ihrem Therapiepferd Anhel geht, ist Angela glücklich. Sie hatte keine einfache Kindheit, das Zusammenleben mit ihrer kranken Mutter war schwierig. In Herzogsägmühle hat sie sich Hilfe geholt und auch Arbeit gefunden. Seit gut einem Jahr hat sie jetzt eine eigene Wohnung in der Nähe. Hier hat Angela einen Vollzeitjob. Sie pflegt und versorgt die Tiere und nimmt selbst Reittherapiestunden. Seither ist sie viel entspannter. Sie würde das jedem empfehlen, der in einer Krisensituation ist:

"Bevor Sie was anstellen, lieber reiten gehen. Das beruhigt."

Heimat in Herzogsägmühle hat auch der 26-jährige Simon gefunden. Sein alleinerziehender Vater verstarb, als Simon noch ein Kind war. Als junger Mann lebte er ein Jahr lang auf der Straße. Im Diakoniedorf Herzogsägmühle kann er wohnen und arbeiten. Das Pferd Zoe ist sein Ein und Alles. "Wir sind ein eingespieltes Team", sagt er.

Der Kontakt zu Tieren verändert die Menschen

Die tiergestützte Therapie gibt es in Herzogsägmühle schon seit 25 Jahren. Betriebsleiter Tomasz Twardowski ist davon überzeugt, dass Menschen Pferde suchen, die zu ihnen passen.

"Der Kontakt zu Tieren verändert etwas in uns. Das spüren alle, die hier tagtäglich arbeiten dürfen."

Man müsse nur offen dafür sein. Das Programm einer Therapiestunde kann man ganz individuell auswählen: Manche Menschen arbeiten mit den Pferden vom Boden aus, bewältigen gemeinsam Bodenhindernisse oder gehen draußen in der Natur mit dem Pferd spazieren. Andere möchten sich aufs Pferd setzen. Manche möchten vor allem passiv vom Pferd getragen werden und wieder andere lernen, mit Sattel zu reiten und das Pferd zu lenken.

Die evangelische Einrichtung Herzogsägmühle liegt idyllisch im oberbayerischen Pfaffenwinkel. Es ist ein eigenes Dorf, in dem 900 Menschen wohnen. In diesem Jahr feiert es 125-jähriges Jubiläum. "Die Gründung war 1894. Das große zentrale Problem in Deutschland war die Vagabundennot, die Jammergestalten auf den Straßen. Die Männer waren arbeitslos geworden durch die industrielle Revolution. Die Idee dieses 'Vereins für Arbeiterkolonien' war: Arbeit statt Almosen - also nicht mit Spenden den Menschen das Brot zu ermöglichen, sondern ihnen in den landwirtschaftlichen Gehöften Arbeit und ein Zuhause zu geben", erklärt Direktor Wilfried Knorr.

Heute bietet das Diakoniedorf Herzogsägmühle Ausbildungen in 41 Berufen an. So profitieren von der evangelischen Einrichtung die Menschen, aber mit Sicherheit auch die Tiere.

TV-Tipp: "Kirche in Bayern"

"Kirche in Bayern" - Das ökumenische TV-Magazin

Das ökumenische Fernsehmagazin "Kirche in Bayern" läuft immer sonntags auf den bayerischen TV-Regionalsendern – unter anderem um 15.30 Uhr auf münchen.tv und um 18.30 Uhr bei Franken Fernsehen. Weitere Sender und Sendezeiten finden Sie unter www.kircheinbayern.de/ausstrahlung.